Bei den Halbfinals der Rugby-Weltmeisterschaft sind die Europäer nur Zuschauer. Zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers duellieren sich ausschliesslich Mannschaften von der Südhalbkugel in der Runde der letzten Vier. Das heizt eine alte Grundsatzdebatte zwischen zwei völlig unterschiedlichen Rugby-Philosophien aufs Neue an.
Vor genau 110 Jahren reiste zum ersten Mal eine neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft durch Grossbritannien und begründete einen Mythos. In ihren legendären schwarzen Trikots gewannen die «Original All Blacks» 34 von 35 Partien und hinterliessen eine gedemütigte Rugby-Mutternation.
Seitdem werden die Unterschiede zwischen europäischen Teams und ihren Counterparts in Übersee wohl in keinem anderen Mannschaftssport mit soviel Leidenschaft herausgestellt. Schon 2007 an der WM in Frankreich galt bei den englischen Buchmachern als ausgemacht, was jetzt tatsächlich zum ersten Mal eintritt: ein Halbfinale ohne Europa.
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Gastgeber Frankreich hatte damals sein Auftaktmatch gegen Argentinien sensationell verloren, der Titelverteidiger England war mit 36:0 von den Springboks aus Südafrika zerlegt worden und die All Blacks hatten ihre Gegner wie Schülermannschaften demontiert. «Irgendeiner muss den Arzt rufen», spottete der «New Zealand Herald». «Das Rugby der nördlichen Hemisphäre ist furchtbar krank.»
In die Zukunft oder in die Urhöhle?
Auch der englische «Guardian» sprach von einer katastrophalen Fehlentwicklung des europäischen Spiels. Zu viel Wert sei auf die Athletik gelegt worden. Aber mit muskulösen Schränken allein lasse sich kein Spiel gewinnen. So stolpere man den dynamischen Spielzügen der anderen nur schwerfällig hinterher.
Im Duell Nord gegen Süd musste sich die alte Grundsatzfrage entscheiden: Wird das vor allem in der südlichen Hemisphäre entwickelte Rugby mit seinem flüssigen Passspiel dominieren oder kehrt der Sport, wie es die «Herald Tribune» ausdrückte, «in seine Urhöhle zurück, wo Kolosse in Defensivschlachten ohne Unterlass aufeinanderprallen»?
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Sa, 24. Oktober | 17.00 | London, Twickenham | Südafrika – Neuseeland | |||
So, 25. Oktober | 17.00 | London, Twickenham | Australien – Argentinien | |||
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Fr, 30. Oktober | 21.00 | London, Olympic Stadium | Verlierer Halbfinale | |||
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Sa, 31. Oktober | 17.00 | London, Twickenham | Sieger Halbfinale |