Lieber Herr Moll. Wir zensieren nicht, aber wir legen Wert auf eine faire Diskussionskultur (nachzulesen hier: http://www.tageswoche.ch/de/pages/about/3919/Dialogkultur.htm).
Lieber Herr Schenkel, ich glaube, wir meinen dasselbe. Wenn ich schreibe, dass Journalismus immer derselbe ist, dann meine ich eben genau, dass er sich in jedem Medium wandeln muss, um im Kern derselbe zu bleiben. Das Netz ermöglicht dialogische, bidirektionale Kommunikation, also sollte sich der Journalismus im Netz daran orientieren und entsprechend praktiziert werden. Genauso wie Journalismus im Fernsehen eine Bildsprache pflegen muss oder Journalismus im Radio eine einfachere Sprache verwenden muss wie Journalismus in einem Wochenmagazin. Die Ziele des Journalismus sollten sich dabei nicht verändern.
Eine Unterscheidung in analoge und digitale Öffentlichkeit halte ich für kontraproduktiv. Journalismus ist für Menschen gemacht und Menschen bewegen sich heute genauso in der analogen wie der digitalen Welt, die Übergänge sind nahtlos und sollten keinesfalls künstlich verstärkt werden. Viel zu lange schon wurde die digitale Welt als etwas eigenes, vom analogen abgekoppeltes betrachtet.
Lieber Herr Seeger, Anja G. hatte mit ihrer Anmerkung Recht. Inzwischen ist der Fehler aber korrigiert, wie wir auf der Rückseite des Artikels auch vermerkt haben.
Levin G, ich teile ihre Meinung durchaus. Im Titel meines Beitrags steht darum auch das "mal". Ich meine nicht, dass Journalismus im Netz nicht mehr schnell sein sollte und sich nur noch auf das Aufarbeiten von Hintergründen beschränken sollte. Derzeit wird aber vielerorts zu einseitig auf Geschwindigkeit gesetzt, im Irrglauben, dass dies das matchentscheidende Kritierium sei. Darum mein Wunsch: "Mal" das Tempo vergessen und darüber nachdenken, wie echte Alleinstellungsmerkmale von Journalismus im Netz aussehen könnten.
Qualität und ein Bezahlmodell in einen direkten Zusammenhang zu setzen, halte ich für falsch. Gerade der im Artikel erwähnte Guardian ist das beste Beispiel dafür, dass man auch hervorragende Inhalte anbieten kann, wenn man sie online kostenlos zugänglich macht. Jene Onlineportale, die in England auf Bezahlmodelle umgestellt haben, mussten teils drastische Einbussen in der Leserschaft in Kauf nehmen. Und Qualiät lässt sich langfristig nur finanzieren, wenn man genügend Leser erreicht.
Herr Di Lorenzo,
ich teile Ihre Ansicht, dass man nicht plötzlich Geld verlangen kann für etwas, das man dem Leser jahrelang kostenlos abgegeben hat. Das versteht der Kunde (zu recht) nicht, da hilft es auch nicht, zu behaupten, eigentlich hätte es immer etwas kosten müssen. Darum - und das schreibe ich in Punkt 2 meiner Auflistung ja auch, dass die Paywall nur deshalb eine Chance hat, weil man auch gewillt ist, mehr zu bieten als bisher. Und nicht nur das: Die NZZ muss auch mehr bieten als die Konkurrenz, die ihre weiterhin kostenlos anbietet. Nicht wahnsinnig viel mehr - da hilft die Marke NZZ mit -, aber genug, damit der geneigte Leser versteht, warum er etwas bezahlen sollte, wo er doch von ZEIT Online und Co. gute Berichterstattung kostenlos bekommt.
Nun, jeder Künstler, der das Verteilmodell von Spotify nicht fair findet, kann selber entscheiden, ob seine Musik auf Spotify verfügbar sein soll oder nicht. Ich habe aber grosse Zweifel, ob ein Indie-Künstler damit dann besser fährt.
Wie ich gerade sehe, hat Ronnie Grob in der Medienwoche praktisch zeitgleich einen Artikel zum selben Thema veröffentlicht. Hiermit zur Lektüre empfohlen: Das Leben der Anderen, http://medienwoche.ch/2011/11/08/das-leben-der-anderen/