Hier geht’s lang nach Rio: So finden Sie sich zurecht

Vom 5. bis 21. August misst sich, wie es so schön heisst, die «Jugend der Welt» bei den Spielen der XXXI. Olympiade. Über 10’500 Athleten nehmen teil, darunter 106 aus der Schweiz. Ein kleiner Wegweiser zu den Sommerspielen von Rio de Janeiro.

A man walks past a newly-painted bicyle lane ahead of the Rio 2016 Olympic games near Barra da Tijuca beach in Rio de Janeiro, Brazil, July 27, 2016. REUTERS/Sergio Moraes

(Bild: Reuters/SERGIO MORAES)

Vom 5. bis 21. August misst sich, wie es so schön heisst, die «Jugend der Welt» bei den Spielen der XXXI. Olympiade. Über 10’500 Athleten nehmen teil, darunter 106 aus der Schweiz. Ein kleiner Wegweiser zu den Sommerspielen von Rio de Janeiro.

Wo finden die Wettkämpfe statt?

Erstmals überhaupt finden Olympische Spiele in Südamerika statt; in Mittelamerika hatte Mexiko die Spiele im Jahr 1968. In Rio de Janeiro gibt es 34 Wettkampfstätten, in denen es insgesamt 306 Medaillensätze zu gewinnen gibt.

Die «NZZ» hat mittels Google Earth einen Rundflug über die Olympiastadt und zu den Wettkampfstätten unternommen. Mit einem Klick auf das Olympiastadion im Bild geht’s zur verlinkten Seite:

An aerial view of the Olympic Stadium in Rio de Janeiro, Brazil, less than two weeks before the start of the Rio 2016 Olympic Games, July 23, 2016. REUTERS/Pawel Kopczynski TPX IMAGES OF THE DAY

(Bild: Reuters/PAWEL KOPCZYNSKI)

Die Olympischen Sommerspiele finden in Brasiliens Mega-Metropole Rio de Janeiro statt. In einem Land, dass sich um die Fussball-WM 2014 und die Spiele 2016 bewarb, als die Wirtschaft boomte, und das nun unter einer Rezession ächzt. Die «Süddeutsche Zeitung» nennt sie deshalb «die obszönen Spiele». Rechnungen, was Olympia in Brasilien kostet und einen Vergleich zu früheren olympischen Sausen hat das «Handelsblatt» angestellt.

TagesWoche-Autor Florian Haupt hat sich in seinem Essay «Eine Zeit der Unschuld hat es nie gegeben» mit dem aktuellen Zustand des olympischen Geistes beschäftigt: Die Spiele der Neuzeit seien immer widersprüchlich und unvollkommen gewesen, schreibt er. Überforderte Funktionäre konnten sich nie dem Einfluss der Weltpolitik entziehen, der Gigantismus ist ungebremst und das Dopingproblem aktueller denn je. Aber desavouiert das wirklich die ganze Idee?

Wann finden die Wettkämpfe statt?

Auf jeden Fall mit einem Zeitunterschied von fünf Stunden zur MESZ:

17 Wettkampftage gibt es – vom Fussballturnier abgesehen, das bereits zwei Tage vor der Eröffnungsfeier vom Freitag (1.00 Uhr MESZ am Samstag, 6. August) begonnen hat.

Einen Überblick über die einzelnen Wettkämpfe bietet natürlich die offizielle Website von Rio 2016. Ein Service von Google bietet die Möglichkeit, sich in jeder Sportart bis in die Details zu vertiefen.

Auf dem Webportal des Schweizer Fernsehens kann der Zeitplan nach Schweizer Teilnehmern gefiltert werden.

Wo kann man Olympia im Fernsehen verfolgen?

Quasi überall und rund um die Uhr. Das Schweizer Fernsehen scheut weder Kosten noch Mühen und ist bis zum 21. August täglich 24 Stunden auf Sendung. 141 Mitarbeiter sind nach Rio entsandt worden, 17 Millionen Franken kostet die Expedition. Da in Rio die Wettkampftage erst zu Ende gehen, wenn hierzulande schon wieder die Frühaufsteher unterwegs sind, gibt es vormittags bei SRF bis 9.00 Uhr viertelstündige Updates und anschliessend bis 12.00 Uhr Zusammenfassungen der Highlights. » Zum Sendeschema Tag für Tag 

Im deutschsprachigen Raum gibt es Olympia ausserdem bei ARD und ZDF und beim ORF. «Die Konkurrenz ist brutal», hat SRF-Sportchef Roland Mägerle zum «Blick» gesagt: «Wenn wir nicht mindestens gleich gut sind, schalten die Zuschauer zu den deutschen Sendern um.»

Das könnte sich in vier Jahren bei den Spielen in Tokio ganz anders darstellen, denn nachdem der US-amerikanische Medienkonzern Discovery die Rechte erworben hat, droht erstmals, dass die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland keine Bilder senden dürfen. Die Verhandlungen über Sublizenzen sind ins Stocken geraten. Mit Eurosport (wo es dieses Mal kein Olympia gibt) verfügt der Rechteinhaber über eine Plattform in Europa.

Wer nimmt aus der Schweiz teil? 

Swimmer Maria Ugolkova of Switzerland poses for a photo after a press conference of Swiss Olympic Swimming team at the Main Press Center MPC in Rio de Janeiro, Brazil, prior to the Rio 2016 Olympic Summer Games, pictured on Wednesday, August 3, 2016. (KEYSTONE/Patrick B. Kraemer)

Schwimmerin Maria Ugolkova, vor einem Jahr eingebürgerte Russin, ist eine von 106 Olympia-Teilnehmenden aus der Schweiz. (Bild: Keystone/PATRICK B. KRAEMER)

106 Sportlerinnen und Sportler sind nach Rio de Janeiro gereist. Drei weniger als ursprünglich von Swiss Olympic selektioniert, weil das Tennis-Trio Federer, Wawrinka, Bencic abgesagt hat. Zuletzt hatte die Schweiz 1996 mehr Athleten zu Olympia nach Atlanta geschickt, unter den 115 Teilnehmern war damals auch ein Handball-Männerteam.

Bei Swiss Olympic gibt es die Übersicht über alle Schweizer Sportlerinnen und Sportler in Rio, und in einem News-Feed bleibt man während der Spiele aus der Sicht der Dachorganisation auf dem Laufenden. Interaktiv stellt der «Blick» die Teilnehmer und die Medaillenchancen dar, ausserdem gibt es eine bunte Beilage (zum Download).

Wer wissen will, was Swiss Olympic den Athleten an Informationen zu den Spielen, zu Land und Leuten und als Benimmempfehlungen mit auf den Weg gegeben hat – hier geht es zum Handout (als Download).

Und aus Basel und Region?

Es kommt auf die Lesart an. Der Fechter Benjamin Steffen (34) ist ein Basler, und aus dem Degen-Team wird auch Max Heinzer, der am Sonntag 29 Jahre alt wird, dazu gezählt. Der Luzerner hat seinen Trainingsmittelpunkt ebenfalls bei der Fechtgesellschaft Basel.
» Wettkämpfe: Dienstag, 9. August (Einzel), Sonntag, 14. August (Team)

» Degenfechter Benjamin Steffen im Olympia-Halbfinal

Aus Bubendorf kommt die Springreiterin Janika Sprunger (29), die inzwischen in Belgien lebt und mit der Stute Bonne Chance in Rio im Einzel- und im Teamwettbewerb startet.
» Wettkämpfe: Sonntag, 14. August; Freitag, 19. August

Auf den letzten Drücker hat die aus Muttenz stammende Judoka Evelyn Tschopp (25) das Olympia-Ticket gelöst. Für Tschopp, die in Fribourg Medizin studiert, hat sich somit das Abspecken und der damit ermöglichte Wechsel in die Gewichtsklasse bis 52 Kilo gelohnt. Ihre Geschichte erzählt Eveyln Tschopp im SRF-Interview. » Wettkampf: Sonntag, 7. August

» Evelyne Tschopp scheitert an der neuen Olympiasiegerin

In Lörrach geboren und Grenzach-Wyhlen aufgewachsen ist der Ruderer Simon Niepmann (31), der dank seiner Mutter mit einem Schweizer Pass ausgestattet ist. Mit ihm im Schweizer Leichtgewicht-Vierer, amtierender Europa- und Weltmeister, sitzt der aus Interlaken stammende Lucas Tramèr (26), der in Basel wohnt. Beide gehören (unter anderem) dem Basler Ruder-Club an.
» Wettkampf: Samstag, 6. August (Vorläufe) – Final: Donnerstag, 11. August (gegen 15.45 Uhr)

» Niepmann liegt mit Leichtgewichts-Vierer auf Medaillenkurs

Und schliesslich sind da noch die Werro-Brüder Lukas (24) und Simon (27), die in Magglingen gross wurden, in Basel respektive Bern studieren und in Basel wohnen. Mit gutem Grund: Hier wird mit dem Stützpunkt «Slalom Region Basel» der Kanuslalom-Sport gefördert, und trainiert wird auf der Anlage im elsässischen Huningue. Die Werro-Brüder haben den letzten freien Startplatz für Rio hauchdünn ergattert und gehen im Zweier-Kanadier ins Wasser – eine Disziplin, die es wahrscheinscheinlich bei den nächsten Spielen nicht mehr geben wird. Ihren Weg nach Rio hat die «Berner Zeitung» nachgezeichnet.
» Wettkampf: Montag, 8. August – Halbfinal: Do, 11. August, 17.30 Uhr

» Werro/Werro nach Steigerung im Halbfinal

Und dann kann man natürlich auch Alexander Fransson mit ins Boot nehmen, den 22-jährigen Fussballprofi des FC Basel: Fransson ist mit Schweden bereits ins olympische Turnier eingestiegen.
» Weitere Wettkämpfe: Montag, 8. August, und Mittwoch, 10. August, 24.00 Uhr

» Niederlage im zweiten Gruppenspiel: Fransson mit Schweden im Hintertreffen 

Summa summarum: Neun Sportlerinnen und Sportler aus Basel und Region wollen sich in Rio als Olympioniken auszeichnen.



Olympia-Teilnehmer mit Bezug zu Basel und dem Baselbiet, hier geboren oder wohnhaft (von links oben im Uhrzeigersinn): Springreiterin Janika Sprunger, die in Belgien lebt, die Fechter Benjamin Steffen und Max Heinzer, die Judoka Evelyne Tschopp aus Muttenz, die Kanuten Lukas und Simon Werro und die Ruderer Simon Niepmann und Lucas Tramèr.  

Olympia-Teilnehmer mit Bezug zu Basel und dem Baselbiet, hier geboren oder wohnhaft (von links oben im Uhrzeigersinn): Springreiterin Janika Sprunger, die in Belgien lebt, die Fechter Benjamin Steffen und Max Heinzer, die Judoka Evelyne Tschopp aus Muttenz, die Ruderer Simon Niepmann und Lucas Tramèr und die Kanuten Lukas und Simon Werro.  

Wie sieht es mit den Medaillenhoffnungen aus?

Tennis gehört nun zwar nicht gerade zu den olympischen Kernsportarten – aber da sind den Schweizern schon ein paar Medaillenhoffnungen flöten gegangen (siehe oben).

Swiss athlete Giulia Steingruber poses with the Swiss flag in front of Ipanema beach during a media conference of the Swiss Olympic team prior to the Rio 2016 Olympic Summer Games at the TV-Studio in Ipanema in Rio de Janeiro, Brazil, pictured on Thursday, August 4, 2016. (KEYSTONE/Peter Klaunzer)

Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfeier: Kunstturnerin Giulia Steingruber. (Bild: Keystone/PETER KLAUNZER)

Ralph Stöckli, Chef de Mission von Swiss Olympic und ehemaliger Spitzen-Curler, hat fünf Podestplätze als Ziel ausgerufen. Ihr Gold von London 2012 verteidigen will etwa Triathletin Nicola Spirig und auch Springreiter Steve Guerdat ist wieder dabei. Zu den Medaillenhoffnungen gehören die Degen-Fechter und die Ruderer (siehe oben). Ausserdem trägt Kunstturnerin Giulia Steingruber einige Erwartungen auf ihren Schultern – und bei der Eröffnungsfeier die Schweizer Fahne ins Maracanã-Stadion.

Die Nachrichtenagentur SDA fasst das Ziel unter dem Titel «Besser sein als in London» zusammen, wo es vier Medaillen gab.

Infografik: Wie oft schafft es die Schweiz aufs Treppchen? | Statista
Mehr Statistiken finden Sie bei Statista.

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