Die Basler Staatsanwaltschaft hat die Kriminalstatistik 2014 präsentiert. Seit 2012 nimmt die Kriminalität ab, insgesamt wurden weniger Straftaten angezeigt als im Vorjahr. Eine starke Zunahme verzeichnen die Ermittler beim Betrug, vorwiegend übers Internet.
Die Kriminalstatistik bewegt zurzeit die Schweiz. Nach der Veröffentlichung der schweizweiten Statistik präsentiert die Basler Staatsanwaltschaft (Stawa) die detaillierten Zahlen für das Jahr 2014. Schnell werden solche Zahlen auch politisch ausgeschlachtet, und Vorwürfe der Panikmache oder Verharmlosung werden laut:
Ach ja, liebe rechte Panikmacher, die „linke, urbane“ Schweiz ist so sicher wie nie zuvor (#Kriminalstatistik): http://t.co/vXyMXH6piU
— reda el arbi (@redder66) 23. März 2015
Genau aus diesem Grund betrachtete Hans Ammann, Stellvertretender Chef der Kriminalpolizei, die Zahlen für das Jahr 2014 nicht isoliert: «Wir müssen idealerweise fünf Jahre zurückblicken.» Ammann präsentierte daher nicht nur die Zahlen für 2014, sondern zeigte die Entwicklung der Kriminalität seit 2008 auf.
Die Zahl der Strafanzeigen – die Zahlen beziehen sich nicht auf die tatsächlichen Straftaten, sondern nur auf die Anzeigen – ging im Vergleich zum Jahr 2013 um elf Prozent zurück, das ergibt ein Total von 21’485 Anzeigen. Verglichen mit 2008 wurden 1393 Anzeigen mehr registriert, das bedeutet eine Zunahme von etwa sieben Prozent. Nach Ammann liegt das Jahr 2014 damit im normalen Schwankungsbereich, eine dramatische Entwicklung sieht er in keiner Domäne.
Dreiviertel aller Straftaten gegen das Strafgesetzbuch sind Vermögensdelikte wie Diebstahl, Einbruch und Sachbeschädigung. Im Vergleich zum Vorjahr hat diese Zahl deutlich um 14 Prozent abgenommen und liegt auch im langjährigen Vergleich nur knapp über den Werten von 2008 (1,8 Prozent mehr). Den starken Rückgang führt Ammann auf die höhere Aufklärungsquote zurück. Bei den Vermögensdelikten kommen Diebstähle am häufigsten vor, 8063 Delikte im Jahr 2014.
Das Problem des Kriminaltourismus des Vorjahres konnte die Kriminalpolizei ebenfalls eindämmen, indem konsequent auf Festnahmen und Untersuchungshaft bereits bei Verdachtsfällen gesetzt wurde. Diese Abschreckungsmassnahmen sprechen sich laut Ammann auch im Ausland herum. Die Dunkelziffer bei den Kriminaltouristen sei aber weiterhin hoch.
Auch bei den Gewalttaten verzeichnet die Stawa einen Rückgang um vier Prozent, der Wert liegt neu bei 2394 Fällen. Die Ziffer für das Delikt Raufhandel, landläufig auch als Schlägerei bezeichnet, verringerte sich von 52 auf 31 Fälle. Ammann erklärt diese Veränderung mit der stärkeren Polizeipräsenz. Im Jahr 2014 wurden zudem weniger Beamte angegriffen als noch im Jahr 2013, dennoch glaubt er, dass der Respekt vor der Staatsgewalt sinkt.
Zugenommen haben hingegen die Betrugsfälle, die erstmals vierstellig sind. Auf Internetplattformen wie Ricardo oder Ebay komme es vermehrt zu Betrügereien, erklärte Ammann. Zudem haben auch die Enkeltrick-Betrüger das Internet entdeckt und lassen sich mittlerweile das Geld direkt überweisen, anstatt es persönlich abzuholen.
Weniger Cannabis-Konsum
Die Straftaten gegen das Betäubungsmittelgesetz sind auf 3253 Fälle gesunken, wie Thomas Homberger, Leiter des Betäubungsmitteldezernats, erklärte. Das ist eine Abnahme von 5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Den Grund für diese Veränderung sieht er in der Anpassung der Strafprozessordnung.
Würde man die leichten Cannabis-Fälle, bei denen seit Oktober 2013 nur noch gebüsst wird, hinzuzählen, wären die Werte laut Homberger gleich hoch wie im Vorjahr. Auch die OSZE-Konferenz habe indirekt zum Rückgang beigetragen. Denn dadurch hatte die Polizei weniger Zeit, den Cannabiskonsum zu ahnden.
«Wir wollen die Jugendlichen nicht kriminalisieren, sondern präventiv eingreifen.»
Zuletzt ergriff der Leitende Jugendanwalt Beat Burkhardt das Wort und sagte: «Ich habe nichts Spannendes zu berichten.» Die Anzahl Straftaten hat bei den Jugendlichen weiter abgenommen und lag im Jahr 2014 bei 1083 Fällen. Bei den Gewaltdelikten kommt es sogar zu einem Rekordtief von 105 Taten, so tief war der Wert seit 20 Jahren nicht mehr.
Lediglich die Verstösse gegen das Betäubungsmittelgesetz haben bei den Jugendlichen zugenommen, führte er aus. Bei den Jugendlichen werde der Cannabis-Konsum aber auch weiterhin angezeigt. Nicht etwa um die Jugendlichen zu kriminalisieren, erklärt er, sondern um präventiv agieren zu können. Diese Prävention schlägt sich in 275 angezeigten Delikten gegen das Betäubungsmittelgesetz nieder, 25 Prozent mehr als im Vorjahr.
Der Städte-Vergleich: