Baschi Dürr preist einen Erfolg als Trendwende und Folge seiner Arbeit. Der Überzeit-Abbau im Justiz- und Sicherheitsdepartement geht aber hauptsächlich auf einen Entscheid der gesamten Regierung zurück.
Für Könige war das Leben angenehm. Ihr Führungsanspruch war gottgegeben und somit lebenslang gesichert. Wer dies anzweifelte, hatte ein Problem. Heute sind unsere staatlichen Führungskräfte vom Volk gewählt und müssen sich alle vier Jahre bestätigen lassen.
Damit dies gelingt, verweisen sie an Medienkonferenzen und in sozialen Netzwerken gern auf ihre Erfolge. Krisensituationen nutzen sie, um ihre Verbundenheit mit dem Volk und ihren Einsatz für dieses zu zeigen. Sie stellen sich als unerschrockene, starke Persönlichkeiten dar, die den richtigen Weg hartnäckig verfolgen und fähig sind, etwas durchzusetzen.
Dabei gilt es, keine Gelegenheit auszulassen, um sich als Tausendsassa zu präsentieren. Dies weiss Regierungsrat Baschi Dürr als ehemaliger Mediensprecher natürlich auch. Entsprechend hat er sich im März als unternehmerischer Führer präsentiert, der es endlich geschafft hat, die stetig steigende Zahl der Überstunden im Justiz- und Sicherheitsdepartement (JSD) zu verringern. Den Erfolg hat er als «Trendwende» betitelt und damit der Bevölkerung gezeigt, dass er die Sache im Griff hat.
Pech nur, dass sich die TagesWoche dafür interessiert, wie viele Überstunden die Staatsangestellten in den letzten Jahren gehortet haben. Wie die Recherchen der Kollegen Matthias Oppliger und Felix Michel ergeben haben, sind es fast deren 600’000. Die Analyse der Details fürs JSD bringen nun an den Tag, dass die Reduktion der Überzeit um 29 Stunden pro Person nicht allein Dürrs Führungsstärke zuzuschreiben ist: Zwei Drittel davon wurde aufgrund eines Beschlusses der Regierung schlicht ausbezahlt.
Es ist klar: Im Wahljahr braucht es eine gute PR-Strategie, um bei der Bevölkerung zu punkten. Und Baschi Dürr hat wirklich einen Erfolg vorzuweisen. Die Überzeit-Zahlen seines Departements waren 2015 wieder auf dem Niveau von 2013. Das hätte genügt. Die TagesWoche wird weiterhin genau hinschauen, damit kleine Trends nicht mit grossen Wendungen verwechselt werden.
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