Rund um die Meret Oppenheim-Strasse – Teil 6: die Schreinerei Küttel

Den Preis für das bunteste Gebäude in der Meret Oppenheim-Strasse ginge mit Sicherheit an die Schreinerei Küttel. Dort erfahren wir wieder viel Historisches – und dass eine gute Geschichte mit einem Plan beginnt. «Ha! Sie sind das!» werde ich in der Werkstatt des Schreiners Küttel neben dem Meret Oppenheim-Platz begrüsst. «Ich wusste, dass Sie kommen!». […]

Schreiner Bruno Küttel war mit seiner Schreinerei einer der ersten am Platz.

Den Preis für das bunteste Gebäude in der Meret Oppenheim-Strasse ginge mit Sicherheit an die Schreinerei Küttel. Dort erfahren wir wieder viel Historisches – und dass eine gute Geschichte mit einem Plan beginnt.

«Ha! Sie sind das!» werde ich in der Werkstatt des Schreiners Küttel neben dem Meret Oppenheim-Platz begrüsst. «Ich wusste, dass Sie kommen!». Dass ich seit Tagen in der Meret Oppenheim-Strasse unterwegs bin, hat sich wohl schon herumgesprochen.

Bruno Küttel war mit seiner Schreinerei einer der ersten am Platz. Seit 1980 hat er seine Werkstatt dort, wo heute die Meret Oppenheim-Strasse 24 ist. Nebenan befindet sich der Meret Oppenheim-Platz mit dem Containergebäude, in dem sich die Gassenküche Soup&Chill vor dem Umzug auf die andere Seite der Passerelle befunden hat. Schaut man das Gebäude von aussen an, könnte man denken, hier arbeite ein Maler. Derart fröhliche Farben finden sich nur an diesem Ende des Gundeli.

Ein Ordnungsprinzip für Profis

Die grosse, helle Werkstatt ist vollgestellt mit Holz. Und mit allem Möglichen, dessen Verwendungszweck sich mir nicht sofort erschliesst. Das Ordnungsprinzip, erfahre ich, sei etwas für Profis. «Ich finde alles, was ich brauche. Sofort.», behauptet Küttel. Bis «vor sieben, acht Jahren» hatte er noch einen Angestellten, vor fünf Jahren ist sein letzter Auszubildender fertig geworden. Seither führt er die Werkstatt allein.

In der Schreinerei Küttel wird alles gemacht, was eine Schreinerei so bietet: Möbel, Küchen, Innenausbauten. Gerade hat der Schreiner bei McDonalds Reparaturen gemacht, auch der Media-Markt nebenan gehört zu seinen Kunden. Gestern war er bei einer Firma auf dem Dreispitz, zum Ausmessen einer speziellen Türe. In der Werkstatt verteilt liegen Teile von Bienenkörben. Für die Bienen von Joost Oerlemans, dem Geschäftsführer der Radkuriere gegenüber. Unter das Dach des Gebäudes hat sich der Schreiner ein kleines Büro gebaut.

Eine Erzählung beginnt mit einem Plan

Am Kaffeetisch sitzt mir der Schreiner dann gegenüber und erzählt, wie es in der Gegend früher ausgesehen hat. Die Erzählung beginnt mit einem Plan. Küttel fischt einen Bleistift aus der Arbeitshose und fängt an, zu zeichnen. Erst auf der Tischplatte, dann in mein Notizbuch.

Im einstigen Hinterhof gab es, handwerklich gesehen, eigentlich alles. «Einen Sanitärbetrieb, eine Schlosserei, einen Betrieb, der sich auf das Restaurieren von Möbeln spezialisiert hatte…», zählt Küttel auf. Auch die Karosseriewerkstatt Cereghetti sei schon lange dabei. Durch den Hinterhof führte ein Weg mit einem Wendepunkt am Ende. Dunkel sei es gewesen, sagt er, es habe ja keine Strassenbeleuchtung gegeben. An der Wand hängt ein Aquarell des Hinterhofs, gemalt von Richard Nissle, einem Lackierer, der im «Dörfli» gearbeitet hat.

Zeitdruck? Schreiner Küttel sieht’s gelassen

Mit dem Bau der Meret Oppenheim-Strasse wurde die Anfahrt zu den Werkstätten einfacher, viele Anlieger zogen um, ein paar neue kamen dazu. Demnächst steht der nächste Umbau bevor. Auch Bruno Küttel sucht nach neuen Räumlichkeiten. Nicht ganz einfach, «denn eine Schreinerei braucht Platz». Grosse Holzplatten könne man nun mal nicht in kleinen Räumen bewegen. Lange Anfahrtswege in und durch die Stadt kann er sich auch nicht leisten, die zahle der Kunde ja dann immer mit, sagt er.

Ein paar Monate noch. Schreiner Küttel sieht das gelassen. «Die Frist ist schon mehrmals verlängert worden. Es würde mich nicht wundern, wenn das nochmal passiert», sagt er.

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Mehr rund um die Meret Oppenheim-Strasse:

Teil I: Die Meret Oppenheim-Strasse verändert sich

Teil II: Die Kurierzentrale der Radkuriere 

Teil III: Die Hicret Moschee

Teil IV: Der Steinmetz Strauss

Teil V: Margrethen Carosserie

Teil VI: Die Schreinerei Bruno Küttel

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