Nach langer Wartezeit wird die neue Museumsstrategie endlich vorgestellt

Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann hält Wort: Noch vor Jahresende stellt sie die neue Museumsstrategie vor. Doch worum geht es dabei schon wieder? Wir beantworten ein paar Fragen zum Hintergrund einer beinahe ewigen Geschichte.

Was lange währt, wird endlich … Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann stellt die Museumsstrategie vor, die ihr Vorgänger Guy Morin nicht zum Abschluss gebracht hat.

Die Museumsstrategie entwickelte sich in den letzten Monaten von einem geplanten Leitbild für die Kulturpolitik zum Politikum ersten Ranges. Das ist einerseits eine Folge der langen Wartezeit auf das Papier. Andrerseits sorgten eine Führungsmisere sowie finanzielle Engpässe und strukturelle Defizite im Kunstmuseum Basel und zuletzt auch im Historischen Museum Basel für zusätzlichen Zündstoff.

Eine Strassenumfrage der TagesWoche ergab am Tag vor der Veröffentlichung des Papiers, dass die Baslerinnen und Basler die Museumsstrategie nicht zu den vordringlichsten Probleme der Stadt zählen:

Wie begann die fast unendliche Geschichte?

Begonnen hatte alles 2009 mit einem  Vorstoss des damaligen FDP-Grossrats Daniel Stolz «betreffend Masterplan Basler Museen». Mit einem Masterplan sollten mittelfristige strategische, operative und finanzielle «Prioritäten und Posterioritäten» für die fünf staatlichen Museen festgelegt werden, so die Forderung des Antragstellers.

Die Regierung hatte den Auftrag zur Schaffung eines Masterplans (aus dem später begrifflich ein «Museumskonzept» und schliesslich die viel diskutierte «Museumsstrategie» wurde) mit einem wohlwollenden Bekenntnis angenommen. Im Basler Kulturleitbild 2012–2017 wurden gewisse Eckpunkte bereits umrissen.

Warum wurde aus dem Auftrag ein Politikum?

Die Museumsstrategie liess lange auf sich warten, ohne dass sich im Grossen Rat und in der Öffentlichkeit Empörung breitmachte. Parallel zur Ausarbeitung des Papiers wurde mit breiter Zustimmung ein Neubauprojekt für das Naturhistorische Museum Basel beim Bahnhof St. Johann aufgegleist (nachdem eine erste Projektidee auf der Heuwaage durch das Ozeanium verdrängt worden war).

Das änderte sich, als 2016 bekannt wurde, dass die damalige Direktorin des Historischen Museums Basel, Marie-Paule Jungblut, im traditionellen Museum ein grosses Debakel verschuldete. Im Grossen Rat wurde die Abteilung Kultur der Mitschuld bezichtigt. Und auf zunehmend forsche Art wurde das Fehlen einer Museumsstrategie bemängelt.

Warum dauerte es solange?

Es dauerte tatsächlich Jahre, bis das zuständige Präsidialdepartement einen konkreten Schritt vollzog. 2016 legte der damalige Regierungspräsident Guy Morin der Gesamtregierung aber einen Strategieentwurf vor. Dieses Papier wurde von der Exekutive aber zurückgewiesen. Aus welchen Gründen dies geschah, ist nicht bekannt.

Eine wesentliche Rolle könnte aber Morins Vorschlag gespielt haben, für alle fünf staatlichen Museen eine – womöglich zu kostspielige – neue Generaldirektion zu schaffen. Vielleicht stiess auch der Vorschlag auf Skepsis, die im Museumsgesetz verankerte Budgetautonomie zu beschneiden.

Wie spitzte sich die Situation zu?

Im Grossen Rat wuchs die Ungeduld, sodass sich gleich zwei Kommissionen dazu entschlossen, auf den Tisch zu klopfen: Die Geschäftsprüfungskommission (GPK) empfahl dem Grossen Rat, «bis zur Veröffentlichung der Museumsstrategie keine weiteren Beschlüsse zu den staatlichen Museen zu fassen».

Die Bildungs- und Kulturkommission nahm die Empfehlung der GPK auf und verkündete, «bis auf Weiteres keine regierungsrätlichen Vorlagen zu den Museen mehr zu verabschieden».

Wie kam es zu den finanziellen Engpässen im Kunstmuseum?

Die Nachricht, dass das Kunstmuseum Basel wegen ungenügender Budgetvorgaben in ein strukturelles Defizit zu schlittern drohte, brachte das Fass schliesslich zum Überlaufen. Mit dem Fehlen eines Strategiepapiers hat diese Krise aber höchstens ganz am Rand zu tun – beim Kunstmuseum zeigten sich die Folgen von argen Budget-Fehlplanungen im Zusammenhang mit dem Erweiterungsbau. Mit einem Übergangskredit verhalf die Regierung dem Museum zu einer Verschnaufspause, bis eine Betriebsanalyse im kommenden Jahr neue Erkenntnisse liefern soll.

Für viele Politiker überstieg das Klingeln der Alarmglocken nun aber die Schmerzgrenze. Erst recht, als das Historische Museum Basel bekanntgab, seinen Leistungsauftrag mit den vorhandenen Mitteln ebenfalls nicht mehr erfüllen zu können.

Kann die Museumsstrategie die Erwartungen erfüllen?

Jetzt ist es endlich so weit. Regierungspräsidentin Elisabeth Ackermann veröffentlicht nach rund zehn Monaten im Amt die Museumsstrategie der Basler Regierung. Ackermann weiss, dass dieses Papier mittlerweile mit immensen Erwartungen verbunden ist. In einem Interview mit der TagesWoche sagte sie Ende Oktober:

«Dass es so lange gedauert hat, ist ein Problem. Somit stiegen auch die Erwartungen ins Unermessliche. Wir werden kaum alle erfüllen können. Unser Ziel ist es aber, als Regierung klar aufzuzeigen, welchen Weg wir mit den staatlichen Museen gehen möchten.»

Tatsächlich zeigte eine Umfrage der TagesWoche unter den betroffenen Museumsdirektoren, dass auch in diesem Kreis die Erwartungen zum Teil auseinanderdriften.

Gewiss ist eigentlich nur eines: Ein Strategiepapier kann die finanziellen Probleme des Kunstmuseums und des Historischen Museums nicht lösen. Aber sie hätten vielleicht vermieden werden können, wenn man zum Beispiel bei der Planung des Erweiterungsbaus des Kunstmuseums strategisch rechtzeitig die richtigen finanziellen Schlüsse gezogen hätte. Das hätte allerdings nur dann funktioniert, wenn Gesamtregierung und Parlament bereit gewesen wären, die wirklich nötigen Betriebsmittel zur Verfügung zu stellen.

Der Bericht zur Museumsstrategie folgt nach der Medienkonferenz.

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