Z7: So sieht es der Gemeindepräsident von Pratteln

Weil die Gemeinde Pratteln das angrenzende Gelände an die Migros-Tochter Obi verpachtet, droht das Konzertlokal Z7 von Norbert Mandel mit dem Wegzug. Seither hat sich ein veritabler Shitstorm über die Gemeindeverantwortlichen ergossen. Jetzt wehrt sich Gemeindepräsident Beat Stingelin.

So soll das gemäss Gemeinde und Kanton mal aussehen: Neuer Obi hinter dem Z7, daneben eine Verlängerung des 14er-Trams.

Beat Stingelin stört sich daran, dass die Gemeinde Pratteln als kulturfeindlich hingestellt wird. Man sei dem Z7 immer wieder entgegengekommen. Was den Pachtvertrag mit der Migros-Tochter Obi angehe, sei alles im ordentlichen Verfahren zustandegekommen. Einen Wegzug des Z7 würde der Gemeindepräsident bedauern. «Aber am Ende wollen die Leute ja nicht den Standort, sondern das Z7.»

Die Gemeinde Pratteln hat es nicht leicht im Moment: Es stinkt zum Himmel. Und das schon länger. Und jetzt stinkt es auch noch dem Z7-Betreiber Norbert Mandel, so sehr, dass er seinem Ärger Luft machen musste: «Ich bin zwar stinksauer, andererseits liebe ich dieses Kaff».

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Er fühlt sich mit dem Konzertlokal zunehmend unerwünscht. Warum? Die Gemeinde hat der Migros das angrenzende Areal im Baurecht versprochen. Ein Obi soll hier gebaut, die Kraftwerkstrasse geöffnet werden. Mandel hätte dieses Gelände gerne selber gepachtet, für benötigte Parkplätze, ja, für einen erweiterten Konzertpark, den grössten der Schweiz, so seine Idee. 

«Es war ein ordentliches Verfahren»

Warum hat er nicht den Zuschlag erhalten? Das haben wir Gemeindepräsident Beat Stingelin (SP) gefragt: «Herr Mandel kam vor drei, vier Jahren, damals sprach er nur von Parkplätzen. Doch diese liessen sich nicht einfach so bauen, denn wir hätten das Gelände so gar nicht freigeben können. Da sind Altlasten, die entsorgt werden müssen.» Eine teure Angelegenheit. Der Preis, den Mandel zu zahlen bereit war, stand in keinem Verhältnis zu den Kosten, die auf die Gemeinde Pratteln zukommen. Für das Gelände hatten sich auch andere Investoren interessiert, die Gemeinde hörte sie alle an, der Einwohnerrat gab am Ende der Migros den Zuschlag für einen Obi. Sie beteiligt sich mit zwei Millionen Franken an den Sanierungskosten, die Gemeinde übernimmt acht Millionen.

Dass Mandel jetzt, nach zwei Jahren, plötzlich aufschreit, kann der Gemeindepräsident nicht nachvollziehen. «Es ging alles seinen ordentlichen Weg, die Prattler stimmten der Sanierung in einer Volksabstimmung zu.»

Die Gemeinde kam Mandel auch oft entgegen

Den Vorwurf, dass die Gemeinde nur auf Profit aus sei, lässt Stingelin nicht gelten. «Wissen Sie, wir sind Herrn Mandel in den letzten 20 Jahren oft entgegengekommen und haben immer wieder ein, zwei Augen zugedrückt – bei Bewilligungen etwa, oder wenn es Lärmklagen gab».

Auch habe man immer wieder zu vermitteln versucht, was die Parkplatzproblematik des Z7 angehe. «Aber Herr Mandel müsste halt auch Kompromisse eingehen. Es gäbe schon Parkplätze im Industriegebiet, nur müsste er auch bereit sein, dafür etwas zu bezahlen.» Gemäss Stingelin würden sowohl Conforama wie auch Obi Parkplätze anbieten. Es liege an Mandel, deren Bedingungen zu akzeptieren, die Gemeinde könne nur zu vermitteln versuchen.

Saure Gurken für den Gemeindepräsi

Ein Zerwürfnis zwischen Z7 und Gemeinde würde Stingelin bedauern, der durchaus respektvoll über die Konzertfabrik spricht und auch Sympathien für Norbert Mandel durchblicken lässt: «Er ist ein Künstler, ein Typ, der in keine Schublade passt. Aber er ist auch einer, der nur seinen Standpunkt sieht und nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen.» Nicht ohne Amüsement erinnert sich Stingelin daran, wie der Z7-Chef vor einem Jahr mal erzürnt im Gemeindehaus aufgetaucht sei und ihm ein Glas mit sauren Gurken auf den Schreibtisch gestellt habe.  

Problematisch empfindet Mandel nicht nur die Parkplatzsituation, sondern auch die Öffnung der Kraftwerkstrasse. Obi habe sich da durchgesetzt, so heisst es aus dem Z7. Stingelin widerspricht dem. Der Durchgangsverkehr sei Teil der Erschliessung von Salina Raurica.

Auch der Nachbar ist bedroht

Dieses Prattler Grossprojekt, das im übrigen auch ein kantonales ist, betrifft auch den Nachbarbetrieb des Z7, die Glatt AG. Rund 100 Mitarbeiter sind im Maschinen- und Apparatebau beschäftigt. Und wenn man nachfragt, ob man sich auch von der Gemeinde überrumpelt fühle, erfährt man von Geschäftsleiter Pascal Moritz, dass er zumindest irritiert sei. Denn auch der Glatt AG wurde eine Umsiedlung nahegelegt. Die Erweiterung des 14er-Trams, so der Plan des Kantons Baselland, führt über ihr Firmengelände. Dieses ist wie das Z7 im Privatbesitz. Auskünfte mag Moritz keine geben. «Wir möchten zuerst mit der Gemeinde und dem Kanton das Gespräch suchen, um genauer zu erfahren, was die Pläne für uns bedeuten.»

Und Norbert Mandel? Wie erwähnt prüft er bereits alternative Standorte. Gemeindepräsident Stingelin würde einen Wegzug bedauern. «Aber wenn er etwas findet, das seinen Ansprüchen gerechter wird, dann wäre das ja gut für ihn wie auch für die Konzertbesucher. Am Ende wollen die Leute ja nicht den Standort, sondern das Z7.» 

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