An der BuchBasel gibt es auch schlechte Literatur, natürlich in Anführungszeichen. «Worst Case Szenarios – Schlechte Literatur» nennt sich eine Veranstaltung des in der Vermittlung schlechter Kunst geübten Schauspielergespanns Cathrin Störmer und Andreas Storm. Sie verspricht, was der Titel besagt, nämlich die Lesung von Texten aus hinreissend schlechten Büchern: von Saddam Husseins Liebesroman bis zu «Dianetik» von Ron L. Hubbard.
An der BuchBasel gibt es aber in erster Linie gute oder zumindest vielversprechende Literatur zu erleben. In geballter Form mit gut 100 Veranstaltungen an drei Tagen, anregend bis höchst originell präsentiert und mit der Verleihung des renommiertesten Schweizer Buchpreises als Höhepunkt. Festivalleiterin Katrin Eckert, im Hauptjob Direktorin des Basler Literaturhauses, hat aus den Trümmern der 2007 eingestellten Buchmesse ein wunderbares Fest der Literatur heranwachsen lassen.
Internationale Hotshots
«Unerhört!» lautet der Titel der diesjährigen Ausgabe. Die Absicht dahinter ist, der «unartikulierten Wut und den Hasstiraden» mit Literatur, Gesprächen und Analysen zu begegnen, wie Eckert im Programmheft schreibt.
Ein paar international schillernde Namen gefällig? Die bekannte israelische Autorin Lizzie Doron wird ihre unter dem Titel «Sweet Occupation» veröffentlichten Lebensgeschichten von palästinensischen Terroristen und israelischen Kriegsdienstverweigerern präsentieren. Sven Regener wird aus seinem Buchhit «Wiener Strasse» lesen, der gefeierte russische Autor Michail Schischkin eröffnet das Festival, Daniel Cohn-Bendit wird mit der Bloggerin Margarete Stokowsky über neue Protestbewegungen diskutieren, «It-Girl» Stefanie Sargnagel tritt auf…
Das ist eine Auswahl der internationalen Hotshots, zu denen sich viele bekannte nationale Namen gesellen werden wie die ehemaligen Buchpreisträger Melinda Nadj Abondji, Lukas Bärfuss oder Catalin Dorian Florescu sowie die gefeierten Newcomer Simone Lappert und Lukas Holliger, einer der fünf Autoren auf der diesjährigen Buchpreis-Shortlist.
Ausserdem gibt «Unerhört!» Menschen eine Stimme, die normalerweise tatsächlich ungehört bleiben: Schauspieler Michael Neuenschwander wird Texte von Sans-Papiers lesen.
Geschichten live serviert
Zurück zu Sargnagel: Sie wird mit einer ganzen Reihe weiterer Autoren nicht nur ihren grossen Auftritt im Festivalzentrum Volkshaus haben, sondern auf einer Beizentour «Shot Stories» lesen. Man bestellt sich im «Carambolage», im «Smuk» oder im «Goldenen Fass» einen Drink (oder eben Shot) und bekommt zum Getränk live eine kurze Geschichte serviert.
Das ist nur ein Beispiel, wie die BuchBasel sowohl inhaltlich, wie auch mit speziellen und originellen Arten der Vermittlung Spannung verspricht. BuchBasel ist mit einem geballten Programm an 25 Veranstaltungsorten eigentlich eine Zumutung für Literaturfreunde, denen in kurzer Zeit so viele Entscheidungen abverlangt werden. Aber die Zumutung ist so vielversprechend, dass man sie nur als Glücksfall bezeichnen kann.
BuchBasel. Vom 10. bis 12. November an diversen Veranstaltungsorten von Basel bis Sissach.