Machen Kinder wirklich unglücklich? Das sagen Basler Mütter

Eine neue Studie zeigt: Wenn Paare Babys kriegen, sinkt ihre Zufriedenheit im Leben. Das sorgt unter Mamis aus der Region für Diskussionen.

Eine neue Studie zeigt: Wenn Paare Babys kriegen, sinkt ihre Zufriedenheit im Leben. Das sorgt unter Mamis aus der Region für Diskussionen.

Ein Kind macht die meisten Paare unglücklich. 70 bis 80 Prozent der Eltern sind nach der Geburt ihres ersten Babys unzufriedener als vorher. Dieser Befund einer internationalen Meta-Studie scheint gemäss der Psychologin Christelle Benz von der Fachhochschule Nordwestschweiz auch für die Schweiz zu gelten, wie sie gegenüber der «Sonntags-Zeitung» sagt. Benz wertet zusammen mit Valentina Anderegg von der Uni Zürich eine Studie mit 307 Schweizer Paaren aus. 

Die Gründe für die Unzufriedenheit liegen auf der Hand:

  • Frauen übernehmen nach der Geburt den Löwenanteil der Hausarbeit, ausserdem dürfen sie während des Stillens nicht rauchen und keinen Alkohol trinken. Das frustriert sie.
  • Männer kriegen nach der Geburt häufig die Bilder der leidenden, blutenden Frau nicht aus dem Kopf. Das ist schlecht für das Sexleben.
  • Der weibliche Körper – welche Überraschung – verändert sich bei der Geburt. Damit können Männer und Frauen häufig schlecht umgehen. Auch das ist schlecht für das Sexleben.
  • Viele Frauen erleiden nach der Geburt eine Depression.
  • Das Paar hat nach der Geburt weniger Zeit, um zusammen zu reden.
  • Und wenn sie reden, reden sie nur noch über das Buschi. 

Trotz Ratgebern schlecht vorbereitet?

So weit, so logisch. Was nun aber doch etwas erstaunt, ist das vermeintliche «Tabu», das die Forscherinnen punkto Kinderplanung wittern. Für viele kämen die Veränderungen, die Elternschaft mit sich bringe, aus heiterem Himmel. Nur die wenigsten Paare seien sich vor der Geburt bewusst, wie stark Kinder ihre Beziehungen gefährden könnten. 

Wirklich? Und das, obwohl uns Mütter und Väter im Mamablog, in Geburtsvorbereitungskursen und in Ratgebern seit Jahren davon berichten, wie anstrengend Kinder sind, wie wenig Männer waschen und putzen, und wie wenig Zeit Eltern noch für sich selber haben.

Wir wollten von Basler Müttern wissen, was sie von der Studie halten, und haben bei der Facebook-Gruppe Basler Mamis 2.0 nachgefragt, das ist ein Internet-Treff mit über 3000 Mitgliedern.

Die Meinungen sind gemischt. Eine Mutter findet die Studie daneben: «Sie bestätigt nur das ewige Streben nach Selbstverwirklichung und schürt Ängste bei den Müttern.»

Eine andere schreibt: «Bei mir ist das Gegenteil der Fall: Das Muttersein hat mich zu einem besseren und glücklicheren Menschen gemacht.»

Doch nicht bei allen Müttern klingt das so. «Mein Leben ist sicher stressiger, langweiliger und erwachsener mit Kind», schreibt eine 39-Jährige. Früher sei sie in der Welt herumgereist und habe Nächte durchgefeiert. Das sei jetzt nicht mehr möglich. 

Und eine Frau mit Zwillingen sagt: «Ich habe mir das Leben mit den Kindern nicht einen Bruchteil so anstrengend vorgestellt.»

Weniger Geld, mehr Einsamkeit

Auch die Frage des Geldes ist für Mütter tatsächlich ein Problem, gerade, wenn sie nur noch Teilzeit arbeiten und weniger verdienen. Sie machen deswegen Abstriche bei Beiträgen in die Pensionskasse und an die dritte Säule. Ärgerlich ist es, wenn sie finanziell vom Mann abhängig sind und sich dafür rechtfertigen müssen, was sie einkaufen.

Ein weiteres Problem ist die Einsamkeit. Darunter scheinen einige Mütter zu leiden, da sie tagsüber oft mit den Kindern allein sind. «Die Einsamkeit ist schon krass», schreibt eine Hausfrau. «Das entspricht unserer Gesellschaftsstruktur, wir haben leider keine Sippe mehr.» Eine andere muss häufig Treffen mit ihren Freundinnen absagen, da ihr Mann am Abend Überstunden macht.

Die Kinder können nichts dafür

Die Schuld für diese Probleme liegt aber nicht bei den Kindern. «Es ist die Gesellschaft, die mich unglücklich macht», schreibt eine Mutter. Sie ist seit einem Jahr auf Jobsuche und findet nichts. «Beim Bewerbungsgespräch höre ich immer Kommentare dazu, dass ich vierfache Mutter bin.» Das müssen Mütter häufig erleben, viele Schweizer Arbeitgeber sind nicht familienfreundlich und stellen Mütter auf die Strasse.

Ausserdem stehen Eltern unter Beobachtung. Ist man mit einem Kind in der Stadt unterwegs, wird man ständig auf seine Kinder angesprochen – und für seinen Erziehungsstil kritisiert. «Ich spreche doch auch nicht irgendwelche kinderlosen Leute auf der Strasse an und teile ihnen meine Lebensweisheiten mit», empört sich eine Mutter.

Die Liebe, die Liebe

Aber trotz des fehlenden Schlafs und des stressigen und langweiligen Mütteralltags kann das Leben mit Kindern auch sehr lustig sein. «Ich habe selten so viel gelacht», schreiben gleich mehrere Mütter.

Und dann ist da noch die Sache mit der Liebe. «Das Wissen, das ich bedingungslos geliebt werde, das habe ich dank meiner Kinder und das macht mich unendlich glücklich.»

So viel zu den Müttern, aber was ist mit den Vätern? Sind sie nach der Geburt tatsächlich unglücklicher? Sagen Sie es uns.

 

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