Der Tänzer hinter dem Tresen

Marc Rosenkranz sagt von sich, er sei eine Rampensau. Vor Publikum will der ehemalige Profitänzer allerdings nicht mehr auftreten, lieber steht er in der Küche oder hinter dem Bar-Tresen.

Sein erstes Café im St. Johann hat Marc Rosenkranz nach sich benannt. Jetzt ist er auch im «Onyx» der Hauptmieter.

(Bild: Eleni Kougionis)

Marc Rosenkranz sagt von sich, er sei eine Rampensau. Vor Publikum will der ehemalige Profitänzer allerdings nicht mehr auftreten, lieber steht er in der Küche oder hinter dem Bar-Tresen.

Wer ein Café nach sich selbst benennt, braucht zwei Dinge: einen schönen Namen und ein grosses Ego. Marc Rosenkranz besitzt beides und gründete vor zwei Jahren die Café Bar Rosenkranz am St.-Johanns-Ring. Nun hat sich der ehemalige Tänzer und Neu-Gastronom am Blumenrain eingemietet – am 22. Oktober feierte das Café Onyx Eröffnung. Das Künstlerleben ist passé, stattdessen dienen ihm die beiden Cafés als Bühne – das ist ganz in seinem Sinne: «Ich bin halt eine Rampensau», sagt der 47-Jährige. 

Rosenkranz wurde in Berlin als Sohn einer Beizerin geboren. Seine Berufung schien klar: «Die Gastronomie wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt.» Trotzdem führte kein direkter Weg hinter den Tresen – Rosenkranz entschied sich zuerst für eine Tanzkarriere. In Lübeck begann er eine Ballettausbildung und führte diese bei John Neumeier in Hamburg fort. 1990 erhielt ein Tänzer-Kollege des Hamburger Balletts die Direktion am Theater Bern und zog Rosenkranz mit sich.

Ab dem Zeitpunkt war er in der Schweiz als Tänzer tätig. Doch mit 30 Jahren hatte er genug von der Ballett-Bühne: «Ich war auf dem Höhepunkt meiner beruflichen Laufbahn – und ausgebrannt.» Rosenkranz begann beim einem Paketdienst zu jobben. Nach dem schillernden Tänzerleben kam der routinierte Alltagstrott: «Interessant war der Job nicht», sagt er.



Hier ist nun eine seiner zwei Bühnen: Im Café Onyx.

Hier ist nun eine seiner zwei Bühnen: Im Café Onyx. (Bild: Eleni Kougionis)

Schon bald sollte sein Gastro-Herz aufflammen. Während seiner Zeit bei UPS ging er für den Pausen-Espresso jeweils ins Café Paganini an der Birmannsgasse. Er lernte den Besitzer kennen und begann kurz darauf, in seinem Stammcafé zu arbeiten. «Das war genial, denn ich hatte wieder eine Bühne.» Nicht nur hatte Rosenkranz seinen Weg in die Gastronomie gefunden, auch die Rampensau war zurück.

In den folgenden Jahren arbeitete er in verschiedenen Gastro-Unternehmen, unter anderem in der «Mitte». Doch Rosenkranz träumte von der Selbstständigkeit: «Ich wollte schon lange meine Ideen im Gastrobereich verwirklichen», sagt er.

Mitten im Trend

Als vor zwei Jahren die Besitzerin des Café Feli am St.-Johanns-Ring pensioniert wurde, witterte Rosenkranz seine Chance. Sein Budget war klein und er hatte nicht viel Erfahrung im Betreiben eines Cafés – eine riskante Ausgangslage. Doch für Rosenkranz gehört das Risiko zum Prozess: «Natürlich ist die Angst immer da. Aber genau das macht ja auch Spass.» Sein Mut zahlte sich aus und er wurde zum Besitzer der neu benannten Café Bar Rosenkranz.

Cafés liegen im Trend – und mit der Café Bar Rosenkranz steckt der ehemalige Tänzer mittendrin. Davon will er allerdings nichts wissen: «Ich bewege mich in einem kleinen Kreis – das bekomme ich nicht mit», sagt er schulterzuckend. Viel wichtiger: Die Gastronomie ist eine Herzensangelegenheit. «Ich hatte schon immer eine Affinität zu Kaffee – und es gefällt mir unter Leuten zu sein.»

Im Trend liegt auch sein Angebot: nachhaltig, biologisch, lokal. Für Rosenkranz, der in seinem Café selbst in der Küche steht, eine Selbstverständlichkeit: «Eigentlich will ich das gar nicht erwähnen, ich finde das gehört für einen Gastrobetrieb dazu.»



Gastronomie und Kunst ist nicht so weit voneinander entfernt, findet Marc Rosenkranz.

Gastronomie und Kunst sind nicht so weit voneinander entfernt, findet Marc Rosenkranz. (Bild: Eleni Kougionis)

Dieses Etikett soll auch für sein neues Lokal, das «Onyx», gelten. Die Inhaber der Räumlichkeiten, Bernie Reichenstein und Vito Geering, sind regelmässige Gäste in der Café Bar Rosenkranz. Rosenkranz’ Know-how hat sie überzeugt – und seine, wenn auch kurze, Erfahrung hat sich ausgezahlt: «Im Vergleich zur Café Bar Rosenkranz ging hier alles so schnell und einfach», sagt der neue Hauptmieter des «Onyx» lachend.

Unter dem Namen «Brandy’s» hatte das Lokal in den 1970ern einen verruchten Ruf. Heute stehen neben der Kulinarik auch die Haare im Zentrum – das «Onyx» ist nämlich eine «Coiffeteria». Reichenstein und Geering betreiben im hinteren Raum – direkt am Rhein gelegen, mit exklusiver Aussicht – einen Coiffeur-Salon.

Noch viel vor

Neben der Koch- und Haarkunst soll schon bald auch die Bühnenkunst im «Onyx» Einzug halten. Den Coiffeur-Salon will Rosenkranz als Kulturraum verwenden – die exklusive Aussicht wäre eine ideale Kulisse: «Ich kann mir vorstellen, dort Jungkünstlern eine Plattform zu bieten», sagt er begeistert. Während zu Tageszeiten Haare geschnipselt werden, könnte man abends in den Genuss künstlerischer Darbietungen kommen.

In Zukunft sieht sich Rosenkranz weiterhin im Gastrobereich: «Ich habe viele Pläne. Aber die verrate ich nicht, sonst klaut die mir noch einer!» Rampensau bleibt eben Rampensau. Aber nicht ganz – seine persönliche Auftrittsplattform bleibt zwischen Café-Hockern und Bartresen: «Selbst will ich nicht mehr auf die Bühne stehen, sondern als Manager im Hintergrund bleiben.»

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