Raphael Wicky: «Ich sehe Lang nicht anders als im Herbst»

Vor dem Heimspiel gegen den FC Zürich (Samstag, 19 Uhr) macht dem FCB und seinen Fans die Formschwäche einiger Spieler Sorgen. Trainer Raphael Wicky nimmt Stellung.

Michael Lang läuft es 2018 noch nicht nach Wunsch. Er ist einer von mehreren FCB-Spielern, die ihrer Form hinterher laufen.

Im Cup ausgeschieden, in der Liga elf Punkte hinter den Young Boys klassiert: Der FC Basel ist 2018 aus der Spur geraten. Das hat auch damit zu tun, dass einige Spieler die Form aus dem Herbst nicht konservieren konnten. Oder dass sie nach der Rückkehr zum FC Basel ihren Platz in der Mannschaft noch nicht gefunden haben. Trainer Raphael Wicky nimmt vor dem Spiel gegen den FC Zürich (Samstag, 19 Uhr, St.-Jakob-Park) Stellung zu einigen seiner Spieler, die Liste der Formschwachen ist nicht vollständig.

Fabian Frei: Sitzt auf der Bank statt vorneweg zu laufen

Zweieinhalb Jahre spielte Fabian Frei in der Bundesliga. Drei Monate fiel er in dieser Zeit mit einer Oberschenkelverletzung aus. Ansonsten kam er regelmässig zum Einsatz, machte 62 Spiele, bereitete vier Tore vor und schoss drei selber. Das einzige Bundesligator gelang ihm in seinem letzten Spiel für die Mainzer, in der Vorrunde 2017/18, in der er zehn Mal in der Startelf stand.

Dann kehrte Frei zurück zum FC Basel, wo er den grössten Teil seiner Karriere verbracht hat. Es schien klar: Der 29-Jährige wird ein unumstrittener Führungsspieler in Raphael Wickys Mannschaft, zusammen mit Valentin Stocker, dem anderen Rückkehrer aus der Bundesliga.

Frei sagte bei seiner Rückkehr: «Ich will vorneweg laufen». Oder: «Es ist ja nicht so, dass ich es  alleine reissen muss, ich bin einer von zehn und versuche meine Mitspieler so gut wie möglich zu unterstützen und die Bälle zu spielen, mit denen sie etwas Gescheites anfangen können. Und wenn ich daneben auch ein bisschen glänzen kann, ist das auch gut.» Oder: «Der Verein, die Verantwortlichen, die Fans – alle wissen, was ich kann.»

Fabian Frei läuft es nicht wie gewünscht. Hier bei der Niederlage gegen Manchester City ist der hängende Kopf erklärbar. Dass er in den letzten zwei Spielen in den nationalen Wettbewerben nicht mehr zum Einsatz kam, muss am Selbstverständnis des designierten Führungsspielers nagen.

Das Problem ist nur: Fabian Frei steht derzeit öfter gar nicht erst auf dem Platz. In fünf Partien hat der zentrale Mittelfeldspieler einmal durchgespielt (gegen Manchester City), wurde einmal ausgewechselt (gegen Lugano) und kam einmal für die letzte Minute auf den Platz (in Thun). Zuletzt sass Frei bei der 0:2-Niederlage in St. Gallen und im Cup-Halbfinal gegen die Young Boys 90 Minuten auf der Bank.

Trainer Raphael Wicky sagt zu Freis Situation:

«Ich habe immer gesagt, dass ich die Verantwortung nicht auf Fabian Frei und Valentin Stocker alleine verteilen will. Das ist nicht fair und nicht recht. Kein Spieler ist zufrieden, wenn er nicht spielt. Es wäre auch falsch, wenn dem nicht so wäre. Aber ich habe mit Fabian nicht jeden Tag ein Gespräch zu seiner Situation. Ich sehe, dass er gut trainiert. Und ich gebe ihm die Zeit.»

Michael Lang: Formschwach weil Konkurrenz fehlt?

Frei ist nicht der einzige, der sportlich nicht das auf den Platz bringt, was sich die Fans und der ganze Verein von ihm erhoffen. Ein anderer ist Michael Lang, ausgezeichnet als Spieler des Jahres 2017 und Serientorschütze im Spätherbst. Zu den fünf Liga-Siegen in Serie vor der Winterpause trug er vier Tore bei. In der gleichen Zeitspanne traf er zweimal im Cup und entschied die Champions-League-Partie gegen Manchester United mit seinem Treffer.

Im Frühjahr ist von Langs Offensivstärke kaum mehr etwas zu sehen. Einziger Eintrag in die Statistik ist sein Assist zu Dimitri Oberlins 1:0 gegen Thun, beim einzigen Sieg in diesem Jahr. Ansonsten agiert Lang mehrheitlich glücklos, und wenn ihm einmal ein Schuss gelingt, so pariert ihn der Goalie, wie im Cup-Halbfinal in Bern.

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Omar Gaber, hinter Lang die Nummer zwei auf der rechten Aussenbahn, ist im Winter in die USA ausgeliehen worden. Der einzige Konkurrent für Lang ist also weg. Trainer Raphael Wicky sieht darin keinen Grund für die Formschwäche des 27-Jährigen:

«Michael hatte auch im Herbst keine Konkurrenz. Er ist einer der wenigen, die fast jeden Match gemacht haben, Omar kam kaum zum Einsatz. Wir haben im Moment einfach keinen zweiten rechten Aussenverteidiger. Neftali Manzambi macht das im Training und er macht das gut. Vielleicht kommt der Moment, in dem man ihn ins kalte Wasser wirft. Allgemein glaube ich daran, dass Konkurrenz gut ist. Aber ich sehe Lang nicht anders als im Herbst, habe nicht den Eindruck, dass er weniger arbeiten würde oder dass er das Gefühl hätte, sich zurücklehnen zu können. Die Einstellung hat er nicht, er ist mit seinem Charakter nicht der Mensch dafür.»

Trotzdem weiss er, dass er spielen wird. Der Trainer kommt an ihm nicht vorbei, fast unabhängig von seinen Trainingsleistungen.

«Wenn ich sehe, dass ein Spieler sich total gehen lässt und nichts macht, dann bin ich bereit, einen jungen Spieler ins kalte Wasser zu werfen. Aber Michael ist bemüht, es gelingt ihm im Moment einfach nicht so, wie es ihm vor allem im Spätherbst gelungen ist. Aber das hat nichts damit zu tun, dass er keinen spezifischen Konkurrenten hat.»

Die Leichtigkeit, mit der Michael Lang im Herbst Tor um Tor erzielte und mit der er an der Swiss Football League Awards Night zwei Preise abräumte, ist weg.

Mohamed Elyounoussi: Keine Spur von Leichtigkeit beim Risikospieler

Auf Mohamed Elyounoussis Position gibt es Konkurrenz. Auf dem Flügel (beispielsweise Kevin Bua) oder im offensiven zentralen Mittelfeld (beispielsweise Luca Zuffi oder Samuele Campo). Auf Touren kommt aber auch der Norweger nicht. Der 23-Jährige hat die Leichtigkeit verloren, die ihn im Herbst noch ausgezeichnet hatte und die ihn zum besten Scorer der Mannschaft hat werden lassen.

Wicky sagt zu Elyounoussis Formstand:

«Mohamed ist eine sehr gute Option für den FC Basel. Weil er ein guter und torgefährlicher Offensivakteur ist. Er ist ein Risikospieler, der immer versucht, etwas zu kreieren. Das gelingt dann halt nicht immer und es gibt Phasen, in denen gewisse Szenen nicht so super aussehen. Aber er ist immer gefährlich und war den ganzen Herbst hindurch einer der gefährlichsten Offensivspieler. Ich glaube an Mohamed, vertraue ihm voll und ich bin überzeugt, dass er uns in dieser Rückrunde Tore schiessen und Assists spielen wird.»

War lange Fixstarter. Im letzten Spiel, im Cup gegen die Young Boys, sitzt Mohamed Elyounoussi jedoch bis zur 65. Minute auf der Bank.

Léo Lacroix: Zwei spielentscheidende Fehler

Machen Offensivspieler Fehler, fällt das zwar ins Gewicht, brennt sich aber nicht ins kollektive Gedächtnis wie Aussetzer von Abwehrspielern. Léo Lacroix, im Winter leihweise von der AS Saint-Etienne geholt, agierte in den letzten Spielen glücklos, beispielsweise in Bern. Wicky nimmt den 26-Jährigen in Schutz:

«Bis auf den Fehler, den Léo in Bern gemacht hat, hat er einen guten Match gespielt. Er hatte Guillaume Hoarau sehr gut im Griff. Das darf ihm Vertrauen geben, und das sage ich ihm auch. Natürlich hat er mit dem unnötigen Ballverlust den Fehler gemacht, der zum 2:0 führt. Aber ich denke, dass er sich mehr auf seine positiven Aktionen fokussieren soll als auf diesen Fehler. Ich war selbst Spieler: Wenn du mal einen solchen Fehler machst, hilfst das nicht. Aber er hat sicherlich genügend Erfahrung und wird deswegen nicht auseinander brechen.»

Lacroix spielte bereits bei der Niederlage in St. Gallen fehlerhaft. Mit seinem Ballverlust an Cedric Itten ermöglichte er den ersten Gegentreffer. Zusammen mit dem Fehler in Bern war es die zweite spielentscheidende Situation von Lacroix. Dazu sagt Wicky:

«Zweimal hat Léo halt eine spielerische Lösung gesucht. Prinzipiell wollen wir das. Aber es ist am Spieler zu entscheiden, wann er einen Ball wegspediert und wann er die spielerische Lösung sucht. Jetzt hat er sich halt zweimal falsch entschieden. Ich mag Kurzpassspiel sehr gerne. Aber ich habe noch keinen Spieler kritisiert, weil er einen Ball wegschiesst, wenn es um den eigenen Sechzehner brenzlig wird.»

Léo Lacroix (rechts) und sein Frust. Wer wie hier von Manchester City überrannt wird, muss sich wenig vorwerfen. Wem in den nationalen Wettbewerben aber zwei spielentscheidende Fehler in Folge unterlaufen, der kann schon mal verzweifeln.

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