2:3 gegen GC – die bittere erste Heimniederlage des FCB und eine grosse Geste

Nach ebenso spektakulären wie aufwühlenden 94 Minuten vor 31’669 Zuschauern im St.-Jakob-Park unterliegt der FC Basel den Grasshoppers 2:3 (0:2). Mit der ersten Basler Heimniederlage kehrt jedoch nur ein Hauch von Spannung in die Super League zurück, die der FCB weiter mit zehn Punkten Vorsprung anführt.

Nach ebenso spektakulären wie aufwühlenden 94 Minuten vor 31’669 Zuschauern im St.-Jakob-Park unterliegt der FC Basel den Grasshoppers 2:3 (0:2). Mit der ersten Basler Heimniederlage kehrt jedoch nur ein Hauch von Spannung in die Super League zurück, die der FCB weiter mit zehn Punkten Vorsprung anführt.

Am Ende des Tages stand Sascha Amhof Rede und Antwort und der Schiedsrichter räumte zwei Fehler ein. Immerhin zwei.

Das erste Tor für GC? Eine nur schwer zu übersehende, klare Abseitsstellung von Torschütze Yoric Ravet in der 19. Minute. Das Foul von Alban Pnishi an Breel Embolo in der Nachspielzeit? Völlig falsch eingeschätzt vom Unparteiischen. 

Den Rest des Diskussionsstoffes, und von dem gab es ausreichend, kann man unter den strittigen Entscheidungen ablegen, die ein hochintensives, phasenweise spektakuläres Fussballspiel hervorbringt. Zumal, wenn der Tabellenerste auf den Zweiten trifft. «Manchmal ist es gescheiter, nichts über die Schiedsrichterleistung zu sagen, und heute ist so ein Tag», meinte ein angefasst wirkender FCB-Trainer Urs Fischer.




Des einen Trainers Pein, des anderen Freud: Der geprüfte Urs Fischer (jeweils links) und Pierluigi Tami, der mit seiner Mannschaft für einmal das Glück beanspruchte.     (Bild: Keystone)

Die Niederlage ist bitter für den FC Basel. Er war nach dem überfallartigen GC der ersten Halbzeit die drückend überlegene Mannschaft des zweiten Durchgangs. In einem bis an den Siedepunkt hochgekochten St.-Jakob-Park glich der FCB das 0:2 aus und schien, wie Fischer zu Recht feststellte, «dem 3:2 näher als GC».

Dabburs Geniestreich

Den Grasshoppers, die nach dem Seitenwechsel ihrem hohen Tempo Tribut zollten und offensiv nicht mehr stattfanden, reichte eine einzige Szene, um erstmals seit März 2010 wieder in Basel zu gewinnen und dem Serienmeister die erste Heimniederlage der Saison beizubringen. Und diese Aktion war ein Geniestreich von Munas Dabbur in der 80. Minute.

Mit einem Pass von Ravet zog er mit Tempo 20, 30 Meter aufs Tor. Marek Suchy, der Unglücksrabe beim Eigentor zum 0:2, versuchte ihn vergeblich zu stellen, der herbeigeeilte Manuel Akanji, der bis hierhin einen bemerkenswert Match gezeigt hatte, konnte den Israeli auch nicht stoppen und Dabburs Schuss wurde von Tomas Vaclik erst an den Pfosten gelenkt, von wo die Kugel an den anderen Pfosten sprang und schliesslich über die Torlinie kullerte. Mehr Dramatik war in diesem Match eigentlich nicht mehr möglich.



Jubeln ueber das 2:3, der Torschuetze der Zuercher Munas Dabbur, links, und der Zuercher Yoric Ravet, rechts, im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem Grasshopper Club Zuerich, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 8. November 2015. (KEYSTONE/Patrick Straub)

Die Captainbinde vom verletzten Källström übernommen und seine Mannschaft zum Auswärtssieg in Basel geschossen: Munas Dabbur (links, daneben Vorlagengeber Yoric Ravet). (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Ein imponierender FCB und eine gewaltige Kulisse

Das Gipfeltreffen der 15. Runde, das angesichts der klaren Verhältnisse an der Tabellenspitze eigentlich keines darstellte, wurde so ein Festspiel des Schweizer Fussballs, das alles beinhaltete, was diesen Sport ausmacht. Offensives Spektakel der Grasshoppers in den ersten 45 Minuten, eine imponierende Rückkehr des FC Basel im zweiten Durchgang und eine Kulisse von über 31’000 Zuschauern, die den Ball zweimal förmlich ins Tor trug.

Was bleibt nach diesem spätsommerlichen Nachmittag im November, ist der grosse Abstand des FC Basel zu seinen Verfolgern. Damit könnte sich Urs Fischer trösten, lehnte jedoch ab. «Wir wollten den Vorsprung auf 16 Punkte ausbauen. Das haben wir nicht geschafft, und das stinkt mir.»

Die Stimmen zum Schiedsrichter – respektive, was FCB-Spieler und Trainer nicht zum Schiedsrichter sagen wollten:

Der FCB-Trainer hatte drei Tage nach dem Spiel in Lissabon drei frische Spieler gebracht. Jean-Paul Boëtius gab seine Comeback, deutete erneut an, was möglich ist, hatte aber auch seinen Anteil daran, dass GC mit Lust über seinen Flügel konterte. Zdravko Kuzmanovic hatte erneut nicht den gewünschten Einfluss und leistete sich Fehler. Und Davide Callà, dessen Vertragsverlängerung bis 2017 bekanntgegeben worden war, steigerte sich nach Unsichtbarkeit im ersten Durchgang und war an beiden Toren beteiligt.

Was dem FCB in der ersten Halbzeit an Entschlossenheit fehlte, wie er sich bei den Standardsituationen in Verlegenheit stürzen liess, und was er beim 0:1 wie auch bei Marek Suchys Eigentor an Pech beklagte, so vehement antwortete die Mannschaft. Für Fischer ein Zeichen des Charakters seines Teams, dessen zweite Halbzeit er «phasenweise fantastisch» nannte.

Tami: «Basel ist die beste Manschaft»

GC-Pierluigi Tami sprach davon, dass seine Mannschaft jenes Glück gehabt habe, das ihr in den letzten Spielen gefehlt hatte und zog aus dem Coup keine falschen Schlüsse: «Der FC Basel hat gezeigt, dass er die beste Mannschaft ist.»



Der Basler Torhueter Tomas Vaclik, links, kann das dritte Zuercher Tor nicht verhindern im Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem Grasshopper Club Zuerich, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 8. November 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Der K.o.-Schlag: FCB-Torhüter Tomas Vaclik sieht, wie Dabburs Schuss an beide Pfosten prallt und ins Tor kullert. Taulant Xhaka und Marek Suchy können es nicht fassen. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

Schon in 14 Tagen, wenn die Meisterschaft nach der Länderspielpause für GC daheim gegen Vaduz weitergeht, werden Tami fünf Spieler fehlen, die in Basel ihre vierte gelbe Karte sahen: Källström, Bauer, Pnishi, Barthe und Dabbur, der mit seinem 10. Treffer zum Basler Marc Janko in der Torschützenliste aufschloss.

Und wieviel GC wert ist, wenn Källström als Lenker und Denker fehlt, wurde nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden in der 56. Minute augenfällig.

Breel Embolo und die Sportsmanship

Was zum Spektakel im Joggeli auch dazu gehörte, war eine aussergewöhnliche Geste eines der jüngsten (und besten) Spieler auf dem Platz. In der 86. Minute, mitten in der fiebrigen Anspannung eines Spiels auf dem emotionalen Höhepunkt, lenkte erst ein GC-Spieler, dann Breel Embolo einen Schuss von Taulant Xhaka ins Toraus. Der Schiedsrichter deutete auf Eckball für Basel, die GC-Spieler protestierten – und Embolo, 94 Minuten traktiert von seinen Gegenspielern, korrigierte die Entscheidung.



08.11.2015; Basel; Fussball Super League -FC Basel - FC Grasshopper Club Zuerich; Schiedsrichter Sascha Amhof und Kim Kaellstroem (GC) (Daniela Frutiger/freshfocus)

Der fehlbare Schiedsrichter: Sascha Amhof, hier im Zwiegespräch mit Kim Källström. (Bild: Daniela Frutiger/feshfocus)

Das kommt nicht alle Tage vor und ist Sportsmanship, mit der sich der junge Mann noch mehr Freunde macht, als er ohnehin schon hat. Pierluigi Tami, der Embolo aus den Nachwuchs-Nationalteams nur zu gut kennt, hat dafür Anerkennung übrig: «Wir kennen seinen Wert, seine Qualitäten als Spieler. Heute hat er gezeigt, dass er sie auch als Mensch hat.»

Urs Fischer, der ja eigentlich nichts zum Schiedsrichter sagen wollte, meinte trocken: «Das hat irgendwo zum Tag gepasst: Zumindest einer hat es in dieser Situation richtig gesehen.» Schiedsrichter Amhof bedankte sich mit einem Handschlag bei Embolo für die Fairness.

Bleibt zu hoffen, dass der 18-Jährige den nur kurz darauf ausgebliebenen Penaltypfiff nicht als der Welten Undank empfindet. Auf seine Geste kann er jedenfalls stolz sein. Und die Niederlage wird der FCB verschmerzen können.



Der Zuercher Shani Tarashaj, links, und der Basler Breel Embolo, rechts, verabchieden sich nach dem Fussball Meisterschaftsspiel der Super League zwischen dem FC Basel 1893 und dem Grasshopper Club Zuerich, im Stadion St. Jakob-Park in Basel, am Sonntag, 8. November 2015. (KEYSTONE/Georgios Kefalas)

Die grosse Geste des Breel Embolo: Shani Tarashaj (links) bedankt sich nach dem Spiel noch einmal für die Fairness des Basler Stürmerstars. (Bild: Keystone/GEORGIOS KEFALAS)

 

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Das Aufwärmprogramm:

» Der Präsident, die Wonne und die Wut – Einblicke in die Gefühlslage beim FCB zwischen Europa und Super League

» Die Young Boys: Nach dem 1:1 in Lugano seit vier Runden ohne Sieg

» Warum GC wider Erwarten Basels erster Verfolger ist – Mit ein paar statistischen Zahlen und Erörterungen die Entwicklung dieser Saison skizziert

» Auch lesenswert: «Wer nichts einzahlt, holt nichts raus». Kim Källström im spannenden Interview mit der NZZ 

» Aufdatiert bis ins letzte Detail: Das FCB-Dossier der TagesWoche, abgelegt unter rotblaulive.ch

Und noch ein Hinweise in eigener Sache sei erlaubt. Frisch erschienen und als Leseprobe bei der TagesWoche: 111 Gründe, den FC Basel zu lieben

 

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