Der Brexit als Warnung

Die jungen Briten haben sich den Brexit auch selbst eingebrockt. Zu wenige gingen abstimmen. Auch in der Schweiz gingen deshalb schon wichtige Abstimmungen verloren. Dass die Jungen auch motiviert werden können, zeigen die Zahlen bei der Durchsetzungsinitiative.

Demonstrators take part in a protest aimed at showing London's solidarity with the European Union following the recent EU referendum, inTrafalgar Square, central London, Britain June 28, 2016. REUTERS/Dylan Martinez TPX IMAGES OF THE DAY

(Bild: DYLAN MARTINEZ)

Die jungen Briten haben sich den Brexit auch selbst eingebrockt. Zu wenige gingen abstimmen. Auch in der Schweiz gingen deshalb schon wichtige Abstimmungen verloren. Dass die Jungen auch motiviert werden können, zeigen die Zahlen bei der Durchsetzungsinitiative.

Die Briten wollen ihren eigenen Weg gehen und wenden sich vom Gedanken eines vereinten Europas ab. Die Rückkehr zur vermeintlichen Eigenständigkeit wird auch hierzulande von rechtsbürgerlicher Seite beklatscht. «Das ist ein guter Tag für Grossbritannien, für Europa – und für die Schweiz», wird behauptet ohne auch nur den kleinsten Beweis. Da es dabei aber nicht um Fakten geht, sondern um Stimmungsmache in eigener Sache, erstaunt das nicht wirklich.

Dass Fakten nicht alles seien, sagten sich auch die Rechtspopulisten in Grossbritannien. Besonders ältere Bürger haben sie mit ihren emotionalen Voten für ein unabhängiges Britannien überzeugt. Entsprechend beklagen sich nun in den sozialen Medien viele jüngere Briten darüber, die Alten würden ihnen die Zukunft verbauen.

Doch das trifft die Sache nicht ganz, wenn man sich die Stimmbeteiligung genauer ansieht: Von den 18- bis 24-Jährigen gab nur etwas mehr als ein Drittel die Stimme ab, von den 55- bis 64-Jährigen waren es über 80 Prozent. Die Jungen haben sich den Brexit also auch selbst eingebrockt.

Schweizer Gegenstück zum Brexit

In der Schweiz ist schon Ähnliches passiert. Die Masseneinwanderungs-Initiative (MEI), die uns jetzt vor so grosse Probleme stellt, ist eigentlich das populistische Gegenstück zum Brexit. Auch hier haben die Jungen zwar mehrheitlich ein Nein eingelegt, aber sie konnten sich nicht durchsetzen: Von den 18- bis 29-Jährigen stimmten gemäss gfs.bern nur 17 Prozent ab. Bei den 50- bis 59-Jährigen waren es 74 Prozent.

Die jungen Menschen in der Schweiz können motiviert werden, wenn man sie direkt anspricht und ihnen erklärt, warum eine Abstimmung für sie wichtig ist. Gut gelungen ist das etwa bei der Durchsetzungsinitiative (DSI). Im Februar gingen 50 Prozent der 18- bis 29-Jährigen abstimmen und haben die DSI zu Fall gebracht. Das Resultat zeigt, dass sie tatsächlich etwas bewirken können. Und manchmal geht es wirklich um ihre Zukunft. Der Brexit sollte ihnen eine Warnung sein. 

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