Prattelns Bauplanung gefährdet die Zukunft der Konzertfabrik Z7. Mit der Quartierplanung «Fachmarkt Grüssenhölzli» stellt die Gemeinde dem Musikclub nun einen Baumarkt in den Rücken und katapultiert ihn damit mitten in die Einkaufszone. Auf Facebook macht Inhaber Norbert Mandel nun mobil.
Der Kult-Konzerthalle «Z7» – in der Szene liebevoll «Metal Mekka» der Schweiz genannt – drohen die weiterhin ambitionierten Bauvorhaben der Gemeinde Pratteln die Zukunft zu verderben. Im Grüssenhölzli-Gebiet hinter dem Club, wo derzeit vergessene Tennisplätze von der Natur zurückerobert werden, soll in der nahen Zukunft ein OBI-Baumarkt auf rund 20’000 Quadratmetern mit 500 Parkplätzen entstehen.
Mit dem Bauvorhaben käme zur Arealerschliessung der Ausbau der Kraftwerkstrasse, an der das Konzertgebäude liegt. Für das Z7, dem die besagten Tennisplätze lange als Pufferzone zum dahinter befindlichen Grüssenweg-Gewerbegebiet dienten, bedeutet das, nun bald mitten in der Einkaufszone zu stehen – eine für einen Metal- und Rockclub eher weniger geeignete Lage.
Zu wenige Parkplätze
Hinzu kommt, dass die Musikunternehmer bereits heute mit mangelnden Parkmöglichkeiten ihrer Gäste zu kämpfen haben. «Derzeit haben wir 150 bis 200 richtige Parkplätze. Dabei bräuchten wir bis zu 700», sagt Inhaber Norbert Mandel. Das Prekäre: Die Gemeinde sprach der OBI-Franchisepartnerin Migros mit den 500 Parkplätzen mehr Plätze zu, als diese mit 360 Stück selbst verlangte.
Parkiermöglichkeiten, die das Z7 schon seit Jahren sucht und bei den Zwischenlösungen immer wieder von Prattler Grossbauprojekten verdrängt wird, ist aber nur eines der Hauptprobleme des Konflikts. Das zweite sei der Ausbau der Kraftwerkstrasse. Hunderte Besucher warten da vor den Konzerten, im Sommer finden draussen Festivals statt. «Der Ausbau der Strasse bedeutet in erster Linie eine Gefährdung unserer Besucher, wenn dann die ganze Zeit OBI-Lastwagen hin und her fahren», so Mandel.
Totale Mobilmachung
Im Vorwort des vierteljährlich erscheinenden Z7-Magazins ruft der BL-Kulturpreisträger Mandel die Szene nun mit eindeutigen Worten zum aktiven Widerstand auf:
«…haben wir nun das Kriegsbeil ausgegraben und werden ab jetzt und sofort in der Zusammenarbeit mit Politikern und Behörden Vollgas fahren, also ohne Rücksicht auf Verluste ein paar Gänge höher schalten. Um die Möglichkeit am jetzigen Standort bleiben zu können zu erhalten, werden wir wie Parasiten die Herrschaften von Gemeinde und Kanton bearbeiten.»
Sie sollen ihren Unmut brieflich oder per E-Mail direkt am Gemeinderat Pratteln auslassen, fordert Mandel die Unterstützer auf. Und von denen gibt es genug. Die beiden Facebook-Posts des Z7 zum OBI-Thema werden von Kommentaren überschüttet. Darin rufen einige Kommentatoren bereits zu Spendeaktionen auf, um das «Grüssenhölzli»-Areal gleich selbst zu kaufen; auch «Crowdfunding» fällt immer wieder.
Viele befürchten das gleiche Schicksal der bereits 2013 wieder geschlossenen Prattler «Galery Music Bar», welche als kleine Schwester des Z7 selbst Rock-Konzerte im intimen Rahmen organisierte und wegen Mietausständen zuging. Die «atmosphärische» Konzertaufbereitung der Galery wurde anschliessend vom Z7 in dessen Konzertreihe «Mini-Z7» weitergeführt.
Die Kommentare gehen aber auch über das Problem des Z7 hinaus – die Prattler Baustrategie, insbesonders die drei im Bau befindlichen Türme, wird als ganzes angeprangert. Dabei gibt sich Gemeindepräsident Beat Stingelin, der in den Kommentaren oft direkt angesprochen wird, eher wortkarg. Betreffend Z7 habe man jahrelang Lösungen gesucht, aber «es gibt immer zwei Seiten». Aus seinen Äusserungen geht hervor, dass er sich auch mit einem Wegzug des Z7 aus Pratteln abfinden könnte.
Planung läuft seit 2008
Die Quartierplanung «Fachmarkt Grüssenhölzli» wurde bereits 2008 aufgegleist. Mandel selbst hat von den Plänen allerdings erst vor zwei Jahren erfahren, wie er sagt.
Baselbieter Kulturpreisträger 2011: Norbert Mandel (Bild: Matthias Willi)
«Wir können nicht erst zu kämpfen beginnen, wenn der OBI steht», sagt Mandel zu seinem Facebook-Aufruf. Die Gemeinde habe Verlegungsmöglichkeiten der Konzerthalle innerhalb der Gemeindegrenzen gesucht, aber das sei aufgrund der geeigneten Nähe des Z7 zur Autobahn und zum Bahnhof keine Option.
Eine Koexistenz kommt dabei für Mandel nicht in Frage, da eine solche aus seiner Sicht schlicht nicht funktionieren würde. Das betrifft auch den Vorschlag der Gemeinde, die Besucher könnten die OBI-Parkplätze benützen. «Der OBI wird bis 20 Uhr offen haben – unsere Besucher kommen bereits um 17 Uhr. Das klappt nicht», sagt Mandel. Für ihn und zahlreiche Unterstützer gibt es derzeit nur eine Wahl: «Entweder der OBI oder wir.»
_
Mehr zum Thema:
Was die Konzertfabrik eigentlich plante: Grosse Solidarität mit dem Z7 – ob dieses in Pratteln bleibt, ist offen
Das Interview mit den Betreibern Norbert und Melanie Mandel: «Ich bin zwar stinksauer, andererseits liebe ich dieses Kaff»
Die Reaktionen der Fans: «Obi gits gnue ir Schwiz»