Kulturereignisse 2012/13

Die Kulturredaktion der TagesWoche schaut zurück auf 2012 – und wirft zudem einen Blick in die Zukunft.

Performance-Star: Marina Abramovich (Bild: Lucie Jansch)

Die Kulturredaktion der TagesWoche schaut zurück aufs Kulturjahr 2012 – und wirft zudem einen Blick in die Zukunft. Hier ein kleiner Vorgeschmack darauf, was Sie ab zwischen dem 23. Dezember und 1. Januar online erwartet: Listen, Listen, Listen.

Die Kulturredaktion der TagesWoche hat in den Gehirnwindungen gewühlt und denkwürdige Kultur­ereignisse zusammengetragen. Er­eignisse, die Basel bewegt haben (Verbote und Veranstaltungen), aber auch Ereignisse, die weltweit für Gesprächsstoff sorgten (Pussys Putin-Proteste! Krasse Grass-Gedichte!). Zehn Listen kamen so zustande, voller Flops und Freuden, Comebacks und Verlusten. Als Appetithäppchen geben wir hier einen kleinen Vorgeschmack, was Sie über die Feiertage online erwartet: Ab 23. Dezember veröffentlichen wir auf unserer Website täglich eine neue Liste mit jeweils sieben Aspekten, dank derer wir uns an 2012 zurückerinnern werden. Jeden Tag eine Liste, für all jene, die das Adventskalenderritual noch ein Weilchen beibehalten möchten.

Spartenübergreifender Höhenflug

­2012 war alles andere als arm an kulturellen Highlights, man denke in Basel etwa an die Renaissance des Theater-Festivals, die langen Schlangen vor Jeff Koons’ Stippvisite in der Fondation Beyeler – oder an die zahlreichen Altrocker, die Basel während der Avo-Session unsicher machten. Doch nur einmal kamen die Sparten Theater, Kunst und Musik auf Weltniveau zusammen: Bei «The Life and Death of Marina Abramovic», einer umjubelten Inszenierung, mit der während der Art Basel der serbischen Performancekünstlerin ein Denkmal gesetzt wurde. Das Gastspiel mit dem Hollywood-Star Willem Dafoe, der engelsgleichen Stimme von Antony Hegarty und der visuell berauschenden Umsetzung von Regisseur Robert Wilson sorgte im Theater Basel für einen unvergesslichen künstlerischen Höhenflug – und führte im Publikum vereinzelt sogar zu Tränen der Rührung.

Verwaltete Lebenskultur

Reglemente, Verordnungen, Rekurse: Die Kultur der Einsprachen und Vorgaben hat in Basel zugenommen – zumindest in unserer Wahrnehmung. Es wird schwieriger, seiner Freude einfach mal frisch freien Lauf zu lassen. Die Basler Verwaltung ermöglicht zwar kreative Gestaltungen, will aber auch stärker mitreden – etwa bei der Hafen-Zwischennutzung, die noch nicht so recht vom Fleck gekommen ist. Wir denken auch an die Strassenmusiker, die seit 2012 gut daran tun, zuerst eine Verordnung zu studieren, ehe sie loslegen (zu viert und nicht etwa zu fünft! Die Qualität ist egal!). Oder an die Gastrokultur, deren Mediterranisierung zum einen begrüsst wird, andererseits begrenzt (Ruhe in den Innenhöfen, Einsprachen bei Buvetten). Jugendliche, die Freiräume suchen, bekamen die Repression durch die Polizei zu spüren, welche improvisierten Partys in Kampfmontur begegnete. Auf der anderen Seite musste auch das militärische Tattoo um die Durchführung bangen. Ein schwacher Trost, dass es in anderen Städten wie Bern nicht besser ist.

Versprechen für 2013

Basel will sich auch 2013 als Kunstmetropole behaupten: Die Fondation Beyeler etwa zeigt Max Ernst oder Maurizio Cattelan, das Kunstmuseum Ed Ruscha oder Piet Mondrian. Wobei es dort vor ­allem die Picasso-Ausstellung ist, die Schlagzeilen machen wird – sind darin doch für einmal Werke zu sehen, die ansonsten hinter verschlossenen Basler Türen hängen. Ein anderes Kunst-Highlight verspricht die Fondation Beyeler gleich zu Beginn des Jahres: Eine rund 80 Werke umfassende Ausstellung zu Ferdinand Hodlers Spätwerk – so, wie man es in der Schweiz noch nie zu sehen bekommen hat. Dazu gehören ­Serien, die seine grossen Lebensthemen wieder aufnehmen: das Selbstporträt, die Alpenwelt, die Frauen und der Tod. Grosse Gemälde eines gros­sen Schweizer Malers, mitten im kalten Winter, ­das wird eine Ausstellung, die passt. Versprochen.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 21.12.12

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