Versöhnung und Genugtuung beim 5:1 gegen YB

In einem Spiel, in dem es sportlich um nichts mehr geht, bezwingt der FC Basel den neuen Meister YB gleich mit 5:1. Albian Ajeti trifft vor offiziell 29’181 Zuschauern doppelt und übernimmt mit 15 Treffern die Führung in der Torschützenliste. YB verliert derweil zum ersten Mal seit 16 Spielen – und die Muttenzerkurve singt: «Ihr wollt Schweizer Meister sein?»

Erster Treffer Albian Ajetis – der Basler Stürmer trifft beim 5:1 gegen YB kurz vor Schluss ein zweites Mal und steht mit 15 Treffern an der Spitze des Torschützenklassements.

Wie viel Emotionen doch noch in diesem Spiel steckten, veranschaulichte Raphael Wicky. Der Basler Trainer redete nach einer kritischen Szene auf dem Rasen derart heftig auf den vierten Offiziellen und danach auf den Linienrichter ein, dass man hätte meinen können, es läuft die 90. Minute in einem Spiel, in dem es Spitz auf Knopf steht und um alles geht. Doch stand es 2:0 für den FC Basel, und es ging um gar nichts mehr.

Zumindest sportlich nicht. Der FCB kann nicht mehr vom zweiten Platz verdrängt werden und die Young Boys reisten erstmals seit 32 Jahren wieder als Champion an, was FCB-Captain Marek Suchy vor dem Anpfiff mit einem Blumenstrauss an die Adresse von YB-Captain Steve von Bergen würdigte. Wie schon am 25. Oktober 1986 verloren die Berner Spiel Nummer 1 als Meister in Basel. Im Unterschied zu damals, als der FCB 1:0 gewann, war das Duell diesmal aber ein Spektakel.

«Und ihr wollt Schweizer Meister sein?»

Die Muttenzerkurve singt in Richtung YB-Fans

Man hatte genau das erwarten können, eine Partie mit vielen Offensivszenen, mit vielen Toren, vorgetragen von zwei Mannschaften, die keinen Druck mehr verspüren. Selten hat man den FCB in dieser Super-League-Saison derart flüssig aufspielen sehen, mit teilweise wunderbaren Kombinationen, oftmals mit langen Stafetten direkt gespielter Pässe. In den letzten drei Spielen hat diese Mannschaft 15 der 69 Super-League-Tore erzielt.

Jubel allenthalben: So produktiv wie in den letzten Wochen war der FC Basel in der ganzen Saison nie.

Passend war, dass die Basler im vierten Liga-Duell mit YB schon nach 61 Sekunden durch den abermals überragenden Mohamed Elyounoussi in Führung gingen. Passend war, dass der eingewechselte Dimitri Oberlin das fünfte Tor erzielte, er, der seit Wochen nur noch Teileinsätze absolviert und den ganzen Frust über seine Situation in diesen Weitschuss zu packen schien. Und passend war, dass Albian Ajeti mit seinen zwei Toren zum 2:0 und 4:0 den Nebenschauplatz der Torschützenliste befeuerte.

Der 21-Jährige übernimmt damit die Führung mit 15 Treffern vor Guillaume Hoarau (14), der bei kühlen Verhältnissen im St.-Jakob-Park zusammen mit Roger Assalé glücklos stürmte; in der Berner 4-4-2-Grundordnung, die YB-Trainer Adi Hütter fast in Bestbesetzung hatte auflaufen lassen. Zwischendurch erzielte Luca Zuffi das 3:0, und schliesslich schönte Christian Fassnacht kurz vor Spielende mit dem 5:1 das Resultat aus Berner Sicht.

Das kleine Zeichen nach Bern

Fassnachts Treffer änderte nichts daran, dass die Basler ein kleines Zeichen nach Bern schickten. Ein Zeichen, ab nächster Saison wieder da zu sein, wenn es um den Titel in der Schweizer Fussballliga geht. Raphael Wicky und seine Mannschaft haben den Bernern die erste Niederlage seit 16 Ligaspielen zugefügt. Sie haben erstmals gegen YB in dieser Saison gewonnen und damit zumindest in der Super League eine ausgeglichene Bilanz gegen den neuen Meister.

Die offiziell 29’181 Zuschauerinnen dankten es mit gebührendem Applaus und die Muttenzerkurzve fragte singend in Richtung des gut gefüllten Gästecorners: «Und ihr wollt Schweizer Meister sein?» Der FCB hat für einen Moment der Genugtuung gesorgt, für einen Moment der Versöhnung mit dem Anhang, der seine Farben in neun Tagen titellos in die Sommerpause verabschieden wird.

Trainer-Monologe: «Dieses Team hat sich entwickelt und gefunden»

Raphael Wicky, Trainer FC Basel: «Das war ein sehr gutes Spiel von uns und für mich eine Bestätigung der Arbeit der letzten zwei Monate. Dieses Team hat sich entwickelt und gefunden. Die Anzahl Tore, die wir momentan erzielen, widerspiegelt vielleicht nicht ganz die Realität. Die Art und Weise, wie wir auftreten, allerdings schon. Wir werden uns nicht blenden lassen von den vielen Toren, sondern auf dem Boden bleiben.

Dieser Sieg ist keine Kampfansage an YB für die nächste Saison. Aber wir wollen natürlich versuchen, den Titel zurückzuholen. Nur hat das nichts zu tun mit diesem Spiel.»

Adi Hütter, Trainer Young Boys: «Der FC Basel hat diese Partie in jeglicher Hinsicht verdient gewonnen. Wir waren technisch, taktisch und spielerisch unterlegen. Der Sieg geht auch in dieser Höhe in Ordnung, wir haben uns nicht gut präsentiert. Gegen einen starken FCB im Joggeli ist es schwer, wir waren nicht bereit und haben nach Eigenfehlern Tore kassiert. Zudem hat Basel uns und den Ball gut laufen lassen. Aber ich will die Hand über meine Mannschaft legen, die Spannung ist etwas draussen.»

Die Aufstellung: Riveros ersetzt Petretta

Zwei Änderungen im Vergleich zum Sieg in St. Gallen nahm Raphael Wicky vor: Der Trainer setzte auf der linken Abwehrseite auf Blas Riveros (anstelle von Raoul Petretta) und im Sturm auf Albian Ajeti (für Ricky van Wolfswinkel, der in den letzten Tagen erfolgreich am Meniskus operiert wurde).

Torhüter Tomas Vaclik stand ebenfalls auf dem Platz, nachdem zwei Tage vor  dem Spiel noch unklar gewesen war, ob der zuletzt kränkelnde Tscheche einsatzfähig sein würde.

Wegen einer Kopfverletzung musste Wicky in der 43. Minute Marek Suchy ersetzen. «Er sieht aus wie Rocky Balboa, die Wunde musste genäht werden», sagt der Trainer. Für Suchy kam Eder Balanta, der seit dem 10. Februar wegen einer Muskelverletzung nicht mehr gespielt hatte.

FC Basel (4-2-3-1):  Vaclik – Lang, Frei, Suchy (43. Balanta), Riveros – Serey Dié, Zuffi – Stocker (63. Bua), Campo, Elyounoussi – Ajeti (81. Oberlin).
Bank: Antonio (Tor), Balanta, Petretta, Manzambi, Bua, Oberlin, Pululu.

Young Boys (4-4-2): Wölfli – Mbabu (46. Schick), Nuhu (36. Wüthrich), von Bergen, Benito – Fassnacht, Bertone, Sanogo, Sulejmani – Hoarau, Assalé (67. Nsamé).
Bank: Letellier (Tor), Bürki, Ngamaleu, Nsamé, Schick, Wüthrich, Lotomba.

Das Aufwärmprogramm

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