Die Gewalt rund um die Muttenzerkurve geht weiter

Nach dem Spiel des FC Basel gegen den FC Thun wurden ein Vater und sein Sohn von mehreren Vermummten angegriffen. Die Plattform hinter der Muttenzerkurve ist damit erneut Schauplatz einer Gewalttat.

Trotz erhöhten Sicherheitsmassnahmen ist die Eventplattform beim St.-Jakob-Park immer wieder Schauplatz von Gewalt. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Für Beat Meier, Sicherheitschef beim FC Basel, schien am vergangenen Samstag ein normaler Arbeitstag zu Ende zu gehen. Basel gewinnt 2:1 gegen Thun, keine besonderen Vorkommnisse.

Unschön war dann das Erwachen am Sonntag. «20 Minuten Online» vermeldete, dass nach dem Spiel ein 56-jähriger Deutscher und sein Sohn angegriffen worden seien. «Wir haben alle erst am Sonntag aus den Medien von diesem Angriff erfahren. Offenbar hat niemand etwas davon mitbekommen, weder die Stadionsecurity noch die Polizei vor Ort», sagt Meier.

Wie die Staatsanwaltschaft (Stawa) mitteilte, seien die beiden Opfer von rund einem Dutzend Personen, davon mindestens vier vermummt, zu Boden geschlagen und an Oberkörper und Kopf mit Fusstritten traktiert worden. Während der Vater Glück hatte und nur leichte Verletzungen davontrug, musste der 29-jährige Sohn ins Spital gebracht werden.

Opfer wieder aus dem Spital entlassen

Die Tat hat sich gemäss Stawa «im Sektor D bei der Eventplattform» zugetragen. «Die beiden Opfer haben nach dem Spiel das Stadion durch den Sektor D und über die Plattform hinter der Muttenzerkurve verlassen», sagt Stawa-Sprecher Peter Gill.

Irgendwo dort habe dann auch der Angriff stattgefunden. «Es gelang dem Vater, seinen Sohn zu befreien und zu einem Polizisten zu bringen. Dann wurden sie ins Spital gebracht. Erst dort wurde das Ausmass der Verletzungen des Sohnes erkannt und die Staatsanwaltschaft informiert.» Inzwischen sei der Sohn wieder aus dem Spital entlassen und zusammen mit seinem Vater nach Deutschland zurückgekehrt, sagt Gill.

Damit ist die Plattform innert weniger Wochen erneut zum Schauplatz von Gewalt geworden, nachdem sich Ende September bereits mehrere Ultragruppierungen eine Schlägerei geliefert hatten. Dabei wurde das Sicherheitsdispositiv dort erst zu Beginn dieses Jahres erheblich erhöht.

Wie kann es sein, dass trotz neuer Überwachung ein Dutzend Angreifer unbehelligt zwei Personen brutal verprügeln?

Dies, nachdem die Plattform im April 2016 Schlagzeilen machte, als es dort zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen gewaltbereiten Fans und der Polizei gekommen war. Sicherheitsdirektor Baschi Dürr kündigte damals an, rund ums Stadion künftig keinen «rechtsfreien Raum» mehr zu dulden. Wenig später wurde ein Massnahmenkatalog präsentiert, der unter anderem ein neues Videoüberwachungssystem mit 80 Kameras vorsah.

Widersprüchliche Darstellung

Wie kann es sein, dass trotz massiver Überwachung ein Dutzend Angreifer unbehelligt zwei Personen brutal verprügeln? FCB-Sicherheitschef Meier widerspricht der Darstellung der Stawa:

«Wir können zu 100 Prozent ausschliessen, dass sich der Angriff auf der Plattform oder im Sektor D zugetragen hat. Diese Bereiche überwachen wir live flächendeckend, seit die neuen Kameras installiert wurden.»

Stawa-Sprecher Gill will diesen Widerspruch mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen nicht kommentieren. Nur so viel: «Wir konnten bereits erste Zeugen anhören und sind daran, Videomaterial auszuwerten.»

Und was sagt Baschi Dürr dazu, dass die Plattform nach rund einem Jahr wieder als Tatort für Gewaltdelikte ins Spiel kommt? Eine entsprechende Anfrage wird von der Kommunikationsabteilung nur summarisch beantwortet, ebenfalls mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen.

Das Sicherheitsdispositiv und die Videoüberwachung auf der Plattform sei wie angekündigt ausgebaut worden, lässt Dürr mitteilen.

«Das Bildmaterial dient der Kantonspolizei Basel-Stadt bei der Prävention von Straftaten und der Staatsanwaltschaft bei der konsequenten Strafverfolgung. Zwar lässt sich bei Veranstaltungen mit mehreren Zehntausend Besuchern nicht jeder Vorfall verhindern, aber Gewalttäter müssen sich bewusst sein, dass ihr Tun beobachtet und konsequent verfolgt wird.»

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