Zweifelhaftes Lob für Morin, Kritik am Departement – eine Presseschau

Obwohl nun neben Kritik auch Lob auf Guy Morin prasselt, gehen die Kommentatoren vor allem aufs Präsidialdepartement los. Es sei ein Konglomerat und ohnehin am besten gleich aufzulösen.

Aus den Kommentarspalten kommen warme Worte zum anstehenden Abgang von Guy Morin, aber vor allem gibts Haue fürs Departement.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Obwohl nun neben Kritik auch Lob auf Guy Morin prasselt, gehen die Kommentatoren vor allem aufs Präsidialdepartement los. Es sei ein Konglomerat und ohnehin am besten gleich aufzulösen.

Nach der Rücktrittsankündigung von Guy Morin kommentieren die Zeitungen scharf. Die Hauptkritik richtet sich allerdings nicht gegen Morin selbst, der noch bis nächsten Januar im Amt bleibt. Am schärfsten zielen die Journalisten auf sein Departement.

Denn das Präsidialdepartement ist mit sieben Jahren noch jung. Morin war ab 2009 der erste Departementsvorsteher. Wer auch immer seine Nachfolge antritt, wird das Sammelsurium an Dienst- und Amtsstellen konsolidieren müssen.

bz: Viele Konzepte und ein Bürgermeister für Basel

In der «Basellandschaftlichen Zeitung» schreibt Stadt-Chef Nicolas Drechsler, dass das Präsidialdepartement genau zu dem wurde, was seine Gegner befürchtet hatten.

Es ist ein Konglomerat vieler Amtsstellen, die teilweise von Alphatieren als kleine Königreiche geführt werden. In keinem anderen Departement gibt es so viele «akademische Mitarbeiter», «Fachstellen» und «Koordinationsstellen» wie hier. Das führt dazu, dass viel konzeptionelle Arbeit geleistet wird, deren Nutzen sich nicht immer erschliesst.

Immerhin, es sei sinnvoll, die übergreifenden Aufgaben an einem Ort wie diesem Departement zu konzentrieren, schreibt Drechsler. Der Journalist rechnet Morin besonders an, dass dank seiner Arbeit als Regierungspräsident Basel wahrnehmbarer geworden sei.

«Eine Stadt wie Basel verdient es, einen Bürgermeister, einen Stapi zu haben.»

BaZ: Departement abschaffen

Erwartbar härter ins Gericht geht die «Basler Zeitung». Hier griff Chefredaktor Markus Somm höchstselbst in die Tasten, um das Lieblingsopfer seiner Stilkolumnisten zu kommentieren. Selbst wenn Somm schreibt, dass Morin weder ein Cicero noch ein Star vom Rhein gewesen sei, attestiert er ihm im für die Zeitung gewohnt spitzen Stil:

So gesehen war das Experiment Morin von Beginn weg gescheitert. Später legte der ehemalige Arzt zwar zu, er gewöhnte sich ans Amt, und die Basler gewöhnten sich an ihn, ja, mit der Zeit entwickelte sich ein eigenartig verzweifeltes und fürsorgliches Verhältnis, man litt mit ihm, wie er im Amt zu leiden schien. Es hatte etwas Sympathisches: dieses ehrliche, ungelenke, etwas grünteeige Repräsentieren, das er pflegte.

Seine Schlusskritik am Departement übt Somm nicht mit dem Skalpell, sondern mit der Axt:

Bevor man zur Wiederwahl schreitet, wäre es deshalb angezeigt, man nutzte die Stunde für eine Reform und schaffte das Amt wieder ab; dabei könnte zudem die Zahl der Regierungsräte von sieben auf fünf verringert werden, da auch das Gesundheitsdepartement zu klein ist, um weiter zu bestehen. Nicht bloss aus finanziellen Gründen wäre das sinnvoll, sondern vor allem aus politischen. Ein kleines Gremium kämpft kompakter […].

TagesWoche-Community: Keine Gefahr für Rot-Grün 

Auch in der Community der TagesWoche spaltetete die Personalie Morin die Gemüter. User «Dänny» befand: «Endlich!» und verwies auf Problemstellen wie den Umgang mit Stadtentwickler Thomas Kessler, die Schliessung der Behindertenfachstelle, die Zwischennutzungen am Hafen und weitere. User «Karl Buschweiler» argumentierte:

Ein weiser Entscheid des Herrn Morin. Und jetzt einen Regierungsrat oder Regierungsrätin wählen, der/die den Laden PD aufräumt und in den Griff bekommt und die Führungsverantwortung, die es dazu braucht, übernehmen wird.

Dabei wagten andere bereits den Ausblick auf die Wahlen. User «Markus Christen» schreibt:

Andererseits kommt nun Bewegung in die Monate bis Oktober 2016. Das wiederum fordert die Exponenten vor allem im links-grünen Lager. Da gilt es nun, Nägel mit Köpfen zu machen, um das derzeit gut funktionierende Regierungsgefüge in die nächste Legislatur zu bringen.

«Phil Boesiger» erachtet die Ausgangslage für Rot-Grün als immer noch komfortabel. Zwei Bürgerliche würde das Wahlvolk kaum ins Gremium hieven:

Wenn Eymann gleichzeitig wie Morin zurücktritt, sehe ich die linke Mehrheit im Regierungsrat nicht gefährdet. Ich glaube kaum, dass die Basler Wählenden zwei Bürgerliche zusammen dazu wählen würden. Sollte hingegen Eva Herzog auch noch zurücktreten, dann könnte es für die Rot-Grüne Mehrheit eng werden.

Und «Markus Schöpfer» meint abschliessend schlicht:

Wie es scheint, gibt es auf der rechten Seite kaum valable Kandidaten. Ob ein noch unentdeckter «neunter Planet» da helfen kann….

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