Es ist geschafft: Nach einer müden Nullnummer gegen YB ist der FCB Meister

34’231 Zuschauer im St.-Jakob-Park bekommen fussballerisch nicht viel geboten, weil die beiden führenden Mannschaften der Super League sich weitgehend neutralisieren. Das 0:0 reicht dem FC Basel aber, um sich drei Runden vor Saisonschluss zum sechsten Mal in Serie zum Meister zu machen.

The players of FC Basel with Basel's Marco Streller, center, celebrate their victory of the Super League championship after the game FC Basel against BSC Young Boys at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, Sunday, May 17, 2015. FC Basel won the sixth time in series the Swiss Championships. (KEYSTONE/Patrick Straub) (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

34’231 Zuschauer im St.-Jakob-Park bekommen fussballerisch nicht viel geboten, weil die beiden führenden Mannschaften der Super League sich weitgehend neutralisieren. Das 0:0 reicht dem FC Basel aber, um sich drei Runden vor Saisonschluss zum sechsten Mal in Serie zum Meister zu machen.

Als Sascha Amhof um 17.53 Uhr zum finalen Pfiff ansetzte, passierte Merkwürdiges. Ein Publikum, so nicht den Young Boys zugewandt, jubelte kurz auf, spendete Beifall – und das war es dann auch schon fast mit der Euphorie um den alten und neuen Schweizer Meister.

Die Jubelszenen auf dem Spielfeld des Joggeli waren dem Moment angemessen: Junge und etwas ältere Männer, die sich um den Hals fallen, die sich Meister-Shirts überstreifen, die eine oder andere unter Druck stehende Flasche entkorken, eine Ehrenrunde drehen und sich vor der Muttenzerkurve verneigen. Ein paar Minuten nach Sechs war die Chose im Stadion schon erledigt, hatten sich die mit über 34’000 Zuschauern besetzten Ränge bereits geleert.



The players of FC Basel celebrate with their supporters the victory of the Super League championship after the game FC Basel against BSC Young Boys at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, Sunday, May 17, 2015. FC Basel won the sixth time in series the Swiss Championships. (KEYSTONE/Patrick Straub)

Der Dank an die Muttenzerkurve: Der Meister und seine Fans. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Basler Feierroutine

So ist es also, wenn man zum sechsten Mal hintereinander die Meisterschaft gewinnt: Die ganz grossen Emotionen scheinen nicht mehr ausgelöst werden zu können. Die Berner Young Boys, die seit 29 Jahren einem solchen Glücksgefühl hinterherlaufen, werden sich ein bisschen gewundert haben über die Basler Feierroutine und sich erst recht bestärkt fühlen, eine Wachablösung herbeizuführen.

Doch dafür werden sie in der kommenden Saison eindeutig mehr bieten müssen, als sie an diesem designierten Basler Feiertag im Stande waren. Den Spielverderber hatten sie geben wollen, das Meistergejohle wollten sie nicht über sich ergehen lassen, hatte YB-Trainer Uli Forte angekündigt, doch das Berner Aufbegehren mündete in einem verkrampften Verteidigen des Unentschiedens.

Bei der Choreografie der Muttenzerkurve machte das ganze Stadion mit und erzeugte so eine Stimmung wie schon lange nict mehr:

Und eben dieses Unentschieden, das erste torlose Spiel unter Trainer Paulo Sousa, machte den FCB zum Meister, weil es bei den elf Punkten Unterschied zwischen Basel und Bern bleibt und in den letzten drei Runden nur noch neun Zähler zu vergeben sind.

Der grossartige Empfang, das abflauende Spiel

Die Geschichte dieses Spiels ist schnell erzählt: Mit dem grossartigen Empfang des Publikums für das Heimteam konnte das Dargebotene bald einmal nicht mehr Schritt halten. Und je stärker sich die beiden Kontrahenten ineinander verbissen, desto mehr fiel auch der Stimmungspegel im Stadion.

Gegen Ende der 94 Minuten war lediglich noch das bisschen Spannung geblieben, ob die Berner mit einem Lucky Punch doch noch zum Partschreck werden könnten. Doch YB wollte und konnte nicht mehr, und das gleiche gilt auch für den FC Basel.



The players of FC Basel with Basel's Portuguese head coach Paulo Sousa, left, celebrate their victory of the Super League championship after the game FC Basel against BSC Young Boys at the St. Jakob-Park stadium in Basel, Switzerland, Sunday, May 17, 2015. FC Basel won the sixth time in series the Swiss Championships. (KEYSTONE/Patrick Straub)

Der Meistertrainer: Paulo Sousa bedankt sich bei den Fans. (Bild: Keystone/PATRICK STRAUB)

Beide Trainer hatten mehr oder weniger ihr Bestes aufgeboten, wobei beim FCB mit Matias Delgado und Davide Calla zwei Spieler auf der Bank sassen, die in diesem Frühjahr starke Momente vorzuweisen haben. Dafür kam der FCB quasi in einem Drei-Mann-Sturm daher, mit Marco Streller in der Spitze, mit Derlis Gonzalez über die linke Flanke und Breel Embolo über die rechte.

Dem animierten Beginn folgt die harte Note

Der Auftakt der Partie war noch verheissungsvoll gewesen, animiert auf beiden Seiten, mit hohem, aggressivem Pressing. Ein Tor von Embolo in der achten Minute wurde nach einem Foul an YB-Goalie Yvon Mvogo korrekterweise aberkannt, und auf der anderen Seite klärte Tomas Vaclik gegen Sekou Sanago im Nachfassen. Es waren, ehe sich Fabian Frei (35.) und Adama Traoré (44.) aus der Distanz ein Herz nahmen, für lange Zeit die heikelsten Szenen.

Stattdessen bekam die Partie eine sehr physische, teils überharte Note. Taulant Xhaka war Opfer wie Täter und ist nach einer gelben Karte für einen Schlag gegen den Kopf von Florent Hadergjonaj im nächsten Spiel, am Mittwoch in Aarau, genauso gesperrt wie Marek Suchy, der für ein rüdes Einsteigen gegen Zarate verwarnt wurde.

Gepflegter Fussball fällt aus

Gepflegter Fussball wurde nach dem Seitenwechsel immer weniger gespielt, die Aktionen waren auf beiden Seiten ungenau, und so waren es zwei Kopfbälle, jeweils auf einen Corner, die für die grösste Gefahr sorgten: Strellers Versuch (49.) strich ebenso haarscharf am Tor vorbei wie bei Guillaume Hoarau (64.). Zu notieren war noch ein Gewaltsschuss von Fabian Schär, bei dem Mvogo eine seiner fast obligatorischen Unsicherheiten demonstrierte.

Die Berner langten nicht weniger zu, und negativer Höhepunkt war der Tritt von Matias Vitkieviez gegen Derlis Gonzalez in der Nachspielzeit. Die Verletzungspause war ein weiterer Dämpfer für die Stimmung im Stadion, eher Schiedsrichter Amhof dem Ganzen ein Ende bereitete.

Man darf davon ausgehen, dass Fans und Mannschaft des FC Basel im Laufe des Sonntagabend auf dem Balkon des Stadions und dem Barfüsserplatz wieder jene Feiersymbiose eingehen, die dem Anlass gebührt.

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