Eigentlich schien alles auf gutem Weg nach dem Knatsch zwischen der Gesellschaft für das Gute und Gemeinnützige GGG und den Robi-Spielaktionen. An der GGG-Mitgliederversammlung Mitte Juni wurde ein Kompromiss beschlossen, der den Robi-Spielaktionen weit entgegen kommt: Wie gewünscht wird ihnen der Weg zu einer neuen Trägerschaft und damit zur Unabhängigkeit von der GGG freigemacht. Die neue Struktur erarbeiten alle Parteien gemeinsam an einem Runden Tisch.
Und nun das. Ein Robi-Mitarbeiter* verbreitet ein Foto auf sozialen Medien. Es zeigt den GGG-Geschäftsführer Dieter Erb. Dazu die Worte:
«vollverarscht. der geschäftsführer der GGG ist neuer präsident der robispielaktionen»
Tatsächlich: Dieter Erb, GGG-Geschäftsführer, ist seit Montag interimistischer Präsident der Robi-Spielaktionen. Eine Recherche der TagesWoche zeigt, dass deshalb bei einigen Vertretern* des Robi-Leitungsteams die Wogen wieder hochgehen.
Im Vorfeld gab es einen Streit um alte Forderungen seitens Robi an die GGG: Der interimistische Robi-Geschäftsleiter Christof Biedermann sei zu entlassen, die Leitung sei wieder an den langjährigen Robi-Leiter Andreas Hanslin abzugeben. Zur Erinnerung: Der Verein Robi-Spielaktionen hat drei Mitglieder, die GGG und zwei GGG-Stiftungen, wird also längst von der GGG geführt.
Im Streit um diese und weitere eigentlich überwunden geglaubte Themen warf der Präsident der Robi-Spielaktionen, Peter Krebser, vergangene Woche den Bettel hin. Niemand sonst stellte sich zur Verfügung und so übernahm der GGG-Geschäftsführer das Amt.
Erb: Loslösung bleibt das Ziel
Dieter Erb bestätigt, dass er seit Montag interimistischer Präsident – «mit Betonung auf interimistisch» – der Robi-Spielaktionen ist. «Wir haben kurzfristig eine Lösung haben müssen, der Verein muss ja handlungsfähig bleiben», sagt er mit Verweis auf den relativ kurzfristigen Entscheid des bisherigen Präsidenten Peter Krebser, für eine Wiederwahl nicht mehr zur Verfügung zu stehen.
Laut Erb stehen dabei einzig praktische Gründe im Vordergrund: «Der Vorstand der Robi-Spielaktionen arbeitet ehrenamtlich, jemand muss doch die ganze Sache vorantreiben.»
Mit der «ganzen Sache» ist die an der Mitgliederversammlung der GGG beschlossene Loslösung der Robi-Spielaktionen von der GGG, sprich, die gemeinsame Erarbeitung einer neuen Trägerschaftsstruktur gemeint. Aus Sicht des GGG-Geschäftsführers ändert sich mit seinem neuen Mandat als Robi-Präsident nichts an diesem Ziel. Im Gegenteil: «Ich habe mich schon vorher sehr für den an der GGG-Mitgliederversammlung beschlossenen Kompromiss eingesetzt, und dieser Weg wird nun – am von der GGG initiierten runden Tisch und im geordneten Rahmen – gemeinsam weiterbeschritten», sagt Dieter Erb.
Auf die neuen und alten Forderungen um die Robi-Führung will Erb nicht eingehen. «Zu internen Angelegenheiten äussere ich mich nicht öffentlich. Ich bedaure ausserordentlich, dass dies nicht von allen Seiten so gehalten wird», sagt er.
Harte Forderungen des Robi-Leitungsteams
Gemäss Informationen der TagesWoche beschränkt sich der Zwist nicht auf böse Bildchen im Internet. Obwohl die Robi-Spielaktionen mit dem Kompromiss an der GGG-Mitgliederversammlung viel erreicht haben, stellen sie weiter einen ganzen Katalog von Forderungen an die GGG. Mitglieder* der Leitung vertreten laut Dokumenten, die der TagesWoche vorliegen, die Ansicht, Erb sei nicht die richtige Wahl als Robi-Präsident, die Situation sei unhaltbar.
Sie fordern ausserdem explizit den Rücktritt von Geschäfstleiter Christof Biedermann sowie die Wiedereinsetzung von Andreas Hanslin als alleiniger operativer Leiter. Und sie liefern auch gleich einen Entwurf zuhanden GGG für die entsprechende Medienmitteilung mit.
Ob man unter diesen Umständen, mit derart verhärteten Fronten, zu einer einvernehmlichen Lösung kommen kann? Sanfte Mahnungen ertönen bereits aus dem Lager der Robi-Unterstützer. Andreas Meyer, Vertreter der Freundinnen und Freunde des Robi, betont auf Anfrage, er sei zwar nicht direkt in die Prozesse involviert. Aber er lässt durchblicken, dass er eine neue Eskalation des Konflikts nicht für förderlich hält: «Es ist wichtig, dass beide Parteien nun weiter konstruktiv am Runden Tisch zusammenarbeiten und die Beschlüsse der GGG-Mitgliederversammlung rasch umsetzen.»
*Namen der Redaktion bekannt