Wo im St. Johann das Leben brummt – und wo es noch auf sich warten lässt

Auf Basels Norden hat sich lange der Fokus der kantonalen Raumplanung gerichtet, zahlreiche Massnahmen sollten das Quartier aufwerten und beleben. An manchen Orten hat das funktioniert, doch längst nicht überall.

(Bild: Hans-Jörg Walter)

Auf Basels Norden hat sich lange der Fokus der kantonalen Raumplanung gerichtet, zahlreiche Massnahmen sollten das Quartier aufwerten und beleben. An manchen Orten hat das funktioniert, doch längst nicht überall.

Nach dem Bau der Nordtangente wurde der nördliche Teil des unteren St. Johann grundlegend erneuert. Der Kanton lancierte dazu ein eigenes Schwerpunktprogramm. Die Gegend um den Voltaplatz stand also lange im Fokus der Stadtentwickler. Während sich die Planer heute auf den Norden im Kleinbasel konzentrieren, werfen wir einen Blick auf sieben Orte im «Santihans», die sich in den letzten Jahren stark verändert haben, und schauen, ob die Belebungsversuche erfolgreich waren.

Hier kommts gut

St.-Johanns-Park

Kinder aus dem Quartier waren am vorderen, rheinseitigen Teil in der Grünanlage beim St.-Johanns-Tor schon immer zahlreich anzutreffen. Der hintere Teil jedoch lag im Schatten und wurde vorwiegend von Randständigen in Beschlag genommen. Familien getrauten sich kaum weiter als bis zur Kompostieranlage. Seit die Christoph Merian Stiftung zusammen mit dem Kanton die Kaffeebar Jonny Parker gebaut und den Spielplatz erneuert hat, freuen sich die Quartierbewohner über einen neuen attraktiven Treffpunkt. Während sich die Kinder an warmen Tagen auf dem Klettergerüst tummeln, sind die Plätze im Café allesamt besetzt, von Mamis, Papis und Studenten.

Voltaplatz

Von Autos und Lastwagen mal abgesehen, fühlte sich lange Zeit niemand vom Voltaplatz angezogen. Wer ihn als Fussgänger oder mit dem Velo überqueren musste, tat dies insbesondere während der Bauzeit der Nordtangente stets mit erhöhtem Adrenalinspiegel. Umso erstaunlicher, dass ausgerechnet der Voltaplatz heute zu den interessanteren Ecken im Quartier gehört. Die Verkehrsbefreiung im unteren Teil der Gasstrasse hat sicher viel dazu beigetragen. Auch war der Voltaplatz dank dem «Nordstern» bereits als Ausgangsziel etabliert. Doch mit den beiden Bars «Conto 4056» und «Voltabräu» sowie den kulturellen Zwischennutzungen («Depot» und «Schwarzwaldallee») in der alten Post kann man am Voltaplatz nicht mehr nur zu elektronischer Musik tanzen, sondern auch gepflegt Kunst betrachten und stilvoll Cocktails trinken.

Hier (noch) nicht wirklich

Voltahalle

Das glücklose Unterfangen der IWB, die Voltahalle zum Veranstaltungsort im St. Johann zu machen, ist im Quartier schon fast ein Running Gag. Als Eventhalle für Partys und Konzerte konnte sich die Voltahalle nie richtig etablieren. Auch die Versuche, dort kulturelle Veranstaltungen wie Messen, Theater und Ausstellungen durchzuführen, haben kaum Früchte getragen. Danach stand die Halle zwei Jahre lang leer, und seit dem Frühjahr 2014 hat sich das Bau- und Verkehrsdepartement als Zwischennutzer in die Räumlichkeiten eingemietet, «für planerische Aufgaben als Prüfungs- und Ausstellungsraum», wie die IWB mitteilten. Nichtkommerzielle Nutzungen seien punktuell weiterhin möglich, doch die IWB warnen potenzielle Veranstalter gleich selbst vor der tückischen Infrastruktur: «Es ist je nach Witterung mit sehr tiefen respektive sehr hohen Temperaturen in der Halle zu rechnen.»

Vogesenplatz

Mit den Voltahäusern wurde vor fünf Jahren beim Bahnhof St. Johann ein neuer Stadtteil errichtet. Infolge moderner Architektur und fehlender Begrünung hat insbesondere der Vogesenplatz noch immer den Charakter einer urbanen Wüste. Die Betonelemente laden zum Skaten ein, hinsetzen will sich dort aber niemand. Belebt ist der Platz einzig, wenn die regelmässigen Märkte stattfinden. Eine eigentliche Aneignung der Infrastruktur durch die Quartierbevölkerung lässt aber weiterhin auf sich warten. Und die Infrastruktur ist riesig. So steht etwa die «Velo Station», ein grosszügiges und kostenloses Veloparking unterhalb des Platzes, weitgehend leer. Nur da und dort nutzt jemand die Halle als Deponie für ausrangierte Möbel und Trottinets.

Stellwerk




Das ehemaligen Bahnhofsgebäude beim Vogesenplatz beherbergt ein Gründerzentrum, ein Restaurant, eine Bar und ein Dampfbad. Lange dominierten schlechte Neuigkeiten die Nachrichtenlage aus dem Stellwerk. So ist etwa das Dampfbad schwer defizitär, letztes Jahr drohte gar der Konkurs. Und eines der Vorzeigeprojekte, der Showroom im Erdgeschoss, musste nach zwei Jahren aufgeben. Die Kunden blieben aus. Beliebter waren bislang andere Nutzungen wie die Atelierräume, das Restaurant und die Bar. Und jetzt wecken endlich auch mal Neuigkeiten etwas Hoffnung: Der Verein Stellwerk, der hinter dem Gesamtprojekt steht, übernimmt die angrenzende Güterhalle für eine Zwischennutzung. Diese schöne Holzhalle hat das Potenzial, dem Vogesenplatz die Belebung zu bringen, die sich das Quartier so sehnlichst wünscht.

Hier erhofft man sich einiges

Rheinuferweg

Eine grosse Neuerung für das Quartier steht im kommenden Frühjahr an, wenn der Uferweg unterhalb der Dreirosenbrücke eröffnet wird. Dann ist es endlich möglich, dem Rhein entlang nach Frankreich zu spazieren und dort auch zu schwimmen. Die Bauarbeiten für das Projekt «Undine» sind in vollem Gang. Bereits lässt sich erahnen, wie der Weg dereinst aussehen wird. Die Novartis öffnet zudem eines ihrer Gebäude teilweise für die Öffentlichkeit, dort wird ein Restaurant eingerichtet. Duschen, öffentliche WC-Anlagen, Sitzgelegenheiten und eine Begrünung versprechen, den neuen Rheinuferweg zum attraktiven Aufenthaltsort zu machen.

Naturhistorisches Museum




(Bild: zVg)

Zwar dauert es noch länger, bis das Naturhistorische Museum zusammen mit dem Staatsarchiv am neuen Standort eröffnet wird. Doch diese Ansiedlung dürfte das Quartier markant verändern, wird doch danach vermehrt Publikum von ausserhalb des St. Johann angezogen werden. Zwischen den Bahngeleisen und der Entenweidstrasse soll ab 2018 auf einem ehemaligen Lagerareal der SBB ein 200 Meter langes Gebäude mit Turm die Museumssammlung und das Archiv beherbergen.

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