Schöne Bescherung für Terroristen am Basler Weihnachtsmarkt

Da haben die Terroristen das Geschenk: Die eigens für sie errichteten Beton-Sperren wurden dieses Jahr neu liebevoll als Geschenke verpackt. «Noël 2017», die komplett überarbeitete Weihnachts-Strategie der Basler Polizei, überrascht auch sonst.

Die Anti-Terror-Sperren auf dem Münsterplatz sind für Weihnachten 2017 nett verpackt. (Bild: Gabriel Brönnimann)

Alle Jahre wieder, so will es in Basel nach dem Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt nun seit einem Jahr die Tradition, stellt die Polizei Anti-Terror-Sperren in der Innenstadt auf. Basel hat den grössten Weihnachtsmarkt der Schweiz. Er muss geschützt werden.

Die Beton-Sperren haben sich bewährt. Jedenfalls haben sie beim ersten Einsatz, Weihnachten 2016, perfekt funktioniert: Es gab keinen Terroranschlag in Basel. Darum gehören sie seither fest zum Inventar, wann immer ein Fest in Basel auf dem Programm steht.

Anti-Terror-Päckli

Obwohl sich Baslerinnen und Basler und die vielen Besucher von nah und fern das Feiern trotz Sperren nicht verderben liessen, hat die Stadt noch einen draufgesetzt. «Die Sperren werden verkleidet, damit sie – auch wenn sie zur Sicherheit beitragen – optisch ins Bild passen», erklärte das Standortmarketing gegenüber SRF.

Ein Augenschein am Münsterplatz zeigt: Die Sperren, die strategisch beide Seiten des Platzes absperren, wurden wie übergrosse Weihnachtsgeschenke sorgsam verpackt.

Verpackt wie Weihnachtsgeschenke: Die Anti-Terror-Sperren bei den Basler Weihnachtsmärkten 2017, hier vor dem Münstlerplatz.

«Basler Weihnachts Markt» steht auf dem gold-weissen Geschenkpapier. Andere Beton-Sperren liegen in weihnächtlich-grünen Deko-Filz gewickelt vor dem grossen Weihnachtsbaum.

Das Christkind hält noch weitere Überraschungen parat

Die «Aktion Noël 2017» hat sich mit dieser Massnahme aber noch lange nicht erschöpft. Wie letztes Jahr sind auf dem Weihnachtsmarkt erneut schwer bewaffnete Beamte im Einsatz.

Doch längst zeigen auch die Bewaffneten nicht alle sichtbar Präsenz: Damit sie «optisch ins Bild passen», sind Polizistinnen und Polizisten je nach Einsatztag und Ort als Santigläuse, Schmutzlis, Elche, Ängeli oder als heilige drei Könige unterwegs. Die obligaten Maschinenpistolen sind wahlweise als Ruten, Schlitten, Flügel oder Hirtenstäbe getarnt.

Das Christkindli hat für die Basler Polizei ein ganz besonderes Highlight parat: Der Wunsch nach einem Panzer soll laut gut uninformierten Quellen pünktlich zum Weihnachtsmarkt erfüllt worden sein.

https://tageswoche.ch/politik/die-basler-polizei-wuenscht-sich-einen-panzer/

Der Grund, warum man den neuen Anti-Terror-Panzer in der Innenstadt noch nicht gesehen hat: Der Basler Polizeipanzer passt optisch einfach zu perfekt ins weihnächtliche Bild. Je nach aktuellem Einsatz wird das Gefährt als Marronistand, Glühwein-Bar, Hüpfburg oder als Lebkuchenhaus getarnt.

Kritik ist fehl am Platz

Beim Verpacken der Terror-Sperren habe es unter den Sicherheitsexperten durchaus Diskussionen gegeben über die diesjährige Strategie.

Bieten denn die Beton-Sperren nicht gerade durch ihre Schroffheit einen «psychologischen Schutz», weil sie Abwehr signalisieren? Geht dieser Abschreckeffekt durch das Geschenkpapier nicht unnötig verloren? Lockt man eventuell gar weihnachtlich chronisch unterbeschenkte Terroristen an, wenn man die Betonsperren verlockend als Riesengeschenke in der Stadt aufstellt? Und: Was ist mit der Aussage, dass allein der Anblick eines Panzers eine abschreckende Wirkung haben könne?

All die Kritik war selbstverständlich fehl am Platz. Intelligenterweise haben die Geschenkverpacker die Innenseite der Terror-Sperren nicht verpackt. So erhöht der Anblick der wehrhaften Beton-Sperre das Sicherheitsgefühl der Marktbesucher nach wie vor. Und darum geht es ja. Vor allem anderen.

Von innen ist der Fall klar: Keine Geschenke, sondern todsichere Beton-Sperren.

Nicht zuletzt bedeutet Verpackung einen Vorsprung durch Taktik. Das kann im Ernstfall Leben retten: Sollten die vermeintlichen Geschenkpakete tatsächlich Terroristen anziehen, beissen sie im wahrsten Sinne des Wortes auf Beton – noch bevor sie die Menschen dahinter über den Haufen fahren und dann von den Kugeln der Santigläuse, Schmutzlis, Elche, Ängelis oder einem der heiligen drei Könige durchsiebt werden können.

«Ja, Terrorismus bleibt ein gar spassiges Thema!», schrieb Sicherheitsdirektor Baschi Dürr auf Twitter. Er hat vollkommen recht. Wenn man über Terrorismus keine Witze mehr machen darf, dann haben die Terroristen gewonnen.

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