Wo steckt Baschi-Man, wenn man ihn braucht?

Nein, die Kantonspolizei Basel-Stadt setzt nicht auf Superhelden zur Verbrecherbekämpfung. Aber sie sucht mit ihnen nach Nachwuchs. Holy Schnapsidee, Batman!

Auch das noch: Die Kantonspolizei Basel-Stadt sucht mit Bildern von Superhelden neue Rekruten.

(Bild: Kapo BS/Montage: Nils Fisch)

Nein, die Kantonspolizei Basel-Stadt setzt nicht auf Superhelden zur Verbrecherbekämpfung. Aber sie sucht mit ihnen nach Nachwuchs. Holy Schnapsidee, Batman!

Polizisten sind nicht zu beneiden. Ihr Job ist hart. Sie sind rund um die Uhr für Recht und Ordnung im Einsatz. Nur selten hören sie ein herzliches «Danke», werden oft angefeindet. Logisch, wenn man von Berufs wegen Verbrechern das Handwerk legt.

Darum brauchen Polizisten eine dicke Haut. Und eine Uniform. Damit jeder sieht: Das ist ein Polizist, der ist nicht zu beneiden. 

Zustände wie in Gotham City

Erst recht nicht zu beneiden sind Polizisten in Basel-Stadt. Sie können sich je länger, je mehr nicht sicher sein, ob sie überhaupt für Recht und Ordnung sorgen. Jedenfalls hätte die Zeitung «Daily Planet», gäbe es sie in Basel, dieser Tage viel zu schreiben über die Ordnungshüter in der Stadt:

Verhaftungen von harmlosen Kunst-Demonstranten mit Papptellern. Gewalt-Orgien beim Stadion. Vorgesetzte, die in ihre Dienstwagen alle Extra-Gadgets auf Kosten der Allgemeinheit einbauen und erst noch falsch abrechnen. Ein Polizeidirektor, der als einziger Regierungsrat ein Baschi-Mobil fuhr. Ein Polizeikommandant, der von einer «Pechsträhne» spricht. Ein Skandal, bei dem ein Basel-Städter Polizist eine Kollegin sexuell missbraucht haben soll, während ein weiterer Kollege filmte – die Staatsanwaltschaft Basel-Landschaft ermittelt wegen Schändung. Zuletzt noch Party-Abbrüche im Café Singer – wie sich herausstellen sollte, ein «Fehler».

Zustände wie in Gotham City.

Nachwuchs mit geklauten Helden gesucht?

Verständlich sucht die Polizei nach neuen Rekruten. Die Online-Kampagne zeigt Spider-Man, den Hulk sowie Catwoman – allesamt Superhelden. In deren Haut würden viele gerne schlüpfen.

Superhelden sucht die Kantonspolizei Basel-Stadt aber laut eigenen Angaben nicht: «Keine Spinnen-Arme? Keine grünen Muskeln? Keine Super-Kräfte?» – kein Problem. Gefragt sind: «Sozialkompetenz, vernetztes Denken, Motivation».

Die Kantonspolizei Basel-Stadt sucht mit diesen Bildern nach neuen Rekruten.

Die Kantonspolizei Basel-Stadt sucht mit diesen Bildern nach neuen Rekruten. (Bild: Kantonspolizei Basel-Stadt)

Aber halt: Hat die Kantonspolizei Basel-Stadt mit Steuergeldern die Lizenz an den Marvel-Helden Spider-Man und Hulk erworben, um Nachwuchs anzuwerben? Und an der DC-Comics-Heldin Catwoman noch dazu? Solche Lizenzen sind nicht billig. Und wer Comic-Helden ohne Lizenz oder Erlaubnis verwendet, den kommt das am Ende teuer zu stehen – auch in der Schweiz.

Man sei sich der Copyright-Frage selbstverständlich bewusst gewesen, heisst es vonseiten der Polizei. Die mit der Kampagne beauftragte Basler PR-Agentur habe diese Frage gegenüber dem Kanton auch beantwortet. Sie stelle sich auf den Standpunkt, bei den Darstellungen handle es sich um Werke «aus zweiter Hand», sprich, es sei «festzuhalten, dass die Illustrationen allesamt keine Kopien der Originalillustrationen sind, sondern im Auftrag der Agentur hergestellt wurden».

Der Joker ist in diesem Fall der Patentanwalt

Darum, so die Agentur zum Kanton weiter, sei die Verwendung der Superhelden-Bilder «auch ohne Einwilligung des Urhebers zulässig zur Schaffung von Parodien oder mit ihnen vergleichbaren Abwandlungen des Werks (Art. 11 Abs. 3 URG).» Die Agentur habe zudem «eine auf die Thematik spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei hinzugezogen».

Als die TagesWoche ebenfalls eine auf die Thematik spezialisierte Rechtsanwaltskanzlei hinzuzieht, kommt ein «HA-HA-HA» aus dem Telefonhörer – man meint fast, der Joker sei in der Stadt. Der lachende Anwalt sagt, er würde in einem möglichen Rechtsstreit sofort Marvel oder DC Comics vertreten – das Urheberrecht werde mit der Kampagne klar verletzt.

Der Held, den Basel braucht

Wie formulierte es Commissioner Gordon am Ende von «The Dark Knight»? «Batman ist der Held, den Gotham verdient, aber nicht der, den Gotham jetzt gerade braucht.»

In Basel ist es anders. Angesichts der Situation hätte man Baschi-Man eigentlich längst dringend gebraucht.

Ausserdem hätte man auf Baschi-Man auch für die Rekruten-Kampagne zurückgreifen können. Ganz ohne Lizenz- und Urheberrechtsverletzungen.

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«Auch das noch»: Die TagesWoche-Rubrik fürs Schöne, Schräge und Fiese. Immer mit einem 😉 zu verstehen.

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