Neues Leben in der alten Gastgebergasse

Zürich hat die Langstrasse, Basel hat die Rheingasse: Wo früher gestrippt oder gestritten wurde, trifft man heute auch Hipster an.

Treffpunkt im Freien: Die Bars in der Rheingasse locken an Sommerabenden viel Volk auf die Strasse.

Zürich hat die Langstrasse, Basel hat die Rheingasse: Wo früher gestrippt oder gestritten wurde, trifft man heute auch Hipster an.

Die Kleinbasler «Sonne» ist untergegangen. Die Taverne an der Rheingasse 25 war ein Sammelbottich für Durstige, Anlaufstelle für Tanzpaare und Auffangbecken für Nachteulen. Tempi passati. Still und heimlich hat das Dancing «Sonne» Ende Juli seine Türen geschlossen. Wer dieser Tage daran vorbeispaziert, trifft auf die neue Pächterin, wie sie Maler instruiert oder mit ihrem Koch René Walter den Speiseplan bespricht. Jaqueline Marinho (32) will hier die grosse Sonnenwende erwirken. Ihren früheren Beruf als Gärtnerin hat sie aufgegeben, um fortan ein gastronomisches Pflänzchen aufzuziehen: Lunch Marinho wird die Sonne künftig heissen; ein brasilianisch-schweizerisches Restaurant mit Take-away schwebt ihr vor, für die ganze Familie.

Wochenthema
«Uff dr Rhygass»: Seit drei Monaten hat die Rheingasse Boulevard-Charakter. Wie zeigt sich der Umbruch und was bewirkt er? Dieser Frage gehen wir in unserem Wochenthema nach.

Damit ist die Zeit des letzten altmodischen Dancings von Basel vorbei, Schlagerduos werden keine mehr auftreten, stattdessen wird sanfter Bossa Nova aus den Boxen plätschern. Adios, Fiesta Mexicana – bem vindo, Girl from Ipanema!

Einst verwahrlost, heute herausgeputzt

Noch bis zum 5. September wird das Traditionslokal umgestaltet und modernisiert. Eine weitere Baustelle an der Basler Rheingasse, die grosse Veränderungen mitmacht. Es scheint, als sei derzeit keine Tapete sicher: Die Stiftung Habitat baut hier ihren Hauptsitz aus. Die populäre «Grenzwert»-Bar ist in den «Schwarzen Bären» umgezogen und hat diesen bemerkenswert aufgehübscht. Und aus dem verwahrlosten «Hecht» ist das herausgeputzte East West Hotel geworden.

Zürich hat die Langstrasse, Basel hat die Rheingasse: Wo früher gestrippt oder gestritten wurde, trifft man heute auch Hipster an.

Die Namensänderung von «Hecht» zu «East West» markiert den Abschied von einer Vergangenheit, die höchst verrufen war: Der «Hecht» war ein heruntergekommener Laden, nicht das, was man an der Sonnenseite des Rheins erwarten würde. Zimmer wurden oft stundenweise gemietet und für den Bei- statt den Tiefschlaf genutzt. Zuletzt sei man froh gewesen, wenn man einen Gast pro Woche hatte, sagt Gertrud Hüttenmoser von der Besitzerfamilie. Es musste etwas geschehen. Sie verkaufte Immobilien, darunter das stadtbekannte «Singerhaus» am Marktplatz, und machte mehrere Millionen Franken für eine umfassende Renovation flüssig. Ein Jahr war der «Hecht» wegen Umbaus geschlossen.

Von der Absteige zu neuem Chic

Im Juni 2015, als die Liegenschaft unter neuem Namen und mit 44 Zimmern wiedereröffnet wurde, kamen manche Stammgäste zum letzten Mal. «Es ist einigen zu chic geworden», sagt Gertrud Hüttenmoser nicht ohne Stolz. Die alte Dame hat sich genug lang mit «Pack» herumgeschlagen, wie sie sagt. Früher hat es hier öfter mal geklöpft. «Am schlimmsten war es nicht bei den Männern, sondern bei den Frauen. Diese gingen mit Flaschen aufeinander los.» Hüttenmoser ist froh, dass sich die Stimmung beruhigt hat.

Die neue Klientel ist internationaler, sei es im Hotel – wo man auch, wenn die Reception nicht besetzt ist, mit Kreditkarte einchecken kann – oder in der verpachteten Kellerbar. Dort wurde ein Zigarren-Fumoir eingerichtet, die Menükarte lockt mit japanischen Sushi. Keine Frage: Man möchte das 1-Sterne-Image weit hinter sich lassen. Tatsächlich erscheinen Hotel und Restaurant in neuem Glanz. Allerdings vermag die uneinheitliche Terrassenmöblierung auf der Rheinseite – hier Rattan, dort Holz, da Plastik – nicht mit der architektonischen Innenausstattung mitzuhalten. Und wurde prompt auch schon von der Allmendverwaltung kritisiert.

Die Verkehrsachse wird zur Begegnungszone

In Bewegung kam die Rheingasse schon im Winter dieses Jahres – durch einen Stillstand: Das offizielle Basel befreite die historische Strasse durch die Kleinbasler Altstadt vom motorisierten Durchgangsverkehr und erklärte sie zur «Begegnungszone».

Die ansässigen Gastrobetriebe setzten dies mit Schützenhilfe der Behörden um. In einem geradezu erstaunlich unbürokratischen Akt wurde der vordere Teil der Rheingasse zur Boulevardzone erklärt. Seit dem 15. Mai bedienen neun Lokale dort, wo früher Autos parkierten, ihre Gäste. Viele, sogar sehr viele Gäste, wie die ersten Erfahrungen in diesem boulevardfreundlichen Sommer gezeigt haben.

Allen voran die «Grenzwert»-Bar lockt neues, internationales Publikum in die Gasse: Nebst Stammgästen und Basler Originalen vernimmt man auch zunehmend englischsprachige Bestellungen. Die Expats haben es entdeckt, Roche-Mitarbeiter etwa, die auf dem Heimweg einen Stopover einlegen und sich mit wirklich leckeren Fish & Chips verköstigen. An manchen Sommerabenden gabs selbst für die Polizeistreife kaum ein Durchkommen.

Kritische Anwohner befürchten einen Ballermann

Die Geister, die man rief, stossen aber nicht nur auf Gegenliebe. Der Ansturm hat bei manchen Kleinbaslern die Befürchtung beflügelt, dass die Rheingasse jetzt zur zweiten Steinenvorstadt werde. Ein Mann, der seit 18 Jahren in der Rheingasse wohnt, sagt, das Ganze habe sich an der Anwohnerschaft vorbei entwickelt. «Auf dem Rheingasse-Boulevard herrscht eine Ballermann-Atmosphäre, alles ist rein kommerziell geprägt», sagt er (möchte aber nicht namentlich genannt werden). «Davon war bei den ursprünglichen Gesprächen mit den Boulevard-Initianten nicht die Rede.»

Dem Kritiker geht es nicht nur um die Öffnungszeiten. Er erwartet, dass neben dem gastronomischen Angebot auch die Marktstände und weitere Angebote für Anwohner und Passanten, von denen ursprünglich gesprochen worden sei, realisiert werden.

Die Gastrobetriebe bitten um Rücksicht auf die Nachbarschaft 

Doch kritische Stimmen wie diese sind die Ausnahme. Gertrud Hüttenmoser etwa sagt, dass die Rheingasse weit von einer Steinenvorstadt entfernt sei. Sie freut sich über die aktuelle Entwicklung und darüber, «mit dem neuen Hotel ein gutes Stück zur Aufwertung beitragen zu können.» Allerdings ist sie froh, dass sie dreifach verglaste Fenster einbauen liess. Hin und wieder sei der Lärm auf der Strasse und vor den benachbarten Bars («8 Bar», «Grenzwert», «Schmaler Wurf», «Brauerstube» und «Consum») beachtlich. Vor allem wenn die Bars schliessen, könne es auf der Strasse laut werden.

Die Gastrobetriebe bemühen sich, die erlaubten Betriebszeiten – im Freien bis 22 Uhr unter der Woche und 23 Uhr Freitag und Samstag – durchzusetzen. Und sie hoffen auf einen politischen Vorstoss im Grossen Rat, der eine Verlängerung der Öffnungszeiten um jeweils zwei Stunden fordert – ein Anliegen, das bei der Regierung und insbesondere beim Bau- und Verkehrsdirektor Hans-Peter Wessels, der die Rheingasse gerne als Vorzeigebeispiel für die Belebung der verkehrsberuhigten Stadt anführt, auf offene Ohren gestossen ist.

Selbst Tino Krattiger, der treibenden Kraft des «Boulevard Rheingasse», war es anfänglich zu viel. «Als sich da Jugendliche im Schneidersitz auf die Strasse setzten und Musik machten, wurde klar, dass wir handeln mussten. Der Lärmpegel war zu Beginn etwas heftig, ich konnte verstehen, dass dabei die Toleranz einiger Anwohner strapaziert wurde», sagt er.

Die Gastronomen haben sich zusammengesetzt und gehandelt: Auf Schildern bitten sie die Gäste um Rücksicht auf die Nachbarschaft – und mit mahnenden Worten tun sie das auch, wenn draussen mal einer lauter wird.

Davon abgesehen ist Tino Krattiger sehr glücklich mit der Initiative zur Belebung: «Als wir vor drei Monaten loslegten, fühlte es sich so an, als sei die Rheingasse schon immer eine Boulevardstrasse gewesen», sagt er. Was durchaus zur historischen Realität passe: «Sie war ja immer schon eine Gastgeberstrasse. Wir haben sie ganz einfach reanimiert.»

Welche Nachteile ortet er? «Es gibt Abende, an denen ich kaum mehr heimkomme», sagt er. Das will was heissen – immerhin wohnt Krattiger gleich neben der «Brauerstube», mitten im Getümmel.

Brief an Regierungsrat Wessels

Ganz in der Nähe wohnt auch Germaine Ezé, die weniger begeistert ist. «Ich bin nicht grundsätzlich gegen den Boulevard, die Rheingasse soll und darf lebendig sein», schickt sie voraus, fügt dann aber bei, dass dieser Lebendigkeit zeitliche Grenzen gesetzt werden sollten: «Mit den heute geltenden Öffnungszeiten kann ich leben, auch damit, dass nach 22 oder 23 Uhr nicht gleich Ruhe ist», sagt sie.

Gegen das Ansinnen, die Öffnungszeiten auszuweiten, setzt sie sich aber zur Wehr: Im Namen von 46 Anwohnerinnen und Anwohnern der Rheingasse sowie des Schafgässleins und des Reverenzgässleins fordert sie Regierungsrat Hans-Peter Wessels in einem Brief auf, vom entsprechenden Vorstoss im Grossen Rat Abstand zu nehmen.

«Lieber Boulevard als Totengräberstimmung»

In der Rheingasse trifft man aber auch auf Anwohnerinnen, die anders denken. Vor dem Kiosk von Trudi Hartmann beim Ueli-Gässli steht Ines Hentz, die vom Neubad an die Rheingasse gezogen ist und diesen Entscheid kein bisschen bereut hat. «Mit dem Boulevard ist es viel angenehmer hier, vorher herrschte nach der Sperrung für den Autoverkehr Totengräberstimmung in der Rheingasse», sagt sie.

Bis zu Trudi Hartmanns Kabäuschen ist die Boulevardisierung noch nicht ganz vorgedrungen. Die Mutter der Rheingasse führt hier seit bald 50 Jahren den Kiosk Wilder Mann. Sie hat in dieser Zeit alles erlebt: Die Strassenprostitution, die offene Drogenszene, die Punks, die Faschos, die Rocker. Wüste Schlägereien gabs. «Bei mir vor dem Kiosk ging es aber selten ruppig zu – aber ich bin auch nicht so pingelig», betont sie. Trudi Hartmann mag die Menschen, die bei ihr vorbeischauen, mag die Mischung hier. Gerade die Randständigen haben es ihr angetan. Manche können nicht jeden Tag das Geld für ihre Zigaretten zusammenkratzen – dann hilft Hartmann aus. Das war bereits früher so, als die Rheingasse noch den Kern der offenen Drogenszene in Basel bildete. «Ich habe diese Menschen immer ganz normal behandelt. Sie dankten es mir, indem sie meinen Kiosk schützten und am Ende des Tages sogar beim Wischen halfen», erinnert sie sich.

Wird die Rheingasse mit dem Boulevard, mit der Aufwertung der Gastronomie, jetzt vornehm? «Die Rheingasse ist immer vornehm gewesen – nicht in der Kleidung, sondern im Herzen!», sagt Trudi Hartmann. Sie untermalt ihre Aussage sogleich mit einem konkreten Beispiel: Als das neue Verkehrsregime eingeführt wurde, fand die alte Kioskfrau keinen Parkplatz mehr in unmittelbarer Nähe. «Da kam eine Dame auf mich zu und bot mir den privaten Parkplatz ihres Mannes an, der tagsüber leer stehe.» Für sie ein Beweis mehr, dass in der Rheingasse tolle Menschen wohnen. Hier schaut man zueinander.

Manchen ist es fast zu ruhig geworden in der Gasse

Tatsächlich ist die Rheingasse auch ein Beispiel für Basels soziale Ader: Hier steht das Heilsarmee-Haus, wo mittellose Männer wohnen können. Jenes Dach über dem Kopf, das im Volksmund noch immer Männerwohnheim genannt wird. Marcel Glaas und Peter Fischer leben seit Jahren hier. Die Boulevardbeizen nehmen sie lediglich aus Distanz zur Kenntnis: «Mit 300 Franken Sackgeld pro Monat müssen wir genau haushalten, da können wir uns kein teures Bier leisten.» Also decken sie sich im Detailhandel ein. Und sonst, sehen sie Nachteile in der schleichenden Aufwertung? «Nein, das ist schön anzusehen, wenn Leben einkehrt. Denn es ist fast zu ruhig geworden in der Gasse.»

Auch Trudi Hartmann sagt: «Es ist langweiliger geworden. Es hat zwar mehr Velofahrer – für die bin ich jetzt ein Drive-In-Kiosk. Aber weil die Autos nicht mehr durchfahren können, habe ich am Nachmittag weniger Kunden, mit denen ich mich unterhalten kann», sagt sie.

Nachteile für Detailhändler

So geht es auch einer anderen Ladenbesitzerin: Madeleine Ramseyer. Nur wenige Schritte neben den Bars betreibt sie das Fachgeschäft «Küchenfenster». Sie muss dieses Jahr Umsatzeinbussen verzeichnen, wie sie erzählt. «Ich vermisse die Impulskunden, die hier auf dem Weg zu Manor rasch ihr Auto parkierten und auch bei mir reinschauten.»
Ihre Klientel habe sich in den letzten Monaten reduziert, sie lebt von Stammkunden und Gästen des Hotel Krafft. Mag sie nicht die Öffnungszeiten verlängern, um Impulskäufer zu gewinnen, die auf dem Weg zum Feierabendbier sind? «Nein. Ich habe schon mal Abendverkäufe getestet, das war den Aufwand nicht wert. Und ich möchte nicht jeden Abend bis 20 Uhr arbeiten.»

«Mehr Geschäfte in der Strasse, das würde helfen», meint sie. Und äussert die Hoffnung, dass aus manchen alten Garagen, in denen einst Handwerksbetriebe ansässig waren, einzelne Einkaufsläden würden.
Tatsächlich ist das Leben auf der Gasse tagsüber sehr überschaubar. Die «Brauerzunft» hat schon am Vormittag rausgestuhlt. Hier sitzt Thomas Gugger, Stammgast, der seit 29 Jahren in der Rheingasse verkehrt und mit einer Flasche Cola unter dem Sonnenschirm sitzt. Damit straft er das Klischee lügen, dass in dieser Gasse schon vormittags nur Bier getrunken werde. «Ich trinke gar keinen Alkohol», sagt er. Wie nimmt er die Veränderungen in der Strasse wahr? «Super! Super, wie sich diese Gasse entwickelt. Und schön, dass Randständige und Stammgäste nicht vertrieben werden.»

Früher war die «Brauerzunft» berüchtigt für handgreifliche Auseinandersetzungen. «Es gibt deutlich weniger ‘Lämpe’, weniger Schlägereien als früher», sagt Gugger.

Nur Positives weiss auch JJ, der Barmann der «Brauerzunft», zu berichten. «Seit wir draussen Tische haben, finden neue Leute zu uns. Das Image hat sich klar gewandelt», sagt er. Droht der ganzen Rheingasse nun eine Gentrifizierung grösseren Ausmasses? JJ winkt ab: «Eine bürgerliche Fressbeiz wird die Brauerzunft bestimmt nicht werden!»

Die Mauer muss weg!

Zwei dieser Fressbeizen findet man weiter oben – dort, wo sich die Rheingasse markant verengt und die Häuser, die meist schon mehr als 500 Jahre alt sind, Namen tragen wie «zur vorderen Henne» oder «zum rothen Schneck».

Gleich neben dem Amt für Arbeit und Wirtschaft, hinter einer Mauer versteckt, liegt die Gartenterrasse des Restaurant Linde. Profitiert man auch hier vom Boom? «Nein, das wäre übertrieben», gibt Linde-Serviertochter Karin Brunner freimütig zu. «Wir leben vom Stammpublikum. Die Gäste der vorderen Bars landen selten hier hinten.
Warum?«Wegen der Mauer», sagt sie. «Die Mauer versperrt die Sicht, sodass viele gar nicht erkennen, dass wir eine Terrasse haben.» Wir verstehen: «Die Mauer muss weg!»

Verlängerung des Boulevards angestrebt

Das sei auch vorgesehen, sagt Tino Krattiger, die Öffnung dieses kleinen Platzes rund um den Brunnen stosse bei den Behörden auf offene Ohren. Die Linde würde es freuen: «Wenn ich am Fyyroobe am «Grenzwert» und Co. vorbeigehe, wünsche ich mir manchmal schon, dass auch zwei, drei dieser Gäste für uns abfallen würden», sagt Karin Brunner. «Aber wir sind hier hinten halt einfach zu versteckt.» 

Auch Karim Frick bedauert, dass nicht die ganze Rheingasse gleichermassen sichtbar draussen bespielt wird. «Aber ich freue mich sehr darüber, dass der Boulevard im unteren Teil so gut läuft», sagt der «Fischerstuben»-Wirt.

«La Strada» wird blockiert

Er ist überzeugt, dass auch die «Fischerstube» von der Belebung profitiert. Noch mehr gelänge ihm das, wenn sich sein Plan in die Realität umsetzen liesse: Er würde sich mit der «Fischerstube» gern an der neuen Belebung beteiligen. Allerdings wird das Vorhaben von Einsprachen blockiert.

Gemeinsam mit Miguel Engewald möchte Karim Frick das Plätzchen um den Brunnen in eine kleine Piazza mit Ausschank verwandeln. Engewald hat hierfür einen Wohnwagen in eine Bar umfunktioniert. «I wär parat», sagt der gebürtige Bündner Engewald, der in der gleichen Strasse auch die «8 Bar» übernommen hat. Diese möchte der Zirkusfan, der in Basel schon das «Atrio Vulcanelli» auf dem nt/Areal geführt hatte, mit Variété beleben. Vorher aber hätte er gerne die Lizenz für sein Freiluftcafé «La Strada» – er hat die Wohnwagentheke nach Federico Fellinis Film benannt.

Zum zweiten Mal hat er ein Bewilligungsgesuch eingereicht, die Ansprüche und Öffnungszeiten gesenkt. Dennoch gingen erneut zwei Einsprachen ein aus der Nachbarschaft, deren Berechtigung nun die Behörden prüfen müssen. «Und wenn es Oktober wird und wir nur noch zwei warme Tage haben: Wir werden öffnen. Um ein Statement zu setzen», sagt Engewald voller Überzeugung.

Ein Adventsmarkt soll alle versöhnen

Der Dialog will dennoch weitergeführt werden, betont Krattiger, der grosse Vermittler. Er hat bereits neue Pläne: Nachdem es im Herbst ruhiger werden wird, will er die Weihnachtszeit mit den Anwohnern gemeinsam zelebrieren. Ein Adventsmarkt soll gerade auch jene Parteien versöhnen, für die es in diesem Sommer zu ausgelassen geworden war. Eine Entschädigung der besinnlicheren Art quasi. Sieben Hütten sollen in der Rheingasse aufgestellt werden, Kerzen die Fenster beleuchten, ein Zirkuswagen der Robi-Spielaktionen die Kinder erfreuen.

Die Weiterentwicklung des Boulevards Rheingasse, sie scheint nicht aufzuhalten. Nur eins bleibt gleich: Das Ueli-Bier fliesst parallel zum Bach runter. 

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