Michael Koch ist der erste Gewinner des neuen Basler Filmpreises

Das audiovisuelle Schaffen der Region wird im Rahmen der neuen Filmförderung nun von den beiden Basel ausgezeichnet: Die Premiere in der Gare du Nord war schnörkellos und rasch vorbei.

(Bild: Nici Jost)

Es ist eine Premiere für den Basler Filmpreis und für das Basler Film- und Medienschaffen sowieso: Erstmals seit audiovisuelle Produktionen in der Region Basel gefördert werden, ist die Vergabe des Basler Filmpreises in den Händen der beiden Halbkantone. Eine unfreundliche Übernahme, wie Balimage-Präsident Philipp Cueni am Montagabend gefragt wurde? «Im Gegenteil, ich bin sehr froh, dass der Preis jetzt Teil der kantonalen Förderung ist», so Cueni.

Anders als der «Zoom»-Gala-Abend, der vom Verein Balimage ab 2010 siebenmal durchgeführt worden war, ist der neue Film- und Medienkunstpreis eine öffentliche Veranstaltung. Das Laufpublikum scheint davon allerdings noch nichts mitbekommen zu haben, die Filmszene blieb weitgehend unter sich und füllte den Vorführraum im ehemaligen 1.-Klasse-Buffet der Gare du Nord bis auf den letzten Platz.

Gemeinsames Bemühen

Neugierig und erwartungsvoll gespannt waren die Anwesenden alle, vereinzelt aber auch skeptisch: Die dreitägige Werkschau, die als wesentlicher Bestandteil von «Zoom» das Basler Filmschaffen in all seinen Spielarten vom Kurz- über den Lang- bis zum Auftragsfilm gewürdigt hatte, wurde zugunsten einer reinen Preisverleihung gekappt. «Ich vermisse die Festival-Atmosphäre», klagte denn auch ein Filmemacher. Vom Ambiente ganz zu schweigen: Habe «Zoom» an seinen Filmabenden im Schauspielhaus wenigstens noch mit dem Glamour kokettiert, sei davon wenig geblieben. 1. Klasse? Eher Holzklasse.

Philippe Bischof, Leiter Abteilung Kultur Basel-Stadt, hob in seiner Grussadresse dagegen die symbolträchtige Natur des «wunderbaren Ortes» als «Grenzstelle» hervor. Esther Roth, Leiterin Abteilung Kulturelles Basel-Landschaft, sekundierte und strich die Bedeutung der Gare du Nord als «bezeichnenden Ort für die Region» heraus: Die Diskussion um die Reduktion der Kulturpauschale im Baselland sei nicht spurlos an dem Haus vorbeigegangen, trotzdem stehe die Gare du Nord für das gemeinsame Bemühen, das Kulturschaffen der Region zu stärken.

Balimage macht weiter

Dass der Basler Filmpreis im Rahmen der neuen Filmförderung vergeben werden könne, sei dem Einsatz vieler Beteiligter zu verdanken, sagte Bischof –  entscheidend seien aber vor allem die «starken Filme» der vergangenen Jahre. Roth erklärte, die neue Filmförderung solle es den Filmemachern erlauben, weiterhin mutig und innovativ zu sein: «Gerade die ungewöhnlichen Perspektiven sind förderungswürdig.»

Dieses Modell sei für die nächsten zwei Jahre gesichert, erklärte Balimage-Präsident Cueni, dann werde das Parlament die Rahmenbedingungen neu verhandeln. Sein eigener Verein wolle sich nach der Übergabe des Filmpreises an die Kantone aber nicht etwa aus dem Filmlobbying zurückziehen: Künftig werde man mit Anlässen wie dem Basler Filmabend anlässlich von Salt Cinema auf dem Münsterplatz das Bewusstsein für den regionalen Film in der Öffentlichkeit stärken und die Vernetzung und den Erfahrungsaustausch innerhalb der Branche vorantreiben. An diesem Abend jedoch wolle er sich zurücklehnen und geniessen: «Den Rest machen die Kantone.»

Die Preisvergabe

Anders als in den vergangenen Jahren ging die Preisverleihung selbst speditiv, fast schon schmucklos über die Bühne: Kein musikalisches Rahmenprogramm, statt einer Trophäe gab es Urkunden, und Moderatorin Karin Salm verzichtete weitgehend auf Plaudereien mit der Jury (Filmemacherin Aya Domenig, Künstlerin Elodie Pong und Sven Wälti von SRG/SRF). Das sparte Zeit, drückte aber auch den Unterhaltungswert der Veranstaltung.

Neu wird der Preis nur noch in drei statt wie bisher fünf Kategorien vergeben. Der Basler Medienkunstpreis 2016 (10’000 Franken) ging hälftig an Dominique Koch («Perpetual Operator») und Esther Hunziker («Earth»). Den Filmförderpreis (10’000 Franken) erhielt Eva Vitija, die mit ihrem Dokumentarfilm «Das Leben drehen» die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatsphäre auslotet und damit schon den Prix de Soleure gewonnen hat.

https://tageswoche.ch/gesellschaft/das-leben-drehen-mein-vater-der-kameraheld/

Den Hauptpreis (20’000 Franken) durfte Dominique Kochs Bruder und Wahlberliner Michael Koch entgegennehmen, der mit seiner Milieustudie «Marija» einen «schonungslosen Blick» auf das Schicksal von Migranten in Dortmund wirft, wie die Jury ausführte.

Pünktlich nach Fahrplan waren die Preise exakt eine Stunde später vergeben, nächster Anschluss: der Apéro riche.

https://tageswoche.ch/kultur/michael-koch-ein-feingeistiger-filmemacher-den-es-von-basel-nach-berlin-zog/

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