Sein Moment im Trikot des FC Basel war jener rustikale Befreiungsschlag, mit dem er den Ball im alten Joggeli über das Stadiondach hinaus beförderte. Das war Mitte der Neunzigerjahre und ist, so die ungefähre Erinnerung, keinem mehr gelungen, ehe die alten Mauern abgerissen wurden.
Nun, nach alles in allem 17 Jahren in Diensten des FC Basel, ist Schluss für Marco Walker. Vier Jahre lang hat der Solothurner als Verteidiger das rotblaue Trikot getragen, und seit 2005 gehörte er in verschiedenen Abteilungen und Funktionen dem Trainerstab des FCB an. So ist er zum «ewigen Walker» geworden, trug er als Konditionstrainer und zweiter Assistent seinen Teil bei zu den ganzen Titeln, die der FC Basel in den vergangenen Jahren gesammelt hat.
Jetzt will sich Walker neu orientieren. Seit zwei Jahren hat er das höchste Trainerdiplom, die Uefa-Pro-Lizenz, und seine Überlegung lautet: «Ich bin 48 Jahre alt und irgendwann muss ich es mal versuchen. Ich habe das Gefühl, mehr machen und mehr Verantwortung übernehmen zu wollen.» Ob als Cheftrainer oder wieder als eine Nummer 2 in einem Trainerteam, das lässt er offen.
Kontakte zu anderen Klubs seien noch lose, er wisse noch nicht, wo er in der neuen Saison arbeiten werde, sagt Walker. «Ein gewisses Risiko ist dabei, weil das Fussballgeschäft übervoll mit Leuten ist. Aber irgendwann muss ich dieses Risiko auf mich nehmen.»
Der FCB, die Bundesliga und zehn Länderspiele
Als Profi hat Walker eine bunte Laufbahn hinter sich. Vom FC Grenchen (1988 bis ’90) zog er aus, er spielte in Lugano und anschliessend – von 1992 bis 1996 – 87 Mal für den FC Basel. In der 1. Bundesliga stand er 53 Mal für 1860 München auf dem Platz. Tennis Borussia Berlin, der FC St. Gallen, der FC Aarau und der FSV Mainz 05 waren weitere Stationen, und zum Karriereende schnürte er noch einmal für die Old Boys Basel die Schuhe.
Seine schönste Zeit als Fussballer, hat Walker mal erzählt, seien die Jahre beim FCB gewesen. «Ich war dabei, als ein ganz kleiner Grundstein zu dem gelegt wurde, was der FCB heute ist: Wir sind in die Nationalliga A aufgestiegen.» Ausserdem stehen in seiner Vita noch zehn Länderspiele für die Schweiz.
Unter Christian Gross begann es
Im Januar 2009 stiess Walker zum damals noch sehr übersichtlichen Trainerteam des FCB. Christian Gross hatte sich überraschend von seinem langjährigen Wegbegleiter Fritz Schmid – heute Nationaltrainer in Neuseeland – getrennt. Als sich der FCB ein halbes Jahr später von Gross trennte, blieb Walker.
Seither gehörte er zum Inventar der ersten Mannschaft. Mit Ausnahme der Saison unter Paulo Sousa, der keine Verwendung für den Einheimischen hatte. Das Jahr überbrückte Walker in der Nachwuchsabteilung als Talentmanager, um die letzten Tage der Saison mit unbezahltem Urlaub Patrick Rahmen zu assistieren beim FC Biel, der damals im Finanzchaos versank. Rahmen wird nun übrigens neuer Trainer des FC Aarau.
Die Hauptrolle unter den Assistenten der FCB-Cheftrainer spielten zuletzt andere: Neben Urs Fischer war es Markus Hoffmann, aktuell unter Raphael Wicky ist es Massimo Lombardo. In der spezifischen Präventions- und Rehabilitationsarbeit mit den Spielern hat ausserdem seit zwei Jahren Werner Leuthard das Zepter übernommen. Für Walker blieb in dem in der Zwischenzeit enorm angewachsenen Funktionsteam rund um die Profis unter anderem die durchaus öffentlichkeitswirksame Aufwärmarbeit mit der Mannschaft vor den Spielen.
Die Sache mit den kurzen Hosen
Deshalb wusste eigentlich auch jeder, der genauer hinschaute, dass Marco Walker der Mann war, der bei Wind und Wetter in kurzen Hosen unterwegs war. Auch damals bei einem Europacup-Spiel im Februar 2011 in Moskau bei tiefen Minustemperaturen. Diesen kleinen textilen Aberglauben hat Walker mit zunehmendem Alter mehr und mehr abgelegt.
Und jetzt sagt Walker über seinen Abschied am Samstag, im letzten Saisonspiel gegen Luzern: «Ich glaube, es ist für alle das Richtige, denn es hiess ja auch immer wieder: der ewige Walker. Auch wenn es mir nach der langen Zeit weh tut, von Rotblau wegzugehen, denke ich für mich: Die kurzen Hosen weg, und Marco Walker ist weg.»
Offen, ob die Planstelle neu besetzt wird
Raphael Wicky äusserte sich nach dem Spiel am Sonntag in Zürich zum Abgang seines Zuarbeiters: «Wir haben viele Gespräche miteinander geführt. Nun geht er seinen eigenen Weg.» Mehr wollte er nicht sagen. Auch darauf, ob die Planstelle neu besetzt wird und welche Möglichkeiten der Justierung im Trainerteam sich eröffnen, wollte der Cheftrainer nicht eingehen.