Worum gehts?
Seit rund zehn Jahren plant der Zoo Basel auf der Heuwaage ein Ozeanium. Das Grossaquarium «Seacliff» nach den Plänen der Boltshauser Architekten aus Zürich soll gemäss dem Zolli «das Meer nach Basel» bringen und zu Umweltbildung und Naturschutz beitragen. Mehrere Tausend Tiere aus allen Klimazonen sollen in den rund 40 Aquarien leben (Höhepunkt ist ein acht Meter hohes Einzelaquarium). Der Baubeginn für das Grossaquarium ist für 2021, die Eröffnung für 2024 vorgesehen.
Welche Tiere werden im Ozeanium zu sehen sein?
Vorgesehen sind «Haie, Rochen, Pinguine, Korallen, Gezeitenzonen- und Tiefseebewohner». Welche Tiere es im Detail sein werden, ist noch unklar. Sicher sollen aber auch heimische Arten wie Aale und Lachse mitschwimmen.
Woher stammen die Tiere?
Die Tiere und Pflanzen im Ozeanium werden «aus nachhaltigem Fang» bezogen, heisst es. Quallen und Korallen stammen aus den Zuchtbeständen des Zoo Basels und weiteren Zuchten. Der Bezug der Tiere für das Ozeanium hat gemäss dem Zolli «keinen schädlichen Einfluss auf natürliche Populationen oder Ökosysteme».
Was erhofft sich der Zoo Basel vom Ozeanium?
Der Zolli will mit dem Ozeanium einerseits «die Grösse des Ozeans, seine Vielfalt, seine Schönheit, aber auch seine Fragilität und Bedrohung» aufzeigen. Andererseits erhofft er sich von dem Projekt internationale Ausstrahlung. Er will die Besucherzahlen wieder steigern, die Boom-Jahre des Zolli scheinen vorbei zu sein. Gleichzeitig ist er überzeugt, dass die Besucherzahlen im Zoo (das Vivarium bleibt bestehen) unverändert bleiben und das Ozeanium keine Konkurrenz zum bestehenden Zoo darstellen wird.
Was kostet der Spass?
Die Kosten für den Bau des Ozeaniums belaufen sich auf 100 Millionen Franken und sollen durch Spenden finanziert werden. Der Zoo Basel hat, obwohl das Projekt noch nicht die politische Hürde genommen hat, bereits Zusagen von 57 Millionen Franken. Erst vor wenigen Tagen gab er bekannt, dass eine private Stiftung aus Genf über fünf Millionen für das Grossprojekt spendet. Für das Ozeanium muss der Steuerzahler also nicht aufkommen. Allerdings profitiert der Zoo Basel von einem sehr günstigen Baurechtszins für das 4300 Quadramteter grosse Grundstück.
Das Ozeanium soll selbsttragend sein. Aus den Einnahmen sollen sowohl der Betrieb als auch der Unterhalt finanziert werden können. Diese Kosten werden vom Zolli auf 4,8 Millionen Franken pro Jahr geschätzt.
Wie viel Energie und Wasser verbraucht das Ozeanium?
Auf einer Fläche von etwa 10’000 Quadratmetern sollen rund 4600 Kubikmeter Wasser als Lebensraum für die Meeresbewohner dienen. Gemäss dem Zolli wird das in den Aquarien enthaltene Wasser «durch modernste, mehrstufige Filteranlagen fortlaufend rezykliert». So muss das Wasser des Ozeaniums höchstens ein Mal pro Jahr ersetzt werden. Der geschätzte Energieverbrauch des Ozeaniums entspricht dem jährlichen Energieverbrauch von rund 1400 Haushalten und ist vergleichbar mit Institutionen wie dem Theater oder der Universitätsbibliothek.
Wo sollen die Besucher parkieren?
Das Ozeanium wurde auf Umweltverträglichkeit geprüft. Ergebnis: Maximal 50 Prozent der Besucher werden mit dem Auto anreisen. In dem Fall würden die bestehenden Parkhäuser Elisabethen und Steinen ausreichen. Zudem plant der Zoo Basel noch ein Parking am Erdbeergraben. Das Ozeanium soll laut Grossratskommission nicht mehr als 288’000 Autofahrten jährlich verursachen.
Was meint die Politik dazu?
Am 17. Oktober entscheidet der Grosse Rat, ob er dem Bebauungsplan und der entsprechenden Zonenänderung grünes Licht gibt. Die vorberatende Bau- und Raumplanungskommission hat sich mit 8 gegen 1 Stimme(n) bei 2 Enthaltungen klar für das Projekt ausgesprochen. Umstrittener ist dieses bei der Bildungs- und Kulturkommission (7 Ja-Stimmen bei 5 Enthaltungen). Sie sieht bei der Wirtschaftlichkeit des Ozeaniums die grössten Unsicherheiten. Einige Kommissionsmitglieder sind auch der Ansicht, dass Basel zu klein für ein derart grosses Projekt sei.
Wer ist gegen das Ozeanium?
Die Umweltschutz-Organisation Fondation Franz Weber hält das Projekt für nicht nachhaltig und hatte Einsprache gegen das Vorhaben eingereicht. Diese wurde allerdings abgewiesen. Anstelle des Ozeaniums schlägt die Fondation Franz Weber die «Vision Nemo» vor: Mit Multimedia-Technik sollen die Besucher eine Unterwasserwelt virtuell erleben. Genutzt werden sollen dazu Computeranimation, interaktive Projektion und andere Technologien in einem Gross-Auditorium. Die Fondation Franz Weber hat bereits angekündigt, das Referendum zu ergreifen, sollte der Grosse Rat den Bebauungsplan durchwinken. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird am Ende also die Basler Bevölkerung darüber entscheiden, ob «Basel am Meer liegt» oder nicht.