Die Südhalbkugel dominiert die Weltmeisterschaft

Bei den Halbfinals der Rugby-Weltmeisterschaft sind die Europäer nur Zuschauer. Zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers duellieren sich ausschliesslich Mannschaften von der Südhalbkugel in der Runde der letzten Vier. Das heizt eine alte Grundsatzdebatte zwischen zwei völlig unterschiedlichen Rugby-Philosophien aufs Neue an.

Gareth Anscombe of Wales (R) tackles South Africa's Duane Vermeulen during their Rugby World Cup Quarter Final match at Twickenham in London, Britain October 17, 2015. REUTERS/Stefan Wermuth

(Bild: Reuters/STEFAN WERMUTH)

Bei den Halbfinals der Rugby-Weltmeisterschaft sind die Europäer nur Zuschauer. Zum ersten Mal in der Geschichte des Turniers duellieren sich ausschliesslich Mannschaften von der Südhalbkugel in der Runde der letzten Vier. Das heizt eine alte Grundsatzdebatte zwischen zwei völlig unterschiedlichen Rugby-Philosophien aufs Neue an.

Vor genau 110 Jahren reiste zum ersten Mal eine neuseeländische Rugby-Nationalmannschaft durch Grossbritannien und begründete einen Mythos. In ihren legendären schwarzen Trikots gewannen die «Original All Blacks» 34 von 35 Partien und hinterliessen eine gedemütigte Rugby-Mutternation.

Seitdem werden die Unterschiede zwischen europäischen Teams und ihren Counterparts in Übersee wohl in keinem anderen Mannschaftssport mit soviel Leidenschaft herausgestellt. Schon 2007 an der WM in Frankreich galt bei den englischen Buchmachern als ausgemacht, was jetzt tatsächlich zum ersten Mal eintritt: ein Halbfinale ohne Europa.

Rugby steht in unseren Breitengraden nicht im Mittelpunkt des Interesses. Die TagesWoche hat sich der Rugby-WM, dem drittgrössten Sportereignis der Welt, mit folgenden Beiträgen angenähert:

» Was man über Rugby wissen muss: Alle gegen Neuseeland an der WM
» Englands Aus an der Heim-WM: Der grösste anzunehmende Scherbenhaufen
» Die Viertelfinals: Ein Kiste voll durchgedrehter Frösche

Gastgeber Frankreich hatte damals sein Auftaktmatch gegen Argentinien sensationell verloren, der Titelverteidiger England war mit 36:0 von den Springboks aus Südafrika zerlegt worden und die All Blacks hatten ihre Gegner wie Schülermannschaften demontiert. «Irgendeiner muss den Arzt rufen», spottete der «New Zealand Herald». «Das Rugby der nördlichen Hemisphäre ist furchtbar krank.»

In die Zukunft oder in die Urhöhle?

Auch der englische «Guardian» sprach von einer katastrophalen Fehlentwicklung des europäischen Spiels. Zu viel Wert sei auf die Athletik gelegt worden. Aber mit muskulösen Schränken allein lasse sich kein Spiel gewinnen. So stolpere man den dynamischen Spielzügen der anderen nur schwerfällig hinterher.

Im Duell Nord gegen Süd musste sich die alte Grundsatzfrage entscheiden: Wird das vor allem in der südlichen Hemisphäre entwickelte Rugby mit seinem flüssigen Passspiel dominieren oder kehrt der Sport, wie es die «Herald Tribune» ausdrückte, «in seine Urhöhle zurück, wo Kolosse in Defensivschlachten ohne Unterlass aufeinanderprallen»?

Rugby Union - Australia v Scotland - IRB Rugby World Cup 2015 Quarter Final - Twickenham Stadium, London, England - 18/10/15 Australia players celebrate their win as Referee Craig Joubert (R) leaves the field at the end of the game Reuters / Dylan Martinez Livepic

 Uhrzeit

Ort

Paarung

Sa, 24. Oktober 17.00 London, Twickenham Südafrika – Neuseeland
So, 25. Oktober 17.00 London, Twickenham Australien – Argentinien

Um Platz 3

     
Fr, 30. Oktober 21.00 London, Olympic Stadium Verlierer Halbfinale

Finale

     
Sa, 31. Oktober 17.00 London, Twickenham Sieger Halbfinale

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