Mohamed Salah sieht seinen Wechsel nahen

«Vielleicht gibt es diese Woche noch eine Entscheidung.» Das hat Mohamed Salah am Mittwoch zu einem möglichen Transfer gesagt. Dass der FC Liverpool der neue Club des Ägypters werden soll, pfeifen die Spatzen längst vom Dach.

09.01.2014; Marbella; Fussball Super League - Training FC Basel;Mohamed Salah (Andy Mueller/freshfocus) (Bild: Andy Mueller/Freshfocus)

«Vielleicht gibt es diese Woche noch eine Entscheidung.» Das hat Mohamed Salah am Mittwoch zu einem möglichen Transfer gesagt. Dass der FC Liverpool der neue Club des Ägypters werden soll, pfeifen die Spatzen längst vom Dach.

Vielleicht hatte die Szenerie am Mittwochnachmittag schon etwas Symbolhaftes an sich: Mohamed Salah ging um kurz nach vier und 22 Spieler des FCB sowie die Betreuercrew blieben zurück auf dem Trainingsplatz. Ein leichtes Ziehen im Oberschenkel, nichts Besorgniserregendes deutete Salah noch an, ehe er zu seinem Velo trottete und vom Campus zum St.-Jakob-Park radelte.

Nicht, um vorher noch auf die Frage zu antworten, die alle interessiert: Kommt er wieder zurück auf den Trainingsplatz? Bleibt er beim FC Basel? Oder verlässt er Club und Stadt, noch ehe am 2. Februar in Lausanne die Saison fortgesetzt wird?

«Vielleicht«, sagt Mohamed Salah, «vielleicht gibt es diese Woche noch eine Entscheidung.» Er lächelt sein entwaffnendes Mohamed-Salah-Lächeln, zuckt mit den Schultern und fügt an: «Ich weiss es nicht.»

Vorgefühlt hat der FC Liverpool bereits

Die Spatzen pfeifen es ja inzwischen längst von den Dächern: Der FC Liverpool soll drauf und dran sein, ein Angebot beim FC Basel zu deponieren. Dass es der berühmte Club von der Anfield Road werden könnte, verdichtete sich, als Salahs Vater in ägyptischen Medien die Reds als Lieblingsclub seines begehrten Sohnes nannte. In englischen Medien wird ein Wechsel Salahs schon seit Wochen hoch und runter dekliniert.

Mohamed Salah (Zweiter von links) im Kreis einer prominenten Auswahl, die der Getränkehersteller Pepsi für seine globale Kampagne zusammengestellt hat. Im Zentrum: Lionel Messi.

Mohamed Salah (Zweiter von links) im Kreis einer prominenten Auswahl, die der Getränkehersteller Pepsi für seine globale Kampagne zusammengestellt hat. Im Zentrum: Lionel Messi. (Bild: PepsiCo)

In Basel ihre Aufwartung gemacht haben Emissäre aus Liverpool schon vor Weihnachten. «Der Club sagt, dass es kein Angebot gibt.» Sagt Salah. Das war am Mittwoch Nachmittag und kann sich längst geändert haben. Mohamed Salah klingt jedenfalls so, als ob er mehr wüsste, als er einem TagesWoche-Journalisten preisgeben mag oder kann.

Letzter Test am Sonntag mit oder ohne Salah?

Ob Salah am Sonntag noch den abschliessenden Test gegen Servette (15.00 Uhr, Schützenmatte) in Rotblau mitmacht, hängt wahrscheinlich ausschliesslich davon ab, wie schnell ein Transfer über die Bühne gehen kann. Also davon, wie viel Ablösegeld ein Interessent bereit ist, auf den Tisch zu legen für einen Publikumsliebling.

Der FC Basel wird sich kaum genieren, für sein Juwel einen sehr hohen Preis aufzurufen. Der ägyptische Nationalspieler, in der Heimat mit gerade einmal 21 Jahren ein sportlicher Volksheld, hat sich speziell in der finanziell überpotenten Premier League einen Namen gemacht. Vor allem mit seinen Schmetterantritten und Toren gegen Tottenham Hotspur und den Chelsea FC.

FCB kann seinen Einsatz vervielfachen

Zwischen acht und zwölf Millionen Pfund, also knapp 18 Millionen Franken bewegten sich jüngst die Summen, die den Marktwert beziffern sollen.

Schon damit wäre Salah der teuerste Spieler, der je aus der Schweiz ins Ausland transferiert wurde. Auch 20 Millionen sind vorstellbar für einen Spieler mit seinen Anlagen und einem Vertrag bis 2016. Womit der FCB den Erlös vervielfachen würde im Vergleich zu dem Betrag, den er vor knapp eineinhalb Jahren für den Spieler einsetzte.

Es sollen gegen drei Millionen Franken gewesen sein. Überliefert von damals ist jedenfalls das Bonmot des Präsidenten der Arab Constructors, als FCB-Sportdirektor Georg Heitz in Kairo verhandelte: «Wenn Sie einen Rolls-Royce haben wollen, müssen sie auch den Preis für einen Rolls-Royce bezahlen.»

Angeblich will Chelsea mitbieten

Am Mittwoch Abend schossen die Spekulationen noch einmal ins Kraut, gespeist aus mehr oder eher minder verlässlichen englischen und arabischsprachigen Quellen. Hier wird gemeldet, dass Salah am Freitag in Melwood, dem Trainingszentrum des Liverpool FC vor den Toren der Stadt, zum medizinischen Test erwartet wird. Dort wird kolportiert, dass der Chelsea FC bereit sei, um den «ägyptischen Messi» mitbieten zu wollen – bis zu einem Betrag von 18 Millionen Pfund, was nach aktuellem Kurs mehr als 27 Millionen Franken wären.

Spät in der Nacht auf Donnerstag wurde der Deal zwischen Liverpool und Basel dann auf ägyptischen Internet-Plattform kingfut.com bereits als perfekt gemeldet.

Von der Clubleitung des FC Basel ist zum aktuellen Stand nichts zu vernehmen. Präsident Bernhard Heusler und Georg Heitz haben sich auf Tauchstation begeben und teilen mit, dass es derzeit nichts zu sagen gibt.

Schwierige Suche nach einem Innenverteidiger

Neben Mohamed Salah gibt es ja auch noch ein paar andere Dossiers zu bearbeiten, mal ganz davon abgesehen, dass ein Club wie Borussia Mönchengladbach ein Auge auf Yann Sommer geworfen hat – und angeblich auch auf Valentin Stocker. Da gibt es zum Beispiel die Suche nach einem Innenverteidiger, nachdem sich Ivan Ivanov das gerissene Kreuzband im Knie operieren lassen musste, Fabian Schärs Rückkehr auf den Platz nach einer Sehnenoperation im Knie ungewiss ist und nun auch noch Gaston Sauro angeschlagen ist.

Die Fahndung gestaltet sich schwierig, wie Murat Yakin schildert. Zumindest nach valablen Kandidaten, die mehr als eine Handvoll Spiele im Herbst bestritten haben. «Das ist zu wenig für den FC Basel», sagt der Trainer. Im Notfall wird Fabian Frei zum Innenverteidiger umfunktioniert.

Die Personalnot auf dieser Position wird zum glücklichen Umstand für Simon Dünki. Der 19-jährige Verteidiger aus der U21, der die Vorbereitung in Marbella mitmachte, hat bei Murat Yakin einen guten Eindruck hinterlassen und trainiert bis auf Weiteres bei den Profis mit.

Ohne Salah? Noch flexibler!

Kommt es zum Abgang von Mohamed Salah, wird es auf die Schnelle nicht einfach sein, dem Publikum eine vergleichbare Attraktion zu bieten. Das Transferfenster vom Ausland in die Schweiz schliesst am 15. Februar.

Yakin macht sich schon Gedanken darüber, wie er das Offensivspiel ohne Salah gestalten würde. Noch mehr Flexibilität würde er von seinen Spielern abverlangen. Zwei «Zehner» hinter einer Spitze, zwei Spitzen. Offensive ohne festgezurrte Positionen, so wie im Trainingsspiel am Mittwoch, als sich etwa Serey Die auf dem rechten Flügel tummelte. «Oder mit den beiden Degens», orakelt Yakin, «oder einem Dreier-Mittelfeld.» Oder, oder, oder.

Nur von einem hat er vorerst mal wieder gedanklich Abschied genommen: Von einer Dreierkette in der Abwehr – «ich hab‘ ja keine Innenverteidiger mehr.»

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Mohamed Salah beim FC Basel und in der TagesWoche – ein Auszug:

Die Entdeckung: FCB an ägyptischem Nationalspieler interessiert

Das Testspiel: Die eindrückliche Arbeitsprobe des Mohamed Salah

Die Verpflichtung: Der erste Ägypter für den FCB

Das Interview: «Viele Ägypter fragen mich, wie sie den FC Basel verfolgen können»

Die Lobpreisung: Mit Salah wird der FCB von der Boa zur Kobra

Der aufgehende Stern in England: Mohamed Salah und die Sache mit dem Rolls-Royce

Der Spieler und die Politik: Salah spricht und dann geht es um Sport

Die «Saukiste» gegen Chelsea: Geschichtsstunde in London

Der Star in der Heimat: Der Fussball-Pharao von Basel


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