Grosse Solidarität mit dem Z7 – ob dieses in Pratteln bleibt, ist offen

Das Z7 fühlt sich in der Gemeinde Pratteln nicht mehr willkommen. Musikfans sind empört und ebenso sauer wie Konzertveranstalter Norbert Mandel. Dieser will kämpfen und bleiben – schaut sich aber bereits im Fricktal und auf der anderen Seite des Rheins nach Alternativen um.

(Bild: Alexander Preobrajenski)

Das Z7 fühlt sich in der Gemeinde Pratteln nicht mehr willkommen. Musikfans sind empört und ebenso sauer wie Konzertveranstalter Norbert Mandel. Dieser will kämpfen und bleiben – schaut sich aber bereits im Fricktal und auf der anderen Seite des Rheins nach Alternativen um.

Die Betreiber des Z7, des grössten Konzertlokals der Nordwestschweiz, sind überwältigt: Seit Norbert Mandel letzte Woche via Facebook auf die für sein Lokal bedrohliche Situation im Prattler Industriegebiet aufmerksam gemacht hat, ging eine Welle der Solidarität durch die sozialen Medien.

Mehrere Tausend Konzertbesucher teilten allein den Bericht der TagesWoche, worin die Problematik dargelegt wurde: Die Gemeinde Pratteln hat das Brachland hinter dem Z7 für teures Geld der Migros-Tochter Obi versprochen. Diese möchte direkt an den Konzertbetrieb angrenzend einen Baumarkt errichten und die Strasse vor dem Z7 für den Durchgangsverkehr öffnen lassen. Die Parkplatzsituation würde in den Augen des Z7 verschärft statt gelöst, Open Airs wie im vergangenen Sommer etwa jenes mit Billy Idol würden unmöglich gemacht.

Wird Pratteln zur kulturlosen Geisterstadt? 

Im Gegenzug möchte die Gemeinde die Konzertfabrik zum Umzug bewegen. Vorschläge, etwa eine Halle im Besitz der UBS für mehr als 800’000 Franken jährlich zu mieten, bezeichnet Mandel als «Lachnummer». Dazu muss man wissen: Das Konzertlokal, das zwar von der Steuer befreit ist, die Gemeinde Pratteln aber auch keinen Franken kostet, ist seit einigen Jahren im Grundbesitz der Veranstalter. Die Hypothekarschulden sind weitgehend amortisiert. Anders wäre der Kulturbetrieb kaum zu finanzieren. Ein Wegzug wäre für Mandel daher die letzte Lösung. Er will für den jetzigen Standort kämpfen.

Das sehen viele Fans gleich wie er. «Pratteln verwandelt sich in eine seelenlose Geisterstadt, in die man nur noch hinfährt, um Schnäppchen zu jagen», schreibt ein Fan. Mandel ergänzt: «Wir finden, dass es hier mehr braucht als seelenlose Einkaufszentren.» 

Im Wochengespräch mit der TagesWoche kritisiert Mandel die Gemeinde Pratteln, die zu wenig transparent und proaktiv informiere. So hatte das Z7 selber Interesse, das angrenzende Brachland zu erwerben. «Pratteln hätte Konzerthauptort der Schweiz werden können», sagt Mandel, der expandieren wollte. Als er und sein Team vor zwei Jahren bei der Gemeinde mit dem Konzept eines Konzertparks vorstellig wurde, erfuhr er zufällig, dass der Deal mit der Migros-Tochter Obi bereits unter Dach und Fach sei.

Im Notfall will man auf die Strasse gehen – oder wegziehen

Welche Trümpfe gegen die Bauvorhaben hat das Z7 noch in der Hand? «Wenn es sein muss, dann gehen wir mit unseren Fans auf die Strasse», sagt Tochter Melanie Mandel (30). Vater Norbert fordert, dass die Energie jetzt gebündelt werden müsse. «Die Leute müssen beim Gemeinderat protestieren. Alles andere bringt im Moment nichts. Wir können versuchen, den Obi wegzukämpfen oder was Geeignetes und Zahlbares in Pratteln finden – was allerdings schwierig ist.»

Eine letzte Möglichkeit wäre der Wegzug. So würden derzeit Standorte im Fricktal geprüft. «Zudem gibt es eine Gemeinde auf der anderen Seite der Grenze, die uns gerne anwerben würde.» Das wäre für Mandel allerdings der letzte Schritt. «Ich bin zwar stinksauer, andererseits liebe ich dieses Kaff.»

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