So spricht die Gellertkirche: «Eure Berufung, liebe Frauen: Leben gebären»

An ihren Worten soll man den Geist einer Kirche erkennen. Also haben wir die Predigten der Gellertkirche gelesen.

«Die Endzeit hat längst begonnen.» In der Gellertkirche bereitet man sich aufs jüngste Gericht vor.

Die Basler Gellertkirche gibt zu reden. Nach einer Reportage über die Kirche, die sich gegen aussen offen gibt, haben sich ehemalige Mitglieder bei der TagesWoche gemeldet. Sie widersprechen den Darstellungen der Kirchenvertreter, legen Zeugnis ab von Ausgrenzung und Unterdrückung im Inneren der Gemeinde.

https://tageswoche.ch/stadtleben/sektengroove-der-kirche/

Nicht nur die Ausgegrenzten, auch die Kirchenleute kommen in der TagesWoche zu Wort. Hier steht das Wort von der Kanzel im Fokus. Bei der Lektüre von rund 50 Predigten aus der Gellertkirche (insgesamt sind deren 447 im Archiv der Kirche öffentlich zugänglich) geriet unser Lesefluss oft ins Stocken.

«Oft ist Sexualität bei Frauen geprägt von Rache oder von Enttäuschung in Bezug auf den eigenen Vater.»

Sex ausserhalb einer Ehe zwischen Mann und Frau: eine Sünde. Das Buch der Offenbarung des Johannes: eine wörtlich zu nehmende Beschreibung der Zukunft – und damit unserer Geschichte und Gegenwart. Immer wieder wird der evangelikale Charakter der Gellertkirche offenbar. Doch sie ist keine Freikirche, gehört zur evangelisch-reformierten Landeskirche, zur Basler Münstergemeinde.

Im vergangenen Jahr sagte Gemeindepfarrer Dominik Reifler, die Gellertkirche entwickle sich gut. Doch Reifler mahnte: «Ich glaube wir tun gut daran, uns auch auf Widerstand einzustellen». Der Erfolg der Gellertkirche könne «Ängste», «Misstrauen» und «Missgunst» auslösen. Es könne gut sein, dass «derjenige, der gegen alles, was Christus baut, Widerstand leistet, Zerstörung schicken will.»

Wir haben Passagen aus diversen Predigten zusammengestellt und in drei Themenbereiche gegliedert. Auf eine ausführliche Kommentierung verzichten wir. Möge allein die Wiedergabe der Erkenntnis dienen.

Berechnende Gebärmaschinen, getriebene Männer

«Gewaltig, was von Frauen ausgeht, die vor Gott stehen! Und ihre Berufung heisst: Leben gebären! Ob du nun einen Mann hast oder nicht, ob du medizinisch fähig bist, ein Kind zu gebären oder nicht, das ist eure Berufung, liebe Frauen: Leben gebären.»


«In der Bibel wird 21 Mal an den Untergang von Sodom und Gomorra erinnert. … Unsere Stadt, unsere Umgebung heute ist nicht viel anders.»


«Oft ist Sexualität bei Frauen geprägt von Rache oder von Enttäuschung im Bezug auf den eigenen Vater und wird dann gerne als Waffe in der Beziehung eingesetzt.»


«Wenn man den Statistiken glauben kann, kämpfen auch in den christlichen Kirchen über 50 Prozent der Mitglieder … mit solchen ehebrecherischen Bildern und Chatbeziehungen im Internet. Ja, auch in der Gellertkirche. Vielleicht wirst du jetzt innerlich nervös. Aber ich sage das nicht, um irgend jemanden anzuklagen, sondern um aufzuzeigen, wir sehr wir Jesus als Erlöser nötig haben.»


«Gemäss Gender-Mainstreaming sind wir neu durch unser soziales Geschlecht definiert. … Als eigentlicher Startschuss für das globale Gender-Mainstreaming-Projekt gilt die UNO-Weltfrauenkonferenz in Peking von 1995. Nur durch gewieftes Taktieren konnten westliche, feministische Gruppierungen das Gender-Mainstreaming-Projekt … durchsetzen. … Gender-Mainstreaming kennt keine Grenzen, diese EU-Norm wurde in der Schweiz längst übernommen, ist westlicher Standard.»


«Natürlich begegnet mir Gottes Liebe auch oft durch meine Frau, oft aber auch auf anderen Wegen. Das erste Gebot bewahrt mich vor Götzendienst. Denn, wenn mir irgend etwas oder jemand im Leben lieber wird als Jesus Christus, kann er mir zum Götzen werden – auch wenn das meine Frau ist.»


«Haltet euch fern von Unzucht … Was meint Paulus hier im Thessalonicherbrief mit Unzucht? Da ist die Antwort ziemlich klar und eindeutig: Es geht umfassend um jede Form von vor- und ausserehelichem Geschlechtsverkehr. Die Lehre von Jesus selbst macht es uns hier auch nicht einfacher, ganz im Gegenteil: In der Bergpredigt erklärt er, dass es dabei nicht nur um den Vollzug, sondern bereits um die Gedanken geht.»


«Mit unserem männlichen Jäger- und Sammler-Blick scannen wir jegliche Geschöpflichkeit und Weiblichkeit. Das ist uns angeboren. Aber nur Idioten meinen, dass alles, was da duftet und gezeigt wird, für sie persönlich gemeint sei. Und zugegeben, Frau macht es uns Männern nicht immer einfach, unsere Blicke und Gedanken im grünen Bereich zu halten.»


«Gott hat die Ehe als Gemeinschaft der Liebe, Geborgenheit und Intimität zwischen Mann und Frau geschaffen und stellt sie unter seinen besonderen Schutz und Segen. Wer seine Sexualität ausserhalb der Ehe auslebt, ist wie ein Mensch der sein Feuer nicht im Kamin, sondern auf dem Wohnzimmerteppich entfacht.»


«Die Frau galt in der heidnischen Umwelt von Jesus und bis zu einem gewissen Grade auch im zeitgenössischen Judentum als Sexualobjekt. Es herrschte auch eine sehr liberale Scheidungspraxis. … Klingt fast wie heute, nur dass es heute beidseitig geschieht.»

(Quellen: 1/2/3/4/5/6/7/8)

Über «die Juden»  / Antijudaismus

«Weil die Juden ihren König abgelehnt hatten, haben sie auch das Land verloren: So geschehen 70 n Chr, Jerusalem wurde zerstört, das Volk in alle Himmelsrichtungen vertrieben – 2000 Jahre lang. Tragischerweise haben die Christen aus den Nationen die Juden verfolgt anstatt ihnen vorzuleben, wie sinnvoll es ist, unter dem König Jesus zu leben. Hitler wollte eine Endlösung für die Judenfrage. Aber Gott hat in seiner Treue durch den Holocaust hindurch einen Teil seines Volkes gerettet.»


«Hier erfüllt sich Hesekiel 37: Trotz der Verbrennungsöfen aufersteht das Volk Israel. … Wann ist das Volk bereit für den König? Und nun verstehen wir vielleicht auch, warum in und um Israel so viel Zoff und Krieg und Not ist. Die Gegenkräfte setzen alles daran, um alles [zu] verhindern, dass das Terrain für den König vorbereitet wird. Da geht neben allen Bomben und fragwürdigen Vergeltungen auch ein geistlicher Kampf ab. Gott, der Geschichte schreibt, wird zu seinem Ziel kommen. Dafür sind wir Zeugen.»


«Seit dem Holocaust gibt es bei vielen Juden den Wunsch: Wir wollen endlich ein ganz normales Volk sein. Wir wollen sein wie alle Völker. Das Gleiche denken, das Gleiche gut finden, nicht auffallen in der Weltgemeinschaft. Gott erlaubt es nicht. Juden sind zwar Menschen wie wir alle aus Fleisch und Blut und mit Fehlern. Aber Juden sind auf besondere Weise Zeugen des ewigen Gottes. Das provoziert Feueröfen. Das Riesenfeuer von Auschwitz ist der grösste Feuerofen der Geschichte. … Sie laufen im Schatten des Gekreuzigten, ohne ihn schon wirklich zu kennen.»

(Quellen: 9/10)

Das Ende ist nah. Oder ist es schon da?

«Die Zeit für die Umkehr ist begrenzt und kann auch einmal vorbei sein. Wenn du dich weigerst umzukehren, wirst du Jesus Christus nicht als Retter, sondern als Richter erfahren.»


«Entweder dein Ich stirbt jetzt und überlässt diesem Herrn den Thron oder du wirst eines Tages mit deinem Thron zusammen untergehen.»


«Johannes übersieht die Katastrophen und Erschütterungen nicht. Er sieht, wie der Antichrist kommen wird und einen Drittel der Menschheit auslöscht und wie erschütternde Gerichte über diese Welt ergehen werden. … Es kommt eine Zeit, in der sichtbar wird, wer Jesus angebetet hat und sich nicht verführen liess. … Auch der Teufel wird nochmals eine kurze Zeit sein Unwesen treiben. Es wird eine letzte Schlacht geben. Aber dann, dann endlich wird er ewig vernichtet werden.»


«Schon oft in der Geschichte gab es Menschen, die diesen antichristlichen Geist in sich trugen. … Schon im Mittelalter wurde der Papst verdächtigt der Antichrist zu sein. … Dann waren da Machtgierige wie Hitler, Stalin, Mao, Napoleon. In Amerika kursieren Verschwörungstheorien, dass Präsident Obama in Wahrheit der Antichrist sei.»


«Der Satan wird in der Endphase in seiner Auflehnung gegen Gott versuchen, möglichst viele Menschen durch seinen Antichristen zu verführen. Christus wird bei seiner Wiederkunft diesen Verführer mit seinem ganzen Reich vernichten. Die Nachfolger von Jesus werden bei seiner Wiederkunft auferstehen und 1000 Jahre mit ihm herrschen.»


«Meine Lieben: Als Christen stehen wir in einem Kampf gegen böse Mächte und Gewalten. Der Kampf und die Angriffe auf unseren Glauben kommen nicht erst irgendwann. Offenbarung ist nicht das, was morgen ist. Die Endzeit hat längst begonnen.»

(Quellen: 11/12/13/14/15)

Dossier Phänomen Gellertkirche

Basel ist Spitzenreiter bei Kirchenaustritten, die Gellertkirche dagegen wird geradezu überrannt. Sie gibt sich modern. Doch hinter der poppigen Inszenierung steckt ein reaktionäres Menschenbild.

Alles zum Thema (7)

Nächster Artikel