Neuseeland bleibt das Mass der Dinge im Rugby, wird ungeschlagen in sieben Spielen zum dritten Mal Weltmeister und ist damit Rekord-Titelträger. Beim 34:17-Finalsieg gegen Australien krönt Ausnahmespieler Dan Carter seine Karriere und setzt den Schlusspunkt bei der WM in England, die als die grossartigste ihrer Sportart gefeiert wird.
New Zealand's players perform the haka before their Rugby World Cup Final against Australia at Twickenham in London, October 31, 2015. REUTERS/Eddie Keogh
(Bild: Reuters/EDDIE KEOGH)Richie McCaw of New Zealand (2ndR) and teammates performs the haka before their Rugby World Cup final match against Australia at Twickenham in London, Britain, October 31, 2015. REUTERS/Paul Childs
(Bild: Reuters/PAUL CHILDS)Richie McCaw of New Zealand (R) and teammates performs the haka before their Rugby World Cup final match against Australia at Twickenham in London, Britain, October 31, 2015. REUTERS/Paul Childs
(Bild: Reuters/PAUL CHILDS)A general view shows the Rugby World Cup final match between New Zealand and Australia at Twickenham in London, Britain, October 31, 2015. REUTERS/Dylan Martinez
(Bild: Reuters/DYLAN MARTINEZ)New Zealand captain Richie McCaw (R) reacts after a late tackle on Dan Carter of New Zealand (C) during their Rugby World Cup final match against Australia at Twickenham in London, Britain October 31, 2015. REUTERS/Henry Browne
(Bild: Reuters/HENRY BROWNE)Kieran Read of New Zealand (top L) jumps for the ball during their Rugby World Cup final match against Australia at Twickenham in London, Britain, October 31, 2015. REUTERS/Dylan Martinez TPX IMAGES OF THE DAY
(Bild: Reuters/DYLAN MARTINEZ)Ma'a Nonu of New Zealand scores a try past Drew Mitchell of Australia (L) during their Rugby World Cup Final at Twickenham in London, October 31, 2015. REUTERS/Stefan Wermuth TPX IMAGES OF THE DAY
(Bild: Reuters/STEFAN WERMUTH)Ma'a Nonu of New Zealand (R) scores a try during their Rugby World Cup final match against Australia at Twickenham in London, Britain October 31, 2015. REUTERS/Henry Browne
(Bild: Reuters/HENRY BROWNE)Samuel Whitelock of New Zealand (L) and Rob Simmons of Australia are lifted by team mates as they jump for the ball during their Rugby World Cup Final at Twickenham in London, October 31, 2015. REUTERS/Stefan Wermuth TPX IMAGES OF THE DAY
(Bild: Reuters/STEFAN WERMUTH)Bernard Foley of Australia (L) is tackled during their Rugby World Cup final match against New Zealand at Twickenham in London, Britain October 31, 2015. REUTERS/Toby Melville
(Bild: Reuters/TOBY MELVILLE)Als die All Blacks vor vier Jahren im heimischen Eden Park in Auckland Rugby-Weltmeister wurden und damit eine 24-jährige Durststrecke beendet hatten, erklärte ein sichtlich erschöpfter Kapitän Richie McCaw nach der Partie: «Wir haben den Affen endlich von der Schulter geschüttelt.» Nur einer konnte seinen persönlichen Fluch damals nicht beenden: Dan Carter. Der 33-Jährige hatte das Finale wegen einer Verletzung verpasst und noch vor ein paar Wochen gesagt, dass er sich deshalb nicht als Weltmeister fühle.
Doch mit dem 34:17-Sieg der Neuseeländer gegen Australien ist nun auch Carters Karriere endgültig vollendet. Er, der bei Racing 92 bald der am besten bezahlte Rugby-Spieler der Welt sein wird, drückte dem intensiven Finale den Stempel auf. Und zwar nach Dan Carter-Art: elegant und souverän.
Über 1500 Punkte hat Carter in seiner Karriere erzielt. Mehr als jeder andere Rugby-Spieler vor ihm. Doch das Dropgoal in der 70. Minute im Finale von Twickenham wird wohl sein wichtigster Punktgewinn für die All Blacks bleiben.
Die Krönung einer Karriere
Denn zu diesem Zeitpunkt schien die eigentlich vom Titelverteidiger dominierte Partie zugunsten der Wallabies zu kippen. Nach einer gelben Karte gegen den Neuseeländer Ben Smith hatten die Australier zur Attacke geblasen und waren durch Trys von David Pocock (53. Minute) und Tevita Kuridrani (64. Minute) beim Stand von 21:17 bis auf vier Punkte an die übermächtig scheinenden All Blacks herangekommen.
Doch dann schien sich Dan Carter an den grössten Moment eines seiner grössten Rivalen zu erinnern. Der Engländer Johnny Wilkinson hatte sich fast eine Dekade lang mit seinem neuseeländischen Counterpart ein Duell darum geliefert, wer die meisten Punkte aus dem Feld, also per Fuss, erzielen kann.
2003 hatte Wilkinson das WM-Finale, ebenfalls gegen die Australier, nur 26 Sekunden vor Spielende mit einem Dropgoal entschieden. Ein Alltime-Moment, den der «schöne Johnny» dem «schönen Dan» immer voraus hatte. Bis jetzt. Denn Dan Carters Dropkick aus dem Nichts beendete die Aufholjagd der Wallabies und schien auch deren Widerstand gegen das Unvermeidliche zu brechen.
Nach dem Triumph der grosse Umbruch
Neuseelands Trainer Steve Hansen wusste nach dem Triumph auch sofort, an welche Adresse seine ersten Dankesworte gehen sollten: «Das hätte man sich für Dan nicht besser ausdenken können. Im letzten Länderspiel geht er raus und zeigt einfach nochmal das gesamte Repertoire seines Könnens. Er ist einfach einer der grössten Rugby-Spieler aller Zeiten.»
Gewonnen im ausverkauften Twickenham, da waren sich die Experten nach dem Finale einig, hatte aber nicht nur Dan Carter, sondern das beste Team in der Geschichte des Rugby. Lediglich drei von 54 Länderspielen mussten die All Blacks in den vergangenen vier Jahren verloren geben.
Doch nun wartet der grosse Umbruch. Für eine ganze Reihe von Neuseeländern, die das Welt-Rugby in der vergangenen Dekade mitgeprägt haben, war das gewonnene Finale der letzte Auftritt in Schwarz. Neben den beiden Ikonen Daniel Carter und Kapitän Richie McCaw geht auch das Mittelfeld-Duo Conrad Smith und Ma’a Nonu in die wohlverdiente Nationalmannschaftsrente.
England feiert «grösste WM aller Zeiten»
Mit dieser Art Zukunftsgedanken wollte sich Samstagnacht in Twickenham allerdings niemand beschäftigen. Und so konnte man unter goldgelbem Konfettiregen nicht nur die ausgelassen hüpfenden All Blacks sehen, sondern auch sich gegenseitig die Schultern klopfende Funktionäre.
«Diese WM ist nicht nur die grösste aller Zeiten, sondern sie wird uns auch als die beste in Erinnerung bleiben», verkündete IRB-Präsident Bernard Lapasset nach dem Finale. 2,4 Millionen Stadionbesucher (48’000 durchschnittlich) haben die Spiele gesehen. Eine halbe Million ausländischer Gäste sei in den vergangenen sechs Wochen nur wegen Rugby auf die Insel gereist.
Und an England 2015 wird man sich erinnern als ein Turnier, das die «Welt» in diesen Titelkampf gebracht hat. In Ländern wie Deutschland wurden die Spiele erstmals live übertragen und erzielten hohe Einschaltquoten.
Der Hype ums Ei
Der wohl grösste Hype wurde in Japan ausgelöst. Nach dem Sensationssieg gegen Südafrika in der Vorrunde hatte Japans Ayumu Goromaru verkündet: «Mit diesem Spiel haben wir die Rugbywelt verändert.» Bis zum nächsten Auftritt gegen Samoa war die Zuschauerzahl von ursprünglich 700’000 auf sagenhafte 20 Millionen hochgeschnellt.
In Japan findet in genau vier Jahren die nächste Weltmeisterschaft im Union-Rugby statt. In einem der grössten Sportmärkte weltweit wird sich beweisen, wie weit man den «Hype ums Ei» noch aufdrehen kann.
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Mehr zur Rugby-WM: Website des Turniers und Wikipedia