«Es braucht jemanden, der sich mal die Hände dreckig gemacht hat»

Eduard Rutschmann ist für die Conti-Ersatzwahl am 18. Mai der neue Kandidat bei der SVP. Im Interview erzählt der frühpensionierte Grenzwächter, weshalb er in die Bresche springt und wieso es in der Basler Regierung ausgerechnet ihn bräuchte.

Eduard Rutschmann ist seit 2005 im Grossen Rat, jetzt will er in die Regierung. (Bild: Roland Schmid)

Eduard Rutschmann ist der neue Kandidat der SVP für die Conti-Ersatzwahl vom 18. Mai. Im Interview erzählt der frühpensionierte Grenzwächter, weshalb er in die Bresche springt und wieso es ausgerechnet ihn in der Basler Regierung bräuchte.

Noch bevor der Wahlkampf richtig begonnen hat, muss die SVP Basel-Stadt ihren Kandidaten für die Regierungsratsersatzwahl vom 18. Mai austauschen: Thomas Egloff zieht sich zurück, weil er lieber Chirurg bleiben möchte. An seiner Stelle kandidiert nun Eduard Rutschmann für den Sitz des scheidenden Gesundheitsdirektors Carlo Conti.

Der 60-jährige Rutschmann sitzt seit 2005 für die SVP im Grossen Rat, seit 2002 ist er Mitglied der Riehener Einwohnerrats. Vor kurzem kandidierte der gelernte Automechaniker und pensionierte Grenzwächter für den Riehener Gemeinderat, scheiterte jedoch. Im Interview erklärt er seine Beweggründe für die plötzliche Kandidatur.

Herr Rutschmann, Thomas Egloff hat sich als Regierungsratskandidat zurückgezogen. Sie sind nun die Verlegenheitslösung. Die ganze Geschichte ist ziemlich peinlich für Ihre SVP.

Peinlich finde ich das Ganze nicht. Die Partei kann ja nichts dafür. Schliesslich hat sich Thomas Egloff selber für eine Kandidatur zur Verfügung gestellt und wurde nicht aktiv von uns angefragt. Natürlich ist Egloffs Rückzug nicht schön für uns, er hat uns damit vor den Kopf gestossen. Aber wenn er feststellt, dass er doch viel lieber Chirurg ist als Regierungsrat, dann ist sein Entscheid nur richtig. Schade ist einzig, dass er so spät zu diesem Entschluss gekommen ist. Wir haben jedoch gut darauf reagiert.

Sie springen jetzt für ihn ein. Wie kam es dazu?

Als vor ein paar Tagen herauskam, dass Thomas Egloff nicht antreten wird, hat sich eine dringliche Situation ergeben. Die Aufmerksamkeit im Vorstand hat sich relativ schnell auf mich gerichtet. Ich musste nicht so lange überlegen – ich hatte auch gar keine Zeit dazu.

«Natürlich ist Egloffs Rückzug nicht schön für uns. Wir haben jedoch gut darauf reagiert.»

Spielen Sie denn schon länger mit dem Gedanken, für die Regierung zu kandidieren?

Nein, ich bin keiner, der nach Mandaten jagt. Gewisse Sachen ergeben sich, wenn sie sich ergeben müssen. Jetzt haben wir eine aussergewöhnliche Situation. Und zum Wohle der Partei springe ich ein.

Wieso haben Sie sich nicht schon früher für eine Kandidatur zur Verfügung gestellt, zum Beispiel gleichzeitig wie Thomas Egloff?

Als Carlo Conti im Januar seinen Rücktritt aus der Regierung bekanntgegeben hat, steckte ich mitten im Wahlkampf für den Riehener Gemeinderat. Eine gleichzeitige Kandidatur für den Regierungsrat wäre unglaubwürdig gewesen.

Sie haben kaum Chancen, als Nachfolger von Carlo Conti gewählt zu werden. Schon bei den Gemeinderatswahlen in Riehen vor einem Monat scheiterten Sie und schnitten dabei schlecht ab.

Also so schlecht habe ich nicht abgeschnitten in Riehen, ich habe einen Achtungserfolg erzielt und wurde von der CVP, LDP und FDP unterstützt. Es fehlten mir nur etwa 150 Stimmen für einen Sitz im Gemeinderat. Und dieses Mal geht es um einen einzelnen Sitz, in Riehen waren es Gesamterneuerungswahlen. Das ist eine ganz andere Situation.

Bei der Vorstellung der Regierungsratskandidatur von Thomas Egloff im Februar betonte die Parteileitung noch, dass es unbedingt eine Person für Contis Sitz brauche, die das Gesundheitswesen kenne und Fachkompetenzen habe. Deshalb sei Egloff die richtige Wahl. Bei Ihrer Kandidatur scheint dieser Grundsatz nicht mehr zu gelten. Das ist doch unglaubwürdig?

Nein. Thomas Egloff kennt sich natürlich sehr gut aus im Gesundheitssystem, dafür fehlte ihm aber die politische Erfahrung. Ich aber habe dieses politisches Know-How. Ich kenne mich nicht zwar nicht so gut aus wie Thomas Egloff im Gesundheitswesen, es ist aber nicht so, dass ich gar keine Erfahrungen habe. Ich bin in der Gesundheitskommission des Grossen Rates und des trinationalen Districtsrates. Das können die beiden anderen Kandidaten, Lukas Engelberger und die Martina Bernasconi, nicht von sich behaupten.

«Ich bin das Gegenteil der beiden anderen Kandidaten: Ich habe nicht studiert.»

Sie sind doch gar nicht fähig, in einer Regierung zu funktionieren. Sie sind ein Oppositionspolitiker.

Ich bin überzeugt, dass ich mich auch in der Regierung zurechtfinden würde. Ich arbeite in Sachkommissionen, und auch dort muss man Kompromisse finden.

Sie machen sich aber nicht ernsthaft Hoffnungen? Ist Ihre Kandidatur nicht einfach eine Alibiübung, um die SVP-Mitglieder nicht zu enttäuschen?

Es ist unbestritten, dass es nicht einfach wird. Ich würde jedoch nicht antreten, wenn ich gar keine Chancen hätte. Es ist endlich Zeit, dass mal jemand in die Regierung kommt, der nahe beim Volk ist und sich in seinem Job auch mal richtig die Hände dreckig gemacht hat. Ich bin das Gegenteil der beiden anderen Kandidaten: Ich habe nicht studiert.

SVP-Präsident Sebastian Frehner zeigt sich enttäuscht

Laut SVP-Chef Sebastian Frehner ist die Partei aus allen Wolken gefallen, als Thomas Egloff seinen Rückzug als Regierungsratskandidat bekanntgab. «Wir sind schon sehr enttäuscht und kommen uns leicht veräppelt vor. Die Parteileitung muss sich jedoch keine Vorwürfe machen. Wir können auch nichts dafür, wenn ein Kandidat plötzlich nicht mehr will.» So etwas könne jeder Partei passieren, sagt Frehner. «Es ist aber schon nicht lustig, innert so kurzer Zeit alles nochmals neu planen zu müssen – das war eine Notfallübung.» Er sei froh, mit Eduard Rutschmann nun einen valablen Kandidaten gefunden zu haben. Rutschmann sei in seinen Augen schon immer ein potenzieller Kandidat gewesen. «Letztes Mal stand er uns nicht zur Verfügung, weil er in Riehen für den Gemeinderat kandidierte. Die Wahlen in Riehen sind ja nun vorbei und Rutschmann hat zum Glück zugesagt», so Frehner.
 

Nächster Artikel