Der Ansatz, "redaktionelle Vorgaben" zu machen oder "eine Sensibilisierung der Mitarbeitenden" zu erarbeiten, ist ja gut gemeint, aber eine typische "Eliten"-Sicht.
Das Problem lässt sich viel einfacher lösen: Ausländer und Secondos einstellen. Oder einfach nur schreiben lassen. Und wenn das nicht geht: konkret befragen und die Aussagen unverstellt publizieren.
Die Blase in der Redaktion platzt immer dann, wenn man ein Element hineinlässt, dass die Welt von Grund auf anders sieht.
Wenn man so Nachtarbeit verhindern kann, warum sollte man das nicht tun? Ich finde Übersee-Büros für die Nachtzeiten eine geniale Idee - die ausserdem bei vielen Arbeitnehmern sehr gut ankommt.
Für Dich wäre es kein Problem, jeden Tag die Abendschicht zu übernehmen?
Dass die Titelseite der NZZ so breit diskutiert wurde, liegt daran, dass es sich um die wichtigste Zeitung der Schweiz handelt, die dazu auch noch seit weit über 200 Jahren erscheint. Wenn da nun plötzlich was anders ist an der Titelseite, dann ist das ein totaler Aufreger. Fast so, als würde der Papst zugeben, regelmässig ins Puff zu gehen. Diskussionen um Veränderungen der Titelseite von Traditionszeitungen branden immer wieder auf, man erinnere sich an das erste farbige Foto bei der NZZ oder die Eindämmung der Frakturschrift bei der FAZ.
Das Gedruckte an sich hat natürlich keine Kraft, es kommt auf den Inhalt draufan. Ansonsten ist es genau so, wie David schreibt: Die sda und viele, viele andere Entscheidungsträger überbewerten alte Medien generell, Sonntagszeitungen im Besonderen. Aber es ist wahr: Die Leute, vor allem die Journalisten, lieben die Zeitung, und warum? Weil sie immer noch viel mit gutem Journalismus zu tun hat, mit Qualität. Ob sie sie auch tatsächlich lesen, ist eine ganz andere Frage. Dass Leute Zeitungsportale nicht lieben, hat mit der fehlenden Tradition zu tun, aber auch mit der vergleichsweise schlechten Qualität, die wiederum am vergleichweise winzigen Budget liegt.