Rund um die Meret Oppenheim-Strasse – Teil 4: Grabsteine, Ziegelschrot und Sumpfkalk

In unserer Serie über die Meret Oppenheim-Strasse stellen wir heute den Steinmetz Strauss vor. Der hat mit Abstand die interessanteste Dekoration vor dem Geschäft. Und er weiss auch sonst einiges zu erzählen. Weiter geht es zur Meret Oppenheim-Strasse 25. Dort befindet sich die Strauss AG. Mit Madonnenfiguren, Brunnen und Grabsteinen davor weist deren Büro mit Sicherheit […]

Sie hat mit Abstand die interessanteste Auslage in der Meret Oppenheim Strasse: Die Strauss AG.

In unserer Serie über die Meret Oppenheim-Strasse stellen wir heute den Steinmetz Strauss vor. Der hat mit Abstand die interessanteste Dekoration vor dem Geschäft. Und er weiss auch sonst einiges zu erzählen.

Weiter geht es zur Meret Oppenheim-Strasse 25. Dort befindet sich die Strauss AG. Mit Madonnenfiguren, Brunnen und Grabsteinen davor weist deren Büro mit Sicherheit die interessanteste Dekoration der Strasse auf.

Der Steinmetzbetrieb lebt nur zu einem geringen Teil von der Fertigung von Grabsteinen, auch wenn die Deko anderes vermuten liesse. Das Kerngeschäft sind Denkmalpflege und Restaurierungen.

Die Strauss AG hat schon am Basler Rathaus gearbeitet, am Hotel Drei Könige und vor Kurzem erst war die Frontseite des Bahnhofs dran. Im Büro empfängt mich Joachim Siegel, angestellter Steinmetz und bei der Strauss AG der Fachmann für Restaurierungen.

Eine kleine Werkstatt gibt es hier auch, die meiste Arbeit am Stein wird jedoch am Hauptsitz in Büsserach gemacht. Der Standort in Basel dient als Depot und als Verkaufsraum. Zudem erlaubt er der Strauss AG, an Ausschreibungen in Basel teilnehmen zu können. Seit 1983 befindet sich das Büro des Steinmetzen am jetzigen Standort. 

Von Anfang an dabei

«Früher war es viel geiler hier!», sagt Joachim Siegel und berichtet von der Hinterhof-Atmosphäre, die mal da geherrscht habe, wo heute die Meret Oppenheim-Strasse ist. Er erzählt von den Mietern, die sich im Gewerbegebiet tummelten, und vom Musiker, der noch immer nebenan wohnt und damals ständig Gäste hatte.

«Schräg gegenüber war ein Escort Service, es gab viel Gewerbe. Die Moschee war, glaube ich, auch schon immer da.» Man habe sich gegenseitig einen guten Morgen gewünscht und sei seinen jeweiligen Geschäften nachgegangen. «Wie eine kleine Familie» sei das gewesen. Inzwischen sei viel von dieser Stimmung leider verloren gegangen.

Damals, «so vor 20 Jahren», sei das «Dörfli» wohl nicht jedem geheuer gewesen. «Manche hatten Angst, hier überhaupt reinzulaufen», erinnert sich Siegel. «Für mich war das alles faszinierend.»

Ziegelschrot, Sumpfkalk und viel Fachkenntnis

Über seinen Beruf als Restaurierungsspezialist sagt Siegel: «Denkmalpflege ist eine Wissenschaft.» Restauriert werde wenn möglich mit viel Fachkenntnis und mit den Zutaten von damals.

Sorgen macht ihm der ausbleibende Nachwuchs. «Es gibt kaum noch Leute, die die alten Mischungen im Kopf haben.» Wie viel Ziegelschrot und wie viel Sumpfkalk in eine Mischung müssten und wie man das Ganze handhabt, wüssten nur noch wenige. Das Rezept allein bringe gar nichts, wenn man nicht wisse, wie damit umgehen.

«Es wird immer schwieriger», sagt auch Oliver Strauss, der Inhaber der Strauss AG. Zehn fest angestellte Mitarbeiter hat er, bei guter Auftragslage kämen noch bis zu zehn temporäre Kräfte dazu. Zwei Personen arbeiten ständig in Basel.

Für den Betrieb ein Vorteil sei bisher die Lage in Bahnhofsnähe gewesen. «Hier sind wir gut zugänglich, jeder kennt uns, auch die Architekten», sagt Strauss.

Doch damit wird es bald vorbei sein. Auch Strauss hat vom Hauptmieter Braun bereits die Kündigung erhalten. Im März ist Schluss. Der Steinmetz wird, wie die anderen Anlieger der Meret Oppenheim-Strasse wohl stadtauswärts ziehen müssen.

Kritik an der Kommunikation der SBB

Wirklich sicher sei die Lage an den Gleisen noch nie gewesen, gibt Strauss offen zu. Trotzdem kritisiert er die Kommunikation der SBB. Nach der Bekanntgabe der Umbaupläne im Novermber 2013 habe die SBB angekündigt, einzeln auf Pächter zuzugehen und sie bei der Suche nach einem neuen Standort zu unterstützen. Das sei aber nie geschehen.

«Laber, laber, Rhabarber», sagt Joachim Siegel dazu. «Hiervon hängen auch Arbeitsplätze ab», sagt sein Chef. «Leute, die schon für meine Eltern gearbeitet haben, schmeiss ich doch nicht einfach raus!»

Derzeit bemüht sich Oliver Strauss gemeinsam mit anderen Gewerbetreibenden um einen neuen Standort. Einen Ort, an dem man Steine schleifen kann, wird er in Basel kaum mehr finden. Zumindest die Verkaufsräume und ein Depot will er aber in der Stadt unterbringen. Die schöne Deko vor der Türe zieht dann hoffentlich mit um.

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Mehr rund um die Meret-Oppenheim Strasse:

Teil I: Die Meret Oppenheim-Strasse verändert sich

Teil II: Die Kurierzentrale der Radkuriere 

Teil III: Die Hicret Moschee

Teil IV: Der Steinmetz Strauss

Teil V: Margrethen Carosserie

Teil VI: Die Schreinerei Bruno Küttel

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