Der nächste Rückschlag – und sogar die Gegner spüren die Verunsicherung

Dreieinhalb Tage nach dem Sieg in Manchester ist der Erfolg in der Champions League bereits wieder vergessen. Der FC Basel schafft es zum wiederholten Mal nicht, auf nationaler Bühne eine genügende Leistung zu zeigen. Er verliert in Luzern vor 11’749 Zuschauern 0:1 und liegt 17 Punkte hinter den Young Boys, die gegen die Grasshoppers gewinnen.

Szenen eines Schlusspfiffs: Jubel bei Luzerns Marvin Schulz, Konsternation bei Basels Albian Ajeti (rechts).

Null. Zwei. Null. Null. Null. Zwei. Das sind die Anzahl Tore, die der FC Basel in seinen ersten sechs Partien des Jahres in allen Wettbewerben erzielt hat. In der siebten kam eine weitere Null dazu. Auswärts gegen den FC Luzern schaffte es der Meister erneut nicht, seine wenigen Offensivaktionen in Zählbares umzuwandeln. Basel verliert mit 0:1 und Trainer Raphael Wicky sagt: «Mit solchen Resultaten können wir nicht an die Meisterschaft denken.»

Die Young Boys gewannen gleichzeitig gegen die Grasshoppers 3:1 und haben 17 Punkte Vorsprung. Basel hat zwar zwei Spiele weniger absolviert, aber die Körpersprache und die Aussagen der Angestellten strahlen wenig Optimismus aus. Respektive: keinen. Der Tag komme doch näher, da man den Bernern zum Meistertitel gratulieren müsse, wurde Wicky in der Pressekonferenz gefragt. Er antwortete: «Momentan sieht es so aus.»

Wie auch soll der FC Basel Zuversicht verbreiten, wenn er seit der Winterpause drei von vier Spielen in der Super League verloren hat? Bereits ist der Erfolg gegen Manchester City in der Champions League in weite Ferne gerückt, dieser Sieg, der eigentlich die Initialzündung hätte sein sollen für die Aufholjagd in der Liga.

Die Gegenspieler spüren Basels Verunsicherung

Sogar Gegenspieler wie Christian Schneuwly sagen frank und frei, dass man den Baslern die Verunsicherung anmerke. Solche Einschätzungen in einem Geschäft, in dem sich immer weniger Exponenten offenherzig äussern, sind keine guten Vorzeichen, um in den nächsten Wochen wieder in die Spur zu finden.

Die Verunsicherung führte kurz nach der Pause vor 11’749 Zuschauern und auf einem schlechten Rasen dazu, dass der unter dem neuen Trainer Gerardo Seoane ungeschlagene FC Luzern über die linke Seite angriff. Der ehemalige Basler Pascal Schürpf spielte in der 46. Minute einen weiten Ball durch den Strafraum und am zweiten Pfosten bezwang der Georgier Valeriane Gvilia Tomas Vaclik.

Luzern trifft zweimal den Pfosten

Mit zwei Treffern an die Torumrandung verpasste Luzern zwei weitere Tore, und noch immer hat der FC Basel mit 20 Gegentoren die statistisch beste Abwehr der Liga. Dafür sind ihm mehrere Mannschaften auf den Fersen, was die offensive Ausbeute anbelangt. In Luzern hatten Samuele Campo bei seinem Startelfdebüt, Ricky van Wolfswinkel und Michael Lang die besten Möglichkeiten.

In der zweiten Halbzeit wechselte Wicky zwecks Stimulierung der Offensive Albian Ajeti, Dimitri Oberlin und Neftali Manzmabi ein. Ausser Manzambi, der Langs Chance kurz vor Spielende vorbereitete, brachte keiner Gefahr vor Jonas Omlins Tor.

Dass Marek Suchy in der Nachspielzeit die gelbrote Karte sah, war eine Randbemerkung an diesem Nachmittag. Dass er am Mittwoch, wenn es in Lausanne mit der Nachholpartie weitergeht, gesperrt ist, allerdings nicht. Wicky wird dann, sollte Eder Balanta noch immer verletzt sein, in der Innenverteidigung möglicherweise auf das bisher ungetestete Duo Léo Lacroix und Fabian Frei setzen.

Und vielleicht ist für dieses Duo und den ganzen FC Basel eine Niederlage in Luzern die bessere Initialzündung als ein Sieg in einem kaum mehr bedeutenden Spiel gegen Manchester City.

Die Trainer-Monologe: «Morgen wachen wir auf mit dem Gefühl der Niederlage»

Raphael Wicky, Trainer FC Basel: «Für uns war es das erwartet schwere Spiel. Wir wussten, dass Luzern sehr solidarisch und kampfstark auftritt. Es war eine Partie, die auch 0:0 enden kann, viele gute Torchancen haben wir nicht gesehen. 30 Sekunden nach der Halbzeit waren wir schläfrig und bekommen das Gegentor. Danach kontrollierten wir zwar das Spiel und hatten zwei, drei Tormöglichkeiten, sie waren aber nicht zwingend. Der Sieg in Manchester ist weit weg. Morgen wachen wir auf mit dem Gefühl der Niederlage in Luzern.»

Gerardo Seoane, Trainer FC Luzern: «Wir haben dem Spiel die Richtung gegeben, die uns entgegen kam: In der Defensive waren wir solidarisch und solide, wir standen tief und eng zusammen und konnten mehrmals gut umschalten. Damit Luzern Basel schlägt, muss viel stimmen. Das Selbstvertrauen und das schwer bespielbare Terrain kam uns entgegen und unsere Effizienz ist unglaublich im Moment. Wir haben wenige Torchancen und machen die Tore.»

Die Aufstellung: Frei erneut Innenverteidiger, Campo kommt zu seinem Startelfdebüt

Nach der guten Leistung Fabian Freis in Manchester durfte der Ostschweizer erneut von Beginn weg ran. Einmal mehr setzte Raphael Wicky in der Innenverteidigung auf Frei (neben Marek Suchy), Léo Lacroix blieb ein Platz auf der Bank.

Auf der Bank nahmen in der Super League zum ersten Mal der Innenverteidiger Yves Kaiser (19) und der rechte Flügel Martin Liechti (19) Platz, die beide seit Februar zur ersten Mannschaft gehören. Für Kaiser war es das zweite Aufgebot, er war in Manchester bereits Ersatzspieler gewesen.

FC Basel (4-2-3-1): Vaclik – Lang, Suchy, Frei, Riveros – Serey Dié (78. Manzambi), Zuffi – Campo, Elyounoussi, Bua – Wolfswinkel (54. Ajeti). Bank: Salvi (Tor), Lacroix, Kaiser, Manzambi, Liechti, Ajeti, Oberlin.

FC Luzern (4-2-3-1): Omlin – Grether, Schulz, Knezevic (46. Cirkovic), Sidler – Voca, Kryeziu – Schneuwly, Gvilia, Schürpf (70. Custodio) – Demhasaj (74. Juric). Bank: Zibung (Tor), Cirkovic, Juric, Custodio, Rodriguez, Vargas, Follonier.

Das Aufwärmprogramm

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