«Die meisten Männer sind eifersüchtig auf mich», sagt dieser Hausmann

Während seine Frau arbeitet, bringt Don Delco seine Kinder zur Schule, macht den Haushalt und übernimmt auch sonst die Organisation der Familie. Dafür hat er seine Karriere an den Nagel gehängt. Und ist glücklich.

Der ganz normale Wahnsinn: Don Delco mit seinen beiden Wirbelwinden.

Die Kinder rennen übermütig durch die Wohnung, bringen erst das Lego-Batmobil, dann das Duplo-Pony und zum Schluss noch ein paar Monstertrucks. «So läuft das immer», sagt Don Delco achselzuckend. Er hat die beiden gerade abgeholt – der sechsjährige Luca geht an eine internationale Schule, die dreijährige Maria in die Kita. Das gibt Delco tagsüber eine Verschnaufpause. «Die hab ich dringend nötig.» Ein Lachen huscht über sein Gesicht.

Die Familie lebte bis Ende 2016 in Columbus, Ohio. Dann bekam Lindsy Delco ein Jobangebot in der Schweiz. «Da konnten wir nicht Nein sagen», erzählt Don Delco. So kamen sie nach Basel.

Expat-Hausmänner organisieren sich im Verein

Dabei war klar, dass Delco nicht weiter arbeiten kann. In Ohio war er Sportjournalist, arbeitete für Zeitschriften, Radio und Fernsehen. In Basel geht das nicht: «Ich hatte drei Jahre lang Deutsch in der High School, aber das reicht bei Weitem nicht, um hier als Journalist Fuss zu fassen.» Wenn Delco das sagt, klingt er nicht verbittert oder enttäuscht. Es ist für ihn einfach eine Tatsache.

Wobei, ganz aufgeben musste er seine Arbeit nicht: Mit zwei anderen Expats betreibt er den Podcast «SwissPats», und einmal in der Woche ist er auf Radio X zu hören. «Dort habe ich den Austausch mit anderen Erwachsenen.»

Aber nicht nur: Delco hat sich einer «Housemen»-Gruppe angeschlossen, einem Verein von Basler Expats, die für ihre Frauen und deren Karrieren nach Basel gekommen sind. Die Gruppe trifft sich regelmässig, gemeinsam kochen sie, schauen Football oder gehen ein Bier trinken. «Hier fühle ich mich verstanden», schwärmt der 38-Jährige.

«Gleichzeitig kochen und die Kinder anschreien ist das Maximum an Multitasking.»

Ansonsten erlebe er so ziemlich denselben Alltag wie eine Frau, die sich um ihre Kinder kümmert: aufstehen, Kinder anziehen, zur Schule bringen. Dann kümmert er sich um den Haushalt, räumt auf, geht einkaufen. «Wenn ich in Frankreich oder Deutschland etwas zu viel Fleisch mitnehme, fühle ich mich wie ein richtiger Rebell», lacht Delco. Ein bisschen Abenteuer müsse auch mal sein.

Wenn er die Kinder wieder von der Schule abgeholt hat, spielt er mit den beiden, danach kocht er das Abendessen. Obwohl Delco mittlerweile seit mehr als einem Jahr Hausmann ist, fehlt es ihm noch immer an dem, was eine «gute» Hausfrau ausmache: mehrere Sachen gleichzeitig erledigen. «Gleichzeitig kochen und die Kinder anschreien ist das Maximum an Multitasking», sagt Delco. Er nimmt seine Aufgabe mit Humor.

«Ich weiss nicht, ob ich in ein paar Jahren wieder in meinen Job zurückkehren kann», sagt Hausmann Don Delco.

Belächeln würde er seine Aufgabe aber nie: «Ich würde sie gegen nichts in der Welt eintauschen», betont er. Der Umzug und die Schweiz und die Betreuung seiner Kinder haben ihn aus seiner Komfort-Zone geholt. «Dafür bin ich extrem dankbar. Und ich glaube, ich mache einen ziemlich guten Job.»

Die eigene Mutter als Vorbild

Dafür werde er auch belohnt: «Wenn ich alleine mit den Kindern unterwegs bin, schlägt mir enorm viel Sympathie entgegen», erzählt er. Gerade ältere Frauen würden den Vater, der mit seinen Kindern etwas unternimmt, bewundern. «Bei meiner Frau ist das anders. Wenn sie mit den Kindern unterwegs ist und eines von ihnen weint, erntet sie böse Blicke. Als ob sie es besser im Griff haben müsste.»

Plötzlich ruft Maria aus dem hinteren Teil der Wohnung nach ihrem Vater. Luca rennt an den Tisch und flüstert Delco etwas ins Ohr. «Entschuldigung, ich muss kurz meinen Pflichten nachkommen», sagt er mit einem Augenzwinkern. Die Tochter braucht Hilfe auf der Toilette. Auch das gehört dazu.

Das Familienmodell, das die Delcos gewählt haben, hat Don als Kind selbst erlebt. Nur entsprach es damals dem traditionellen Rollenbild: Seine Mutter blieb zu Hause, um sich um den Nachwuchs zu kümmern. Obwohl sich in Amerika noch stärker als in der Schweiz das Modell durchgesetzt hat, dass beide Elternteile arbeiten und das Kind in die Kita geht. «Meine Mutter war mir ein tolles Vorbild, ich bin froh, ihr Erbe weitertragen zu können», sagt Delco.

«Meiner Frau fiel es schwer, Aufgaben an mich abzugeben. Zum Beispiel Kleider kaufen oder sich mit den Lehrern treffen.»

Wenn er anderen Männern erzählt, dass er Hausmann ist und seine Frau arbeitet, sei die Reaktion eigentlich immer äusserst positiv: «Die meisten Männer reagieren sogar ein bisschen eifersüchtig.» Er merke, dass sich mit seiner Generation etwas im Bewusstsein der Väter verändert hat, auch sie möchten mehr teilhaben am Familienleben.

Mit der ungewohnten Verteilung der Familienaufgaben musste auch bei Delcos ein Umdenken stattfinden: «Meiner Frau fiel es schwer, gewisse  Aufgaben an mich abzugeben. Zum Beispiel Kleider kaufen oder sich mit den Lehrern treffen.»

Und für Delco haben sich Probleme ergeben, die Hausfrauen nur allzu gut kennen. «Ich musste mich für die Familie und gegen meinen Beruf entscheiden. Und ich weiss nicht, ob ich in ein paar Jahren wieder in meinen Job zurückkehren kann.»

Momentan macht er sich deshalb allerdings keine allzu grossen Sorgen. Jetzt ist es wichtiger, mit seinem Sohn zum Baseball-Training nach Therwil zu fahren, für den nächsten Kindergeburtstag ein Geschenk zu besorgen oder Zeit für sich zu finden, um wieder einmal eine Runde Golf zu spielen. Was eben so ansteht, wenn man(n) den Haushalt schmeisst.

Dossier Putzfrauen und Waschlappen

Wer fordert, Mütter sollen konsequenter zurück in den Job und die Fachkräfte-Lücke schliessen, verkennt die Realität in Schweizer Haushalten. Es ist an den Männern, daran etwas zu ändern – allerdings nicht nur im Privaten.

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