Politische Sensibilisierungsarbeit ist harte Arbeit. Hier unterscheiden sich Deutschland und die Schweiz auch im Fussball nicht: Zum Beispiel das Aufzeigen, dass sich 98.4% (in Basel) oder 99% (in Bern) der ZuschauerInnen in den Stadien sicher bis sehr sicher fühlen, wie eine wissenschaftliche Studie der Universität Bern aufzeigt. In welchen Feldern des öffentlichen Lebens gibt es vergleichbare Werte? Liga und Verband ob DFB oder SFV müssen diese Wahrnehmungsdifferenzen mutig aufzeigen, falsche Bilder korrigieren und sich nicht einem polemischen Druck der Politik beugen. Dieses strategische - vom politischen Druck (vermeintlich) befreiende Verhalten - wird den Vereinen ansonsten in Zukunft mehr Konflikte als Entspannung bringen. Die Fussballfans haben es satt ständig unter Generalverdacht gestellt zu werden und pauschal mit unsinnigen Massnahmen bestraft zu werden. Im Idealfall protestieren Fussballfans mit eindrücklichen Mittel wie das 12-Minütige Schweigen zurzeit in den Deutschen Stadien. Diese Stille bringt jeden Fussballfan (vom VIP bis zum aktiven Fan – vom Politiker bis zum Journalisten) zum Nachdenken. Problematisch wird es dann, wenn die Proteste in eine Legitimation von Gewalt münden, die gerade in den jugendlichen Fankurven schnell in eine unkontrollierbare Massendynamik übergehen können. Anschliessend können wird dann alle wieder unsere Betroffenheit ausdrücken, Schuldzuweisungen vornehmen und im klassischen schwarz/weiss Denken weitere Verschärfungen und noch mehr Repressionen fordern...
Das Paradox ist, dass erst durch Auflagenvorschläge wie Alkoholverbot, welche das Publikum von Fussballmatches nun pauschal betreffen können, die schon lange geäusserte Kritik bezüglich Rechtsstaatlichkeit, Grundrechtsvereinbarkeit und Verhältnismässigkeit in der Massnahmen- und Gesetzesdebatte um Fussballfans für den Einzelnen nachvollziehbar wird. Leider nicht so erstaunlich - der gleiche Effekt ist auch bei anderen Minderheitenthematiken erkennbar...
Wenn Fakten noch die Grundlage für politische Entscheidungen bezüglich Fussballfans wären, dürfte es solch eine Gesetzesvorlage nie in das Nationale Parlament schaffen, ein "Hooligankonkordat" müsste mit "Kopfschütteln" an den Absender zur Überarbeitung zurück gesandt werden oder im "Joggeli" könnte wieder normales Bier ausgeschenkt werden. Wenn Fakten...
noch interessanter wird es, wenn die vom Bundesrat in die Vernehmlassung geschickte Abänderung des Personenbeförderungsgesetz in Kraft tritt. Diese sieht vor, dass die SBB von der Transportflicht explizit von Anhängern eines Sportclubs befreit werden, damit diese nur noch auf die Extrazüge gehen (http://www.admin.ch/ch/d/gg/pc/documents/2213/Fanzuege_PBG_Entwurf_de.pdf). Das könnte also nach neuem Recht bedeutet, dass ein in Luzern wohnhafter FCB-Fan in seinen Fanutensilien nicht mal mit der SBB nach Basel reisen darf um dort sein Ticket im Extrazug zu kaufen, damit er auswärts überhaupt in den Gästesektor kann... :-)
Tolle Stimme, perfekte Band. Trotzdem: Er brauchte sein ganzes Können um das lethargische Publikum in Bewegung zu bringen. Dies klappte ab der zweiten Hälfte hervorragend und endete in einer unvergleichlichen Jamssion bei der Zugabe.
Bei der Frage, ob das Phänomen der illegalen Partys politisch ist oder nicht, sollte man einen Unterschied zwischen Parteipolitik und Gesellschaftspolitik machen. Viele junge Menschen sind nicht parteipolitisch aktiv bzw. politisiert. Ihnen dafür bei ihrer heutigen Form des Protest aber eine politische Message abzusprechen, weil sie nicht mit parteipolitischen Spruchbändern und Fahnen durch die Strasse laufen ist jedoch nicht korrekt. Im Gegenteil: Gerade das von Kessler beschriebene Bedürfnis nach Kreativität, Reibung und Illegalität muss als Kritik an unserer Gesellschaft verstanden und anerkennt werden. Dies den jungen Menschen abzusprechen schafft Blockaden und Unverständnis bis hin zu Gewalt und zeigt einmal mehr unsere Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen und Ausdrucksweisen unserer Jugendlichen auf. Ja, ein Freiheitsdiskurs muss geführt werden, aber hören wir doch zunächst mal zu und schauen hin und unterlassen wir es doch, bereits jetzt aus unserer Erwachsenenperspektive oder städtischen Verwaltungsperspektive vorzugeben, wie dieser Diskurs zu führen ist und was er zu beinhalten hat...
Vielleicht sollte man sich mal wieder in Erinnerung rufen, warum das Rheinufer in den 80er und 90er Jahren in den Abendstunden gemieden wurde, geschweige denn, dass dort grilliert und zusammen gesessen wurde... Die zunehmende Nutzung des öffentlichen Raumes bringt eine Herausforderung mit sich, ja. Aber gesellschaftlich gesehen ist das "nach draussen" gehen ein wichtiger und unterstützendswerter Gegenpart bzw. Reflex, zu der von Vereinzelung und Individualisierung geprägten Lebensweise heute. Auf den Punkt gebracht: Stellen wir uns lieber der vermehrten Nutzung unseres öffentlichen Raumes, statt uns in Zukunft vermehrt mit den Folgen von Vereinsamung und Rückzug auseinandersetzen zu müssen...
Gutes Beispiel dafür, wie eine Redaktion der allgemeinen Hysterie und der "Event-Berichterstattung" entgegen halten kann. Ich bin überzeugt, dass auch diese Art von Hintergrundsjournalismus auf Interesse stösst. Es braucht einfach die Bereitschaft, sich der Headline-Verführung und der eigenen "Lust" nach Sensation und Bildern zu entfliehen... Nicht ganz einfach in unserem heutigen Zeitalter - aber vielleicht hilft die Tageswoche ja dabei....!