Manchmal gleicht der Basler Politalltag einem Fantasy-Film: Aus Nebelschwaden tauchen Wiedergänger auf. Wiedergänger sind, damit wir uns verstehen, Gespenstererscheinungen von eigentlich Ab- oder Ausgelebten, «die in die Welt der Lebenden zurückkehren», wie Wikipedia erklärt. Oft «weil ihre Seele auf Grund ihres Lebenswandels nicht erlöst wurde».
Oh Schreck! Damit aber noch nicht genug: Die Kurzmitteilungen des Regierungsrats vom 6. Februar halten einen Form- oder Gestaltwandler bereit. Auch diese erschrecken das Publikum.
Nun aber zu den Fakten: Erstens hat der Regierungsrat …
«… den Vertrag mit dem Sportmuseum Schweiz für das Jahr 2018 über einen Staatsbeitrag von 150’000 Franken genehmigt. Entsprechend dem Überbrückungsbeitrag des Bundesamts für Kultur soll dem Sportmuseum Schweiz mit dem letztmaligen Beitrag des Kantons Basel-Stadt ermöglicht werden, die Leistungen wie bisher weiterzuführen und die Transformation in ein neues Betriebsmodell umzusetzen.»
Ja was jetzt? In der Museumsstrategie ist festgelegt, dass das Sportmuseum nicht länger ein unterstützter Teil der Basler Museumslandschaft sein soll. Dass dem nun doch nicht so ist, hat durchaus Methode beziehungsweise Tradition. Seit Jahren versucht die Basler Regierung – zuletzt sogar mit Unterstützung der grossrätlichen Bildungs- und Kulturkommission –, dieses Museum, das übrigens seit mehreren Jahren nur mehr ein «Begehlager» ist, von der Liste der unterstützten Institutionen zu streichen.
Doch beim letzten Versuch, den Unterstützungsbetrag für das Sportmuseum zu kippen, hatte die Regierung die Rechnung ohne die Kulturförderpartei SVP gemacht. Denn der Grosse Rat beschloss, auf einen Vorstoss der Volkspartei hin, die Unterstützung weiterlaufen zu lassen. (Übrigens, auch die SVP Baselland mag das Sportmuseum ganz besonders, was aus diesem überaus lesenswerten Landrats-Protokoll hervorgeht.)
Die Regierung spricht jetzt von «letztmalig». Das sagte sie schon früher. Aber magistrale Worte allein, das zeigt die Geschichte, vermögen Wiedergänger eben nicht zu erlösen.
Auch bei der zweiten Nachricht geht es um Wiedergänger – und gleichzeitig um Formwandler. So hat der Regierungsrat …
«… festgestellt, dass anstelle der zurückgetretenen Helen Schai-Zigerlig als Mitglied des Grossen Rates nachrückt: Felix Meier, Liste 7 (CVP) des Wahlkreises Grossbasel-West.»
Felix Meier? Den Namen kennen wir doch. Nicht, weil sich Meier als Politiker inhaltlich sonderlich profiliert hätte. Er gelangte vor rund 13 Jahren als FDP-Mitglied in den Grossen Rat, worauf er sich als flinker Formwandler bewies: Er verliess die FDP und trat zur SVP über, die er aber nach wenigen Jahren mit grossem Getöse wieder verliess, um bei der CVP weiterzumachen.
Aber nicht nur als Formwandler ist Meier eine Ausnahmeerscheinung, sondern auch als Wiedergänger. Denn er wurde dreimal nicht gewählt, um dann von der Ersatzbank aus ebensoviele Male doch noch im Grossen Rat aufzutauchen.
- 2004 wurde er als FDP-Mitglied ein erstes Mal nicht gewählt.
- 2006 rückte er noch für die FDP in den Rat nach.
- 2008 schaffte er für einmal die direkte Wiederwahl auf der SVP-Liste.
- 2012 reichten die Stimmen auf der CVP-Liste nicht für die Wiederwahl.
- 2014 rückte er für die CVP ein weiteres Mal nach.
- 2016 reichte es erneut nicht zur Wiederwahl.
- 2018 rückt er nun noch immer als CVP-Kandidat einmal mehr nach.
Das zeigt: Auch eine Nicht-Wahl erlöst Wiedergänger nicht. Und vielleicht ist seine Karriere als Formwandler noch nicht zu Ende. Als nächster Schritt stünde ein Übertritt zur GLP an. Das wäre die Formwandlerpartei schlechthin.
Das wäre aber mit einem Risiko verbunden. Denn bei der kleinen GLP könnte es sein, dass er das nächste Mal in einem Wahlkreis nicht wiedergewählt würde, in dem die Partei keinen Sitz gewinnt, den er als Nachrückender beerben könnte. Zumindest wäre er dann aber von seinem Fluch als Wiedergänger erlöst.