Zwar wird die ehrwürdige Basler Uni zu 80 Prozent aus Steuergeldern finanziert. Aber die Institution geht immer häufiger Geschäfte mit der Wirtschaft ein. Die Konzerne, deren Vertreter den Unirat durchsetzen, sitzen dabei in der Regel am längeren Hebel.
Aus einem Deal mit dem Pharmariesen Pfizer, der für einen vielversprechenden Wirkstoff 340 Millionen Dollar gezahlt hat, erhält die Uni Basel, die den Stoff entdeckt hat, gerade mal «einen zweistelligen Millionenbetrag». Wieviel genau, darüber schweigt sich die seit 1996 verwaltungstechnisch autonome Universität genau so aus wie darüber, ob sie mit den Lizenzabkommen am allfälligen Umsatz des Wirkstoffs beteiligt ist.
Solche Geschäfte, in den Augen von Kritikern eine (zu) billige Privatisierung von mit öffentlichen Mitteln erarbeitetem Wissen, geht die Universität immer öfter ein. Die Strategie heisst «Raus aus dem Elfenbeinturm, rein in die Gesellschaft», wobei die Gesellschaft offenbar vor allem aus der Wirtschaft besteht, die günstig ausgebildete Fachkräfte und direkt vermarktbare Forschungsergebnisse verlangt. Soll die Universität ihre Erfindungen verkaufen? – Die TagesWoche stellt diese Praxis in der aktuellen Wochendebatte zur Diskussion; Ihre Stimme und Ihre Meinung ist gefragt.
Konzerne sichern sich den «Erstzugriff»
In der Schweiz betreibt einzig die ETH Zürich mehr Auftragsforschung als die Uni Basel. Ganze Lehrstühle sind hier von Firmen finanziert, die sich im Gegenzug Privilegien beim Zugriff auf Forschungsergebnisse sichern: etwa das Recht, Artikel für wissenschaftliche Publikationen gegenzulesen oder ihre Veröffentlichung zu verzögern, um Wirkstoffe zuerst patentieren zu können.
So drohe nicht nur die Grundlagenforschung zu kurz zu kommen; mit den Erstzugriffsrechten der Finanzstarken Konzerne werde der Allgemeinheit auch Wissen vorenthalten, obwohl sie die Uni nach wie vor zu 80 Prozent finanziert, bemängeln Kritiker. Der Unirat aber, der die Aufsicht hat, besteht zu einem Grossteil aus Vertretern eben dieser Wirtschaftskonzerne; Präsident Ulrich Vischer, alt Regierungsrat und Verwaltungsratspräsident der Messe Basel, sitzt ausserdem im Verwaltungsrat einer Biomedizin-Investmentfirma. Eine Forderung in der lauter werdenden Diskussion lautet deshalb, dass im Rat keine Wirtschaftsvertreter sitzen dürften, eine andere, dass Wissenschaftler inskünftig ständig alle Interessenbindungen offen legen und alle Forschungsarbeiten publiziert werden müssten.