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13 Beiträge: Artikel Kommentare
  • Polizisten als Medienpädagogen

    @Jelscha Schmid Sehr einverstanden: Die BUH-Rede oder der Missbrauch des schulischen Hoheitsrechts über den Mediengebrauch in den eigenen Räumen (frei nach Manfred Spitzers Forderung: Kein Computer im Klassenraum) bringt gar nichts. Und ja, es muss eine gemeinsame Diskussion um Werte sein zwischen Lehrern und Schülern: auf gleicher Augenhöhe, wenn auch mit sehr verschiedenen Brillen. Mit entsprechender Didaktisierung kann diese Diskussion sogar Spass machen. Zum Beispiel wenn Schüler ihr ideales soziales Online-Netzwerk entwerfen dürfen/sollen, wofür sie ja über gesellschaftliche Aspekte und Konsequenzen dieser Technologie nachdenken müssen. Oder wenn man gemeinsam eine Woche Medien-Diat einlegt bzw. nur ‚alte’ Medien benutzt (Telefon, Brief, Brockhaus), um im Selbstversuch die Änderungen eines anderen Mediengebrauchs zu erkunden und dafür sensibel zu werden (und sich in einer ‚Selbsthilfegruppe’ zu erzählen, wie man nun damit umgeht). Oder wenn man Zukunftsszenarien erstellt und in der Diskussion nachweist, inwiefern sie NICHT science fiction sind (und es müssen ja nicht nur Dystopien sein). Wäre so etwas zielführend? Welche anderen Didaktisierungsformen sind denkbar? Welche haben sich schon bewährt?

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  • Facebook: bleibt Hoffnung?

    @Jelscha Schmid: Sie schreiben im Kommentar, die Spontaneität des Like-Button-Klicks „könnte uns helfen, die Sprache der Liebe zu revolutionieren, und Liebe so von diesem überlegten, kalkulierten Leistungsprinzip zu lösen.“ Ist das nicht eine heikle These, die Liebe durch die Spontaneität und Unüberlegtheit (und letztlich vielleicht sogar Gleichgültigkeit?) des Augenblicks vor dem Leistungsprinzip retten zu wollen? In der Review heisst es, für Pschera sei die vom Leistungsprinzip losgelöste Liebe „ein ewiger Moment, sozusagen ein ungreifbarer Augenblick, dunkel und sprachlos.“ Diese Verbindung von Liebe und Augenblick finde ich hoch interessant, weil sie implizit die Taktfrequenz des Updatens auf Facebook zur Basis dauerhafter Liebe macht. Im Buch heisst es dazu auch: „Das aus und für den Augenblick geschehene Sprechen genügt sich selbst, muss sich selbst genügen, um Ausdruck dieses Augenblicks zu sein.“ Aber was heisst dieses Sprechen nur für den Augenblick für die Botschaft der Kommunikation? Kommunikation um der Kommunikation Willen. Kommunikation als Nullmedium? Wird so das, was bisher als Flucht vor sich selbst bezeichnet wurde, Ankunft? Ankunft wo? Das erinnert an Fausts Pakt mit dem Teufel in der Version von Goethe. Dort sagt Faust: „Werd' ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch! Du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehn!“ Wäre Facebook also die Antwort auf Goethes "Faust", der dem Leistungsprinzip ja in höchst ambivalenter Weise huldigt (und dafür DIE Liebenden des Altertums, Philemon und Baucis, umbringt)?

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  • Polizisten als Medienpädagogen

    @Martens: Sie schreiben: „Der Schüler hat also 24/7 Zugang zum Internet mit seinem teils grossartigen kulturellen Angebot, aber ebenso zu beliebig viel Unsinn, zu den Pornos so gut wie zum letzten Dreck der globalen kriminellen Szene. So gesehen kann sich ein Kind ungefiltert und ungeschützt durch alle Höhen und Tiefen unserer Erwachsenenwelt bewegen und sich darin verstricken. Anything goes!“ Auf diese richtige Beobachtung gibt es zwei sehr gegensätzliche Reaktionen. Die rigide und aussichtslose: Den Kindern und Jugendlichen den Zugang zum Internet verbieten, damit sie nicht verfrüht die Kindheit verlieren. Die pragmatische, anstrengende: Die Aufklärung über die Erwachsenenwelt früher legen. Diese Reaktion resultiert aus der Einsicht, dass man in der Online-Welt nur unter unverhältnismässigem Aufwand den Jugendschutz der Offline-Welt garantieren könnte. Die Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestages empfiehlt deswegen in ihrem Bericht am 21. 10. 2011, statt auf den technischen Jungendschutz (d.h. Zugangsbarrieren schaffen) auf ein „Mehr an Verantwortung für Eltern, Erzieher und Lehrer“ zu setzen, „das dann auch entsprechend durch kompetenzfördernde Maßnahmen flankiert werden müsste.“ (http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/078/1707899.pdf - Punkt 5.5.4) Die Vorverlegung der Aufklärung ist ein heikles Thema (erinnert sei an die Sexkoffer-Debatte vor einem halben Jahr). Andererseits unterschätzt die Ansicht, man könne auf die von den neuen Medien geschaffene Situation mit Regelungsverfahren der Offline-Welt reagieren, die neue Konstellation - und ist im schlimmsten Falle reine Alibi-Taktik einer hilflosen und vielleicht auch desinteressierten Politik.

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  • Der politische Biber oder: Was machst du gerade?

    Hier eine Sendung des DRS 2 zum Crowdfunding vom Anfang des Jahres: http://www.drs2.ch/www/de/drs2/sendungen/reflexe/2741.sh10212803.html

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  • Der politische Biber oder: Was machst du gerade?

    Das Besondere an der Organisationsform des Schwarms ist, so heisst es, „dass das Kollektiv mehr ist als die Summe seiner Teile, das heißt, dass aus ihr beeindruckende Phänomene einer kollektiven oder eben Schwarm-Intelligenz hervorgehen.“ Diese Aussage liegt so nahe wie die Vermutung, dass Netzwerke „geeignete Modelle darstellen, um über Kollektive ohne (hierarchisches) Zentrum nachzudenken“. Interessant wäre hier freilich die Konfrontation mit einer gegensätzlichen Perspektive, die auch Evgeny Morozov in seinem Buch The Net Delusion einnimmt: Der Ringelmann-Effekt, den der französische Ingenieur Maximilian Ringelmann Ende des 19. Jahrhunderts in Experimenten mit Pferden und Menschen feststellte. Demzufolge erbringen Menschen (und Pferde) in der Gruppe eine geringere Leistung, als aufgrund der summierten Einzelleistungen zu erwarten wäre. Der Ringelmann-Effekt bezeichnet also das Gegenteil von Synergie und suggeriert, dass individueller Einsatz, der sich nicht in der Gruppe verstecken kann, effektiver ist. Wenn das stimmt, wäre von den Bibern, Ameisen und Bienen noch einiges zu lernen. @Manuel Thomas: „Schwarmfinanzierung als Risiko“. Stossen also auch hier die neuen Medien uns auf die Grenzen der Demokratie? Auch davor warnt Jaron Lanier mit dem Begriff „Digitalen Maoismus“: dass „Schwachsinn“ sich durchsetzt mit dem Argument der Zahl. Schwarzseherei oder eine tatsächliche Gefahr?

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  • GemEinsam

    @Jelscha Schmid: Ich bin skeptisch, was den Informatikunterricht als Ort der Medienbildung betrifft. Aussichtsreich scheint mir hingegen Ihr Vorschlag, in verschiedenen Schulfächern (Ethik, Geschichte, Soziologie, Literatur, Kunst) gelegentlich Fachpersonen etwas zur gegenwärtigen Forschung zum jeweiligen Gegenstand einbringen zu lassen. Und ich stimme zu: Dies wäre ein sinnvolles Betätigungsfeld nicht nur für Dozenten, sondern auch Absolventen und Studenten der Medienwissenschaft. Diese Variante ist jedenfalls pragmatischer und wahrscheinlicher als ein eigenes Schulfach Medienbildung, dessen strukturelle Einführung ungleich grössere bildungspolitische Entscheidungen verlangt. @Rolli Rallo: „Mich persönlich beschreibt folgendes Zitat am besten: ‚Viel von sich reden, kann auch ein Mittel sein, sich zu verbergen.’“ Das ist eine paradoxe Aussage: Mitteilen als Verbergen? Wie soll man das verstehen?

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  • GemEinsam

    @Jelscha Schmid am 19.10.: „Heute sollte meiner Meinung nach eine ethische Komponente in diesen Unterricht mit eingebracht werden; Reflektion über die Konsequenzen des Online-Seins sollte gefördert werden, vor allem bei jüngeren Gesellschaftsmitgliedern, welche sozusagen in diese Welten hineingeboren werden“ Auf diesen Vorschlag will ich noch zurückkommen, denn ich glaube, der Auftrag steht vor einem dreifachen Problem: 1. Die „digital natives“ unterstellen den Lehrern (also den „digital immigrants“?) zum einen mangelndes Wissen über den Staus Quo der neuen Medien. 2. Sie unterstellen ihnen zum anderen, nichts weiter als die übliche Medienschelte mit wertkonservativer Absicht zu unternehmen,und sprechen ihnen kulturrebellisch jegliche Deutungskompetenz ab. 3. Wer soll wo diese Reflexion durchführen? Die Ethiklehrerin? Speziell medienwissenschaftlich ausgebildete Lehrer in einem eigenen Schulfach Medienbildung? Sind die anderen Lehrer bereit, Zeit an ein solches Fach abzugeben? Oder sollte man den Schultag verlängern?

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  • Vom digitalen Schatten zur Persönlichkeit

    @Regenscheit: "Was meinen Sie mit 'psychologischer Aufwertung'?" Genau die Verwandlung des Opfers des Datensammelns zum aktiven Datenüberlasser, die Sie in Frage stellen. Sie ist auch in der Tat nicht zu sehen, jedenfalls nicht als bewusste Handlung. Aber vielleicht als unbewusste? Denn wenn, wie Juri Fischer schreibt, kein echter Aufstand gegen das Sammeln von Daten besteht, liegt in diesem Defizit (in dieser Abwesenheit einer Handlung) vielleicht schon eine Entscheidung: Eine Rebellion, über die man sich nicht im Klaren ist.

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  • Vom digitalen Schatten zur Persönlichkeit

    Mia Tulipa bringt es, implizit, auf den Punkt: „Vielleicht sind wir zu wenig informiert ja, vielleicht auch einfach zu faul, aber vielleicht mögen wir diese Transparenz sogar ein bisschen.“ Und es stimmt, warum sollte man sich von den „Alten“ ein schlechtes Gewissen einreden lassen dafür, dass man zu freigiebig mit seinen Daten ist! Man kann sogar offensiver werden und aus der Not eine Tugend machen. Einer der Älteren zeigt, wie das geht: David Gelernter, Informatikprofessor an der Yale University, Jahrgang 1955. In einem SPIEGEL-Essay im Mai 2012 http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-85734105.html fragt er: „Wie soll sich eine Jugend verhalten, wenn sie merkt, dass ihre ehrenwerten Eltern Exhibitionisten waren, die die sexuelle Revolution so weit getrieben haben, wie es nur ging?“ Seine Antwort: Die Jugend radikalisiert den Exhibitionismus ihrer Eltern (und Grosseltern), indem sie das Privateste öffentlich macht. Damit erhält der Selbstoffenbarungsdrang der Facebook-Generation eine psychologische Aufwertung als Fortführung der von der 68er Generation begonnenen Kulturrevolution. Die Warnung der „Alten“ vor dem Verlust der Privatsphäre beweist dann, dass der Aufstand gelungen ist. Datenexhibitionismus als vorangetriebene sexuelle Revolution?

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  • Vom digitalen Schatten zur Persönlichkeit

    Besorgnis erregt weniger, wieviel Energie in die Datenkontrolle investiert wird, als von wem. Das sind nicht nur die üblichen Verdächtigen, die staatlichen Kontrollmächte, sondern alle Kreativen dieser Welt. Die alle hoffen, dass einer der großen Datenfresser dieser Welt sie schließlich aufkauft. Wie das israelische Startup face.com, das Gesichtserkennungssoftware herstellt und von Facebook dafür mit 60 Millionen Dollar belohnt wurde. http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/digitales-denken/facebook-vermarktet-gesichtserkennung-ich-sehe-dir-in-die-augen-kleines-und-du-weisst-es-nicht-11791842.html Eine App aus dem Hause Face.com ist zum Beispiel Klik, die die Kamera des Smartphones mit Facebook verbindet und dem Gesicht noch vor der Aufnahme einen Namen zuordnet http://vimeo.com/41738859. Sind es mehrere Namen, kann man den richtigen auswählen, um künftige Zweifelsfälle auszuschließen. Polizeiliche Erkennungsarbeit per Bürgerhilfe? Hier geht es ‚nur’ um personen- und situationsspezifische Werbung. Wenn Facebook weiss, wer wo sich gerade fotografieren lässt, kann es diese Person gleich mit passender Werbung beglücken. Abweichende Nutzung nicht ausgeschlossen: Wer die Person, auf die man die Kamera hält, noch gar nicht kennt, kann ebenso auf Facebook zählen, und hat schnell alle Daten, die das Netz zu dieser Person bereit hält. Sind die Kreativen dieser Welt bodenlose Opportunisten, die sich weniger nach den Langzeitfolgen als dem finanziellen Ertrag ihrer Erfindungen fragen? Mit der Auskunft „sonst entwickelt es jemand anderes“ und der internen Losung: Nach mir die Sintflut. Denn mit 60 Million Dollar sorgt man sich nicht mehr darum, um potentielle Arbeitgeber den Lebenswandel im Netz kontrollieren. Obwohl: Da sind noch die Paparazzis und die Kriminellen, die ja immer gern wissen, ob die Person vor ihrer Kamera Millionär ist oder nicht. Und die digital natives? Die schaffen die neuen Medien durch täglichen Gebrauch. Und machen sich gar keine Sorgen?

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