YB ist eine gewachsene Einheit mit grosser offensiver Schaffenskraft

Die Young Boys reisen als unangefochtener  Leader zum Spitzenspiel nach Basel (Sonntag, 16 Uhr). Trainer Adi Hütter gefällt die Entwicklung des Teams, das seine Torproduktion auf mehrere Schultern verteilt und in Roger Assalé eine der grossen Attraktionen der Liga in seinen Reihen hat.

Zusammen nach Basel: Die Berner Young Boys haben die erste Partie gegen den Meister für sich entschieden, mit sieben Punkten Vorsprung duellieren sich die beiden Teams 106 Tage später zum zweiten Mal. (Bild: KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Zwei Tage waren seit der Niederlage gegen Moskau vergangen und sowohl Spieler als auch die Clubverantwortlichen beim FC Basel hatten Zeit, sich die Geschehnisse in aller Ruhe durch den Kopf gehen zu lassen. In dieser Ruhe, fern jeglicher Aufregung, sagte Marco Streller: «Das Team ist noch nicht ganz stabil, aber viel stabiler als noch vor zwei Monaten.» Die Aussage darf der Konkurrenz in der Liga gefallen: Der FC Basel ist selbstkritischer geworden, ein Alleingang an der Tabellenspitze, wie er ihn zuletzt fast schon emotionslos abgespult hatte, liegt für den 20-fachen Meister in weiter Ferne.

Am Sonntag (16 Uhr) trifft Basel auf die Young Boys. Und beim Leader in Bern nimmt man die Aussagen Strellers mit der Ruhe des Tabellenführers zur Kenntnis. «Der FCB hat sich verändert, er gewinnt nicht mehr so einfach wie noch in der Vorsaison», sagt YB-Trainer Adi Hütter. Über die Stabilität des FC Basel, der bisher eine Saison mit ekstatischen Höhen wie dem Sieg gegen Lissabon und ernüchternden Pleiten wie gegen Lausanne spielt, will sich Hütter aber nicht auslassen. Über sein eigenes Team sagt er aber: «Wir sind sehr stabil. Die Entwicklung, die ich sehe, gefällt mir.»

Bild nach dem ersten Duell zwischen Bern und Basel: YB gewinnt in der ersten Runde mit 2:0 – zur augenscheinlichen Freude Adi Hütters (links).

YB führt die Tabelle mit sieben Punkten Vorsprung an, hat mit 32 Toren die mit grossem Abstand beste Offensive und kassiert pro Partie weniger als einen Gegentreffer. Diese statistischen Werte zeugen von einem Team, das zum Saisonauftakt einen ersten Anker gesetzt hat, mit einem 2:0-Sieg gegen den Meister und Cupsieger.

Hört man sich in Bern bei jenen Branchenkundigen um, die YB Woche für Woche begleiten, dann zeichnen die das Bild einer Mannschaft, die dank der kontinuierlichen Arbeit in der dritten Saison unter Hütter zu einer funktionierenden Einheit zusammengewachsen ist.
Für Basels Trainer Wicky hat «YB die Konstanz, die Basel in den letzten Jahren hatte». In der Schweiz haben einzig Lausanne und Thun gegen die Berner gewonnen, international gelang das dem ZSKA Moskau und zuletzt am Donnerstag Dynamo Kiew.

YB löst sich aus der Abhängigkeit von Hoarau

Zwischen der Partie gegen die Ukrainer und dem Duell mit Basel liegen zwei Tage, der FCB hat nach dem Moskau-Spiel doppelt so lange Zeit für die Regeneration. «Basel ist sicherlich in einem besseren Zustand», nennt Hütter einen der Vorteile aus Seiten Meister. 

Das muss nicht viel bedeuten in Anbetracht des Berner Kaders, das breiter aufgestellt ist als zuletzt, das mit kräftigen und schnellen Spielern vor allem in der Offensive von sich reden macht. Ebenda war der Erfolg in den letzten Jahren auf Gedeih und Verderben der Formkurve Guillaume Hoaraus ausgeliefert. Seit August ist der Franzose verletzt, und es ist ein Qualitätsmerkmal, dass andere in die Bresche springen: In der Liga haben vier Spieler vier oder mehr Tore erzielt. Beim FC Basel kommt abgesehen vom langzeitverletzten Ricky van Wolfswinkel keiner auf diese Zahl.

«Wir kompensieren Ausfälle einiges besser als noch in der letzten Saison», sagt Hütter. Der Österreicher setzt in der Offensive auf Jean-Pierre Nsame, der vom Challenge-Ligisten Servette gekommen ist und mit acht Treffern zum Ligatopscorer avancierte. Er setzt auf Christian Fassnacht, der vom FC Thun gekommen ist und in der Liga auf fünf Tore kommt. Und er setzt vor allem auf Roger Assalé. Der 23-jährige Ivorer spielte zuletzt in der wenig bekannten Liga der Demokratischen Republik Kongo und ist in der Schweiz eine der Attraktionen der Liga.

Roger Assalé feiert eines seiner zwölf Tore – der 23-Jährige gehört zu den grossen Attraktionen der Liga.

Der Bestand an Berner Offensivkräften ist bemerkenswert, während Basels Trainer Raphael Wicky in der Angriffsspitze vor allem 20-Jährige zur Verfügung hat. Zudem agieren Kasim Nuhu und der ewige Steve von Bergen im Zentrum einer Abwehr, die in der Liga in mehr als der Hälfte aller Spiele ungeschlagen blieb.

Am Sonntag spielt also das formstärkste Team gegen den Meister, Hütter erwartet eine Partie «zwischen zwei Topmannschaften, vor einer tollen Kulisse». 30’200 Tickets haben die Basler bis am Freitag abgesetzt. Und vielleicht erleben die rund 1500 erwarteten Berner die Korrektur des einzigen kleinen Schönheitsfehlers, den Adi Hütter zu beklagen hat: «Seit ich hier Trainer bin, haben wir auswärts gegen Basel nie gewonnen. Das stört mich.»

https://tageswoche.ch/allgemein/auf-der-achterbahn/

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