El Capitán Matias Delgado – Ehre, wem Ehre gebührt

Trainer Urs Fischer macht Matias Delgado zum neuen Captain des FC Basel. Der 32-jährige Argentinier fühlt sich geehrt. Und für ihn und seine Fans schliesst sich ein Kreis.

03.07.2015, Fussball 2.Liga, TSV 1860 Muenchen Saisonvorbereitung 2015/2016, Testspiel, TSV 1860 Muenchen - FC Basel, in Geretsried. Matias Delgado (Basel) am Ball. (Bernd Feil/M.i.S./EQ Images) SWITZERLAND ONLY

(Bild: Bernd Feil/M.i.S./EQ Images)

Trainer Urs Fischer macht Matias Delgado zum neuen Captain des FC Basel. Der 32-jährige Argentinier fühlt sich geehrt. Und für ihn und seine Fans schliesst sich ein Kreis.

Neu ist die Rolle für IHN, für Matias Emilio Delgado nicht. Auch schon bei Besiktas Istanbul trug er ab 2008 die Captainbinde. Bei dem Verein also, zu dem er 2006 vom FC Basel gewechselt war. Jetzt, fast eine Dekade später, übernimmt er beim FCB dieses Amt, in das im Fussball vielleicht mehr hineininterpretiert wird, als es in der Realität bedeutet.

Aber immerhin: Delgado folgt auf Marco Streller nach. Der gilt nach seinem Rücktritt vor gut einem und neben dem heute 72-jährigen Karl Odermatt, der sogar den Titel «Ehrencaptain» trägt, als einer der ganz grossen Spielführer in der Geschichte des FC Basel. Als Delgado am Freitagmorgen im Trainingsquartier in Crans-Montana von Trainer Urs Fischer eröffnet wurde, dass er der neue Captain sein wird, reagierte Delgado ganz in seiner bescheidenen Art. «Ich war ein bisschen überrascht und gleichzeitig sehr glücklich, weil es eine Ehre ist, Captain dieses Team zu sein», sagt er in einem Video auf der Webseite des FCB.

Die pseudo-demokratische Wahl

Neben Delgado sind Marek Suchy (27-jährig), der seit Januar 2014 das Trikot des FCB trägt, und der eben erst zurücktransferierte Zdravko Kuzmanovic (27) als Stellvertreter benannt worden. Urs Fischer erläutert die Entscheidungsfindung so: Erst habe man sich im Trainerteam ausgetauscht, sich Kandidaten überlegt, dann habe man sich mit den übrigen Spielern zusammengesetzt, um deren Meinung einzuholen. Und die war, so Fischer, «deckungsgleich mit der Meinung der erfahrenen Spieler».

Es war also ein pseudo-demokratischer Findungsprozess, an deren Ende der Trainer meint: «Matias Delgado ist die absolut richtige Wahl.»




Elektrisierend: Der junge Delgado in seiner ersten Zeit beim FCB von 2003 bis 2006.

Für Delgado, der vor zwei Jahren nach einem Abstecher zum Al-Jazira-Club in den Vereinigten Arabischen Emiraten nach Basel zurückgekehrt war, bedeutet das neue Amt zunächst eines: «Die Liebe zum Club und zum Team wird die selbe sein. Es ändert sich nicht viel für mich, aber ich habe nun mehr Verantwortung.»

Der FCB und seine Captains: Marco Streller war 2011 auf einen Argentinier gefolgt, auf Franco Costanzo, den die Fans, je länger er in Basel war, desto mehr liebten. Und nun folgt auf den Volkshelden Streller wieder ein Argentinier. Delgado ist der fünfte Captain der jüngeren Vergangenheit. Bis 2006 trug Murat Yakin die Binde, anschliessend, bis 2009, war es Ivan Ergic. Beides Spieler, die ebenfalls tiefe Spuren in Fussball-Basel hinterlassen haben.

Die Anlaufzeit zum alten Wirkungsgrad

Das trifft auch bereits auf Matias Delgado weitestgehend zu. Als junger Mann von Rosario nach Buenos Aires zu den Chacarita Juniors gewechselt, entdeckte ihn Ruedi Zbinden. Von 2003 an entzückte Delgado in Basel die Zuschauer mit seinem Spiel und der wehenden Mähne. Seine Pässe und seine Tore wurden auch noch verklärt, als er 2013 zurückkehrte.

Wie ein Messias wurde ER empfangen, auch von der TagesWoche hymnisch besungen («Der Fantasista»), aber nach dem Abstecher im arabischen Fussball dauerte es länger, als es ihm selbst, dem FCB und den Anhängern lieb war, ehe er annähernd seinen früheren Wirkungsgrad erreichte.

Delgados Vertrag läuft noch bis 2017

Dennoch kam er in der Saison 2013/14 auf 40 Einsätze (5 Tore, 9 Assists). Unter Murat Yakin spielte er sogar ein paar Minuten länger als unter Paulo Sousa. In der abgelaufenen Saison kam Delgado auf 34 Einsätze – auch dadurch bedingt, dass der FCB weniger Wettbewerbspartien zu bestreiten hatte. Dabei erhöhte er seinen Einfluss auf 10 Tore plus 10 Torvorlagen.

Delgado hatte im Spätherbst und im Frühjahr seine besten Phasen und demonstrierte, dass er, dessen Vertrag beim FCB bis 2017 läuft, noch immer sehr wertvoll für die Mannschaft sein kann.

Zwei weitere Meisterschaften mit dem FCB sind jedenfalls hinzugekommen, und auch in den komplizierteren Momenten seit seiner Rückkehr zeichnete sich Delgado als gereifter Fussballprofi aus. Das belegt zum Beispiel ein kurzes Interview nach dem Auswärtssieg in Luzern kurz vor Weihnachten 2014 («Wir sind keine Egoisten»), und den nachdenklichen Delgado traf die NZZ Anfang Mai: «Fussball ist traurig», meinte er da. Nun dürfte alles wieder ein bisschen anders aussehen.

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Die Leistungsdaten von Matias Delgado in der FCB-Datenbank rotblaulive der TagesWoche. Mit einem Klick in die Zeitauswahl lassen sich die Bewertungen des Spielers durch die Redaktion eingrenzen. Mehr zu den Einzelkritiken der vergangenen Saison finden Sie hier.

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