Co-Redaktionsleiter TagesWoche. Vor Markus Somm: Inlandredaktor «Basler Zeitung». Zwischen BaZ und TagesWoche: Inlandredaktor «Blick». Diplomausbildung MAZ Luzern.
Einen interessanten Funkspruch hab ich doch glatt unterschlagen. Es geht darin um die Gefahreneinschätzung eines Beamten, der die Probe auf dem Pausenplatz beobachtete. Dieser funkt um 18.48 Uhr: «Man sieht was sie machen von der Vogelsangstrasse aus, die Wahrscheinlichkeit geht eher in eine Schülerveranstaltung als in die linke Szene hinein, aber eben, wir können es nicht ausschliessen.»
Das ist keine Interpretation, das ist das Resultat einer kleinen Rechenaufgabe: Ziehe ich von 73'132 Franken Einkünften brutto 6 Prozent an Sozialabgaben ab (die in der Stellungnahme Lewin erwähnt werden), ergibt das bei aller Grosszügigkeit nicht 38'000 Franken – selbst wenn ich noch den Freibetrag von 5 Prozent wegrechne. Sehen Sie das anders?
Tritte ins Fudi verteilt hier nur der Dienstchef und zwar für solche Äusserungen, Herr Hage. Gelbe Karte! Nicht für Ihre inhaltliche Position, aber für den Ton, den Sie hier anschlagen.
Ich kenn die Berufsliste nicht, ich nehm nicht an, dass die öffentlich zugänglich ist. Die von Ihnen aufgezählten Vertreter dürften jedenfalls zu 90 Prozent einen akademischen Abschluss haben. Unbeantwortet ist immer noch die Frage, weshalb man in einer Besetzungszeit exponierte Personen in den erlauchten Kreis aufnahm. Weshalb wurde beispielsweise Nationalratspräsidentin Hedi Lang (SP) aufgenommen. Nur eine Vermutung: Weil man Kritik aus dem linken Lager vorgreifen wollte? Weshalb wählte man die Chefredaktoren wichtiger Blätter, wie der alten Weltwoche oder der NZZ hinein? Wenn es darum gegangen wäre, in den Zeiten der Not Leute zu haben, die eine populäre leichtverständliche Widerstandspostille herausgeben konnten, hätte man doch eher auf «Blick»-Personal zurückgegriffen. Meine Vermutung: Es ging darum, in den Hochzeiten der Kommunistenfresser und der politischen Polizei wichtige Kreise der Gesellschaft auf seiner Seite zu wissen. Im übrigen wurde meines Wissens der Auftrag der P-26 zwischenzeitlich auf Friedenszeiten ausgedehnt. Das wissen Sie sicher genauer, weshalb man das getan hat. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass in den Zeiten der Paranoia vor allem, was Links war, wo der Erwerb der «falschen» Literatur bereits ausreichte, um eine Fiche zu erhalten, die P-26 nicht als ein Instrument in diesem Setting verstanden wurde, zumindest aber als Auswuchs dieses Zeitgeistes verstanden werden muss. Zumal die Bedrohung, anders als während der Nazi-Zeit doch sehr konstruiert war und zur Verfolgung innenpolitischer Ziele hochgehalten wurde. Bevor ein Sowjet auch nur einen Schritt in ein Nato-Land gesetzt hätte (wovon die Schweiz umgeben war), wäre der Planet mit Atomraketen pulverisiert worden. Vielleicht hätte man besser dafür üben sollen.