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  • Anpassung des Community-Leitfadens: TagesWoche führt «Auszeit» ein

    Um den Kommentartitel von Angelo Rizzis zweitem Beitrag hier etwas weiter zu führen: In dünner Luft kann es zum Atembeschwerden kommen. 1. Vorneweg: Die TaWo-Redaktion hat natürlich ein "Hausrecht". Sie kann an sich auf ihren Communitysides verordnen, was sie mag oder will. Insofern ist es müssig, sich über irgendwelche "Regeln", die ja den Usern via Leitfaden usw. bekannt sind, aufzuregen. 2. "Zensur" ist in den meisten redaktionell betreuten Internetmedien bedeutend öfter im Spiel als oberflächlich wahrgenommen. Wenn beispielsweise tagesanzeiger.ch oder baz.ch einem kommentierenden User gerade mal 400 Zeichen für einen Kommentar zubilligen, dann ist klar: Man ist an selbständig erarbeiteten Beiträgen in solchen "Foren" von Redaktionsseite her gar nicht interessiert, sondern allenfalls an Zustimmung oder Ablehnung zu einem veröffentlichten Artikel. Diese Form von "Kommentierung" ist zwar mit dem Begriff "Zensur" nicht genau umschrieben. Aber es handelt sich selbstredend um eine heftige Zensurmaßnahme. Dasselbe gilt für die so genannte "Freischaltung" eines Kommentars durch eine Redaktion. 3. Das Experiment der TaWo bestand meiner Beobachtung nach bisher darin, den Communitymitgliedern einen mehr oder weniger unregulierten Raum anzubieten. Einen Diskursraum. Ich weiss aus meinem - deutschen, speziell dem medienverbundenen - Bekanntenkreis, dass dieses Experiment in einigen Redaktionen mit viel Interesse und Neugier beobachtet wird. Und zwar im Hinblick auf die Tatsache, dass sich die Printmediengeschichte rein technologisch begründet in einem nicht mehr aufhaltbaren Änderungsprozess mit unbekanntem "Ausgang" befindet. Die "freie Meinungsäusserung" ist zunehmend nicht mehr eine redaktionell verankerte. Der Zugang zu Nachrichten und Kommentaren ist jederzeit und global geöffnet. Die Reaktion darauf ist es ebenfalls. Das Experiment der TaWo bestand bisher darin, diesen Nachrichten- und Kommentarfluss nicht zu beeinflussen, abgesehen von einigen Eingriffen, welche Verleumdungen und üble Nachreden betrafen. 4. Ich würde die Entwicklung der TaWo in letzter Zeit als eine bezeichnen, welche sich von einer "Bewegung" zu einer "Institution" hin bewegt. Eine "Bewegung" kann unmittelbar Strömungen aufnehmen und "verwursten". Eine Institution sucht sich Abgrenzungen, sie gebiert vor allem immer wieder "Statut"- Erklärungen. Das Beispiel der Auflagenzahlen der TaWo gehört meiner Ansicht nach in die Kategorie "Institution". Das heisst: Die unmittelbare Experimentierfreude des Beginns der TaWo, auch garantiert durch eine Mäzenin, ist bis zu einem gewissen Grad offenbar erschöpft. "Man" muss sich als "gesellschaftsfähig" erweisen, das heisst: Auflagenzahlen, Einschaltquoten spielen eine größere Rolle als die Freude am Tun. Dass Auflagezahlen oder Einschaltquoten überall mit Vorsicht zu geniessen wären, ist in der jüngsten Diskussion über die TaWo-Verhaltensweisen diesbezüglich fast völlig untergegangen. 5. Ich verstehe das, was hier in Sachen "Leitfaden für User" vorgestellt wird, nicht als Förderung oder als Gewinn für die Debatte. Vielmehr vertreibt es meiner Ansicht nach jene Leser, Benutzer, eben User der TaWo, welche das Experiment mit ihren Diskursbeiträgen nebst vielen interessanten journalistischen Arbeiten der Redaktion erst zu einem - urbanen - Forum gemacht haben. Die Kommentarreaktionen auf den ausserordentlich fundierten und weitsichtigen Artikel von Georg Kreis zu den Folgen der "Maßeneinwanderungsinitiative" der SVP zeigen auch, dass sich viele User nicht mehr an Diskussionen beteiligen möchten, die jenseits sachlich-inhaltlicher Qualität stattfinden. Das hat auch damit zu tun, dass die Redaktion in letzter Zeit oft keine Leserkommentare mehr empfiehlt. Warum eigentlich nicht ? Dieses - sanfte - Mittel befördert Diskurse und stärkt User, welche sich die Mühe machen, zu argumentieren anstatt zu lamentieren. Ein weiteres, stärkeres Mittel, um gegen - ich benutzte das folgende Wort in diesem Zusammenhang bewusst - Meinungsmüll und PR-Agenturprofischreiber zur Zeit angewendet werden könnte, ist die Klarnamensverpflichtung. Die Redaktion kann bis zu einem gewissen Grad überprüfen, woher eine Mail kommt. Sie weiss, mit wem die Community es tatsächlich zu tun hat. Die User können das nicht. Die Redaktion kann durchaus auch Beiträge von Usern, welche mit Sachfragen oder mit Meinungsäusserung nichts, mit Hetze oder mit übler Nachrede aber viel oder ausschliesslich zu tun haben, löschen. Presserechtlich kann die Redaktion zudem jederzeit klarmachen, dass sie mit dem oder mit einem Inhalt eines Kommentars nicht einverstanden ist. 6. Statt "Statuten" zu produzieren, welche im übrigen, wie man überall beobachten kann, am laufenden Band an irgendwelche "neuen" Phänomene "angepasst" werden müssen, könnte die TaWo-Redaktion versuchen, ihre Internetaktivität so attraktiv aufrecht zu halten, wie sie damit gestartet ist. Das braucht manchmal etwas Mut, genauer: Zivilcourage. Hie und da wird sie dabei um eine klare Stellungsnahme nicht herumkommen - ob das nun "der" Community oder einzelnen Usern passt oder nicht. Wenn beispielsweise der Autor eines Artikels, den die TaWo-Redaktion um einen Beitrag gebeten hat, dessen Meinung sie teilt, auf unfl#tige Art beschimpft wird, kann sie ihre Position mit einfachen Mitteln klarmachen - und sie sollte es auch tun. Damit zeigt sie nämlich "Linie" in einem Meinungsstreit. Viel klarer, als wenn sie mit Leitfäden oder Netiquette-Korsetts hantiert. Was dann wiederum der Meinungsvielfalt und dem Diskurs dient und durchaus stilbildend für die TaWo sein könnte.

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  • EU sistiert Verhandlungen über «Horizon 2020» und «Erasmus+»

    Die Frage richtet sich nach dem Nick "Alex Schaub". Jedenfalls eine rund-um-die-Uhr-Dienstleisungsagentur.

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  • Kann Deutschland zwischen der Schweiz und der EU vermitteln?

    Zur Ergänzung Ihres Kenntnisstandes: 1. Übersicht über Bilaterale I und II: http://www.europa.admin.ch/themen/00499/00755/00757/?lang=de 2. Zur Personenfreizügigkeit im Besonderen: http://www.europa.admin.ch/themen/00499/00755/00759/index.html?lang=de Wörtlich daraus: "Das Übergangsregime sieht eine schrittweise und kontrollierte gegenseitige Öffnung der Arbeitsmärkte vor: Arbeitsmarktliche Beschränkungen (Inländervorrang, Kontingente, vorgängige Kontrolle der Lohn- und Arbeitsbedingungen) konnten bis zum 30. April 2011 weitergeführt werden. Während weiteren drei Jahren (bis 2014) kann eine Schutzklausel angerufen und können Kontingente wieder eingeführt werden, sollte die Zuwanderung unerwünscht hoch ausfallen." Die "Schutzklausel" kann bezüglich der Bilateralen I nicht mehr angerufen werden, weil sie 2014 weggefallen ist. 3. Zu den Bilateralen II: (gleiche Quelle wie für 2. ) "Infolge des EU-Beitritts von Bulgarien und Rumänien am 1. Januar 2007 haben die Schweiz und die EU in einem weiteren Protokoll zum Abkommen (Protokoll II) eine angemessene Übergangsregelung der Freizügigkeit auf diese beiden neuen EU-Staaten ausgehandelt. Während einer Übergangsfrist von höchstens sieben Jahren ab Inkrafttreten des Protokolls, ab dem 1. Juni 2009, gelten arbeitsmarktliche Zuwanderungsbeschränkungen (Inländervorrang, Kontingente, vorgängige Kontrolle der Lohn- und Arbeitsbedingungen). Anschliessend ermöglicht die Schutzklausel während weiteren drei Jahren, erneut Kontingente einzuführen. Das Parlament hat die Ausdehnung auf Bulgarien und Rumänien mit der Weiterführung der Freizügigkeit in einem Bundesbeschluss zusammengelegt und mit deutlichem Mehr genehmigt. Gegen diesen Beschluss wurde das Referendum ergriffen. Das Stimmvolk hat die Vorlage am 8. Februar 2009 mit 59,6% angenommen." Der Fachbegriff lautet: Ventilklausel. Das "Ventil" wäre geregelt und bezüglich Rumänien und Bulgarien bis 2018 verhandungsfrei anwendbar, für Kroatien wohl in entsprechenden Zeiträumen. Die SVP wollte keine Regelung, sondern einen Verfassungsartikel, um eben Verhandlungsinhalte diktieren zu können. Das mögen Sie gut finden. Es schwächt aber die Möglichkeiten der Schweizer Verhandlungsdiplomatie massiv ein. Ob Sie das nun anders sehen oder nicht - denn Ihre Meinung oder Ihre Interpretationskünste oder Ihr "Kenntnisstand" spielen dabei keine Rolle.

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  • Kann Deutschland zwischen der Schweiz und der EU vermitteln?

    Es ist schon verwunderlich, was "Alex Schaub" alles zweifelsfrei weiss. Er weiss scheinbar einfach alles. Und übersieht: Wenn die "Personenfreizügigkeit" nur in den Bilateralen I mit einer "Guillotine" versehen sind, heisst das nicht, dass diese "Personenfreizügigkeit" in den Verträgen, welche in den Bilateralen II versammelt sind, nicht gelten würden. Was in den Bilateralen I vereinbart wurde, war ein erster Schritt in einer Verhandlungsmasse. Dieser ersten Masse folgten die Bilateralen II, und dort gelten selbstredend die Vertragsbedingungen der Bilateralen I weiter. Wenn die Schweiz ein Vertragselement aus den beiden, schlussendlich ein ganzes bildenden Bilateralen herauslöst und wegen der angenommenen SVP-Initiative kündigen muss respektive neu verhandeln will, betrifft dies logischerweise eben ALLE Bilateralen. Und zwar automatisch, weil in allen die Personenfreizügigkeit Bestandteil ist. Da gibt es halt eben keine Rosinen, sondern ein Gesamtpaket.

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  • Kann Deutschland zwischen der Schweiz und der EU vermitteln?

    Dann zitieren Sie doch bitte einmal diese "vertragliche Vereinbarung" spezifisch zur "Freizügigkeit". Die Vertragsklausel bedeutet (immer...), dass selbstredend Vertragsteile gekündigt werden können - von beiden Vertragsseiten. Falls Sie die Vertragstexte nicht kennen sollten, finden Sie sie hier, allesamt aufgelistet und über PDF herunterladbar: http://www.admin.ch/opc/de/european-union/international-agreements/007.html Ich glaube, Sie haben nicht ganz begriffen, worum es an sich und im Grunde genommen geht: Es geht auf Seiten der EU um ein Grundelement der Gemeinschaft, das für sie nicht verhandelbar ist. Das Grundelement "Freizügigkeit" bedeutet anderseits aber nicht, dass die EU die Schweiz bei einer Kündigung der Freizügigkeit quasi zur persona non grata macht. Die EU wird einfach die bilateralen Verträge mit der Schweiz, welche rechtlich/vertraglich weit über einer reinen Handelsbeziehung angesiedelte Beziehungsstrukturen zwischen mit Nichtmitglied Schweiz und der EU sowie sämtlicher EU-Mitgliedstaaten sowie - das nur nebenbei bemerkt - auch der im EWR mit der EU strukturierten Beziehungen der drei übriggebliebenen EFTA-Staaten garantieren, kündigen (müssen). Nebenbei bemerkt: Weder Island und Norwegen noch Liechtenstein werden wegen schweizerischer Querelen über die Freizügigkeit den EWR verlassen. Dabei geht es nicht um "Demokratie", sondern um Recht. Recht gegen Willkür. Direkte Demokratie ist eine Form, wie man einen demokratische verfassten Rechtsstaat verändern kann. Mehr ist sie nicht. Sie ist im übrigen in Europa keineswegs auf die Schweiz beschränkt. In zahlreichen deutschen Bundesländern existiert beispielsweise ein allgemeines Initiativrecht für Bürgerinnen und Bürger auch auf Gesetzesebene, was "die Schweiz" auf Bundesebene bekanntlicherweise nicht kennt. Nun: Vielleicht überlegen Sie sich einmal in aller Nüchternheit und Ruhe, was die offensichtlich von vielen Stimmenden nicht berücksichtigten Folgen der angenommenen SVP-Initiative "gegen Masseneinwanderung" für die mittlere Zukunft der Schweiz so alles bringen respektive bedeuten könnte. Es ist etwas ganz anderes, wenn die Schweiz am Verhandlungstisch versucht, überbordende Folgen der Freizügigkeit einzufangen, als dass sie per Verfassungsartikel gezwungen ist, Kontingente für alle Arbeitnehmer aller EU-Staaten als Vorbedingung für Neuverhandlungen erklären zu müssen. Da gibt es dann nämlich von Seiten der Schweiz schlicht keinen Spielraum - ausser die "Kontingentgesetze" würden dem knapp angenommen Verfassungsartikel widersprechen. Darin besteht eben die Suppe, die Blocher und Co. gekocht und 50,3 % der Stimmenden geschluckt haben: Es gibt für alle bilateralen Verträge im Bereich der Menschen, die sie betreffen, für die Schweiz keine Verhandlungsmöglichkeiten, kein Vor- und Nachgeben mehr. Sei das nun Erasmus + oder sei dies Forschung, seien dies Industrie-Normenbestimmungen oder Nahrungsmittelqualitätsansprüche, Strommarkt oder sonst irgend etwas: Alles ist durchwoben von der Grundidee der EU: Rechtsgleichheit auf allen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ebenen für alle in der EU zu garantieren. Die Schweiz hat mit der EU aus EU-Sicht verstanden absolut privilegierte Beziehungen - dank der bilateralen Verträge, dank auch des Freihandelsabkommens (welche noch aus den funktionierenden EFTA-Zeiten stammt, aber keineswegs ausserhalb der Bilateralen angesiedelt ist - siehe EWR-Verträge diesbezüglich). Die Abschaffung dieser Privilegien macht die Schweiz für die EU wie bereits geschrieben nicht zur persona non grata, aber sie stellt die Schweiz ausserhalb Europas, wenn es gut geht nach einer gewissen Zeit etwa auf den Stand EU-China oder EU-Russland, jedenfalls schlechter gestellt als etwa das Verhältnis EU-Lomméstaaten oder EU-Türkei, EU-Israel usw. Natürlich funktioniert eine Institution wie die EU nie fehlerfrei oder gar problemlos. Selbstredend gilt diese Aussage aber auch auch für die Schweiz. Und: Natürlich besteht immer wieder Revisionsbedarf - schliesslich drehen sich die Zeitläufte und das Wissen nimmt zu und das Gestern nimmt ab... Was Sie und andere ständig übersehen: Die Bilateralen sind auf Drängen der Schweiz verhandelt worden. DAFÜR HATTE DIE SCHWEIZ - nach der Ablehnung des EWR-Betritts im Dezember 1992 - SEHR VIELE teilweise existentielle GRÜNDE. In vielerlei Hinsicht ist die EU der Schweiz weit entgegengekommen und hat deren Nichtmitgliedstatus entgegen erkennbarer eigener Interessen akzeptiert. Von "Diktat" zu reden zeigt nur, dass man von der ganzen Geschichte sehr sehr wenig Ahnung hat. (Wenn Blocher und Co. plus Weltwoche plus Herr Somm als BaZ-Chef diesbezüglich Gegenteiliges behaupten, heisst das noch lange nicht, dass deren Behauptungen richtig seien). So, das war's nun von meiner Seite. Mit freundlichem Gruß Alois-Karl Hürlimann

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  • Profitieren vom Erfolg – oder haften für die Pleite

    Lieber Herr Raaflaub Nun, Sie bezeichnen mich als "Kosmopolit", der im "Exil" lebt. Damit ist für Sie wohl erledigt, was dieser "Exilant" als Diskussionsbeitrag schreibt. Was mich aber nicht hindert, trotzdem mitzudiskutieren, wenn es um Schweizerisches geht. Auch, weil ich mehr als 35 Arbeitsjahre für "Schweizerisches" in der Schweiz gearbeitet habe und Bürger dieses Landes bin. Und: 400'000 Bürgerinnen und Bürger der Schweiz leben und arbeiten in Mitgliedsländern der EU. Angesichts der Zahl von knapp über 6 Millionen "echten" Schweizerinnen und Schweizern, welche in der Schweiz leben, ist das meiner Ansicht nach eine bemerkenswerte Anzahl. Sie spielte aber in der Auseinandersetzung um die SVP-Initiative "gegen Masseneinwanderung" keine Rolle. Genau so wenig wie die über 277'000 (3. Quartal 2013) Grenzgänger. Und so wenig wie die gesamte Problematik der sich rasch wandelnden "Arbeitswelt" insgesamt, welche mit Landesgrenzen immer weniger am Hut hat. Stattdessen stellen Sie fest, die Geschichte laufe in die falsche Richtung. Sie sagen allerdings nicht, wie für Sie die "richtige Richtung" aussehen sollte. Dafür stellen Sie fest: "Mein «Ja» ist ein Misstrauensvotum gegenüber unseren Eliten." Cornelius Bockemühl beschreibt einen Aspekt dieses "Elitären", der offensichtlich ist, den Sie aber zurückweisen, indem Sie sich als (notwendigen) Boten der Misstrauischen erklären. Bemerkenswert finde ich, wie wenig der durchaus feststellbare Wandel der Arbeitswelt in den Migrationsdebatten überall, wo diese stattfinden, bedacht wird. Die Dominanz der Schwerindustrie, der Maschinenindustrie, der Autoindustrie usw. ist in der europäischen Wirtschaft seit einiger Zeit in Frage gestellt. Gleichzeitig kann man wahrnehmen, wie Infrastruktur-, Kommunikations- und Bildungssegmente immer weitere Bereiche der Arbeitswelt beeinflussen. Das hat Auswirkungen auf Arbeitsweisen: Im Gegensatz zur Industrialisierungsepoche spielt der Ort, wo eine Arbeit geleistet wird, eine immer weniger bestimmende Rolle. Dasselbe gilt für die Kapitalbildung, welche notwendig ist, um ein Produkt zu entwickeln und danach herzustellen. Im allgemeinen spricht man diesbezüglich sehr ungenau von "Globalisierung". Diese Globalisierung findet aber nicht nur im Bereich der Kapitalbesorgung statt, sondern erst einmal vor allem dort, wo Ideen entwickelt, wo Forschung betrieben wird. Ideen und Forschung beruhen nicht auf Staatsgrenzen, sondern auf Innovationen zwischen Bildung, Ausbildung, Finanzierungsmöglichkeiten und der Fähigkeit, daraus Projekte zu entwickeln. Dafür braucht es Menschen. Viele Menschen. Weil die Arbeitswelt durch ihren Wandel auch komplexer geworden ist, spielt eine gewisse Flexibilität für die Menschen, welche sich in ihr bewegen, eine Rolle. Das ist natürlich mit Problemen behaftet. Das sozial-politische Hauptproblem könnte darin bestehen, dass es gleichzeitig viele ungleich zu gewichtende Probleme gibt. Noch eine Stufe höher in dieser Gemengenlage: Die Probleme existieren. Sie werden aber sowohl sozial als auch individuell keineswegs gleich gewichtet. Ein Beispiel: A, an der ETH und in den USA ausgebildeter Schweizer, arbeitet in Basel in der Pharmaforschung. Zusammen mit seiner Familie wohnt er in einem Einfamilienhaus in Magden. Er schätzt die Projektarbeit mit B., der aus Deutschland stammt, seit kurzer Zeit nahe beim Voltaplatz wohnt und mit ihm ein enges Arbeitsverhältnis pflegt. A braucht für seinen Weg zur Arbeit täglich 2 Stunden, B., der Ausländer, braucht dafür kaum 10 Gehminuten. B lebt alleine, A muss seine Familie "unterhalten". A fühlt sich an seinen Arbeitstagen auf seinem Weg zur Arbeit ständig unter einem Dichtestress: Entweder Stau, wenn er mit seinem Auto fährt, oder gutgefüllte Busse, S-Bahnen und Trams. B. kennt diesen Dichtestress nicht. Auch deshalb nicht, weil er sich die Miete für seine neue, bequeme Wohnung leisten kann, während A. mit etwa demselben Lohn auf seine Ausgaben bezüglich Wohnen und so weiter achten muss. Ein Alltagsproblem. Lässt es sich mit dem Hinweis auf "Eliten" lösen, indem man diesen Eliten das Stoppsignal setzt ? Indem man sagt: B. ist zwar da. Vielleicht geht B. eins Tages zurück nach Deutschland. Dann braucht es vielleicht C. Aber C. untersteht dannzumal einer Kontingentierung. Keine, welche sich durch die Projektarbeit ergeben würde, sondern eine staatliche. A. bemerkt, vielleicht bestürzt, dass er, will er seine Arbeit behalten, nicht mehr in Basel arbeiten kann, sondern zum Beispiel in Heidelberg oder in Strasbourg. Weil seine Pharmaforschungsfirma mehrere C.' braucht, um existieren zu können. Wegen der Kontingentierung weicht sie ins "gebildete" Ausland aus. Nicht mit ihrem Holdingsitz. Aber mit ihren Projekteinrichtungen. Die SVP-Initiative hat vorgegeben, dass Probleme jeglicher Art damit gelöst werden, dass man die Zuwanderung in die Schweiz kontingentiert. Sie, Herr Raaflaub, geben vor, dass "man" mit Hilfe der Ja-Stimme der Elite klar gemacht hat, "Teil dieses Staates" zu sein. Die Frage an Sie: Wie soll denn dieser Staat sein, damit sie sich als Teil davon erkennen? Mit "wieder, wieder, wieder" lösen Sie allenfalls bis zu einem gewissen Grad ein wenig ihre Wut auf Eliten. Das ist natürlich nicht nichts. Für Sie.

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  • Kommentarkultur – Raum schaffen für Debatte

    Liebe Frau Blanck Ja, ein "Word-Fenster" zu ermöglichen fände ich angenehm - so, wie es "kulturbetrachter" umschreibt. Zu den Trollen: Ohne Zweifel benutzen nebst individuellen Personen auch Institutionen, Parteien, Werbeunternehmen, vermutlich auch der eine oder andere Geheimdienst die Möglichkeit, sich mit Trollerallüren ins Szene zu setzen. Man erkennt "Institutionelles" diesbezüglich häufig daran, dass sie vor allem viel "Kurzes" in einen Stream setzen. "Kurzes", welche in Beschimpfung, übler Nachrede oder scheinbar "mutige" Parolengebilde, bestehend etwa aus "normalen Vorurteilen", die im Namen "des Volkes" oder "der Mehrheit" oder "des Westens", der "Umwelt", der "Geschichte" usw. erhoben werden. Ich denke, dass ein redaktionell gestaltetes und verantwortetes Medium in seinem Publikumsbereich online schon darauf achten soll - eigentlich achten muss -, dass die Meinungsäusserungsfreiheit gewährleistet ist. Trolle reklamieren zwar gerne ihre "Meinungsfreiheit", aber sie respektieren sie in ihrer Überzahl von allen, deren Meinung ihnen missfällt, überhaupt nicht. Zu den Klarnamen: Persönlich denke ich, dass Klarnamen sinnvoll sind. Ich kann mir aber vorstellen, dass es Situationen für viele Diskutantinnen und Diskurtanten gibt, welche einen Nick notwendig machen. Peinlich finde ich es allerdings, wenn Nick-Leute Klarnamenbenutzer unter Verwendung Einzelheiten aus deren Lebensumständen, deren Tätigkeiten usw. vorurteilserfüllt beschimpfen - aus ihrer Anonymität heraus. Diesbezüglich sind auch hier in der TaWo einige Spezialisten unterwegs. Diesen gegenüber seitens der Communityredaktion mit Streichungen entgegenzutreten schmälert die Meinungsfreiheit meines Ansicht nach in keiner Art und Weise.

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  • Deplatzierte Gedanken zum Volksentscheid

    50,3 % eines Ganzen sind knapp über dessen Hälfte. 50,3 % bezogen auf "das Volk" sind ebenfalls knapp dessen Hälfte. 50,3 % bezogen auf eine Abstimmung bedeutet eine sehr knappe "Mehrheit". 50,3 % sind keineswegs das Ganze. 50,3 % sind nicht "das Volk". 50,3 % % sind nicht "die" Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Wie begegnet man Leuten, die für ihre 50,3 % "das Volk" für sich in Anspruch nehmen? Wie begegnet man Leuten, die erklären, dieses ihr Volk habe die "einzig wirkliche" Demokratie gegen das Monster EU "verteidigt" ? Oder: Die EU müsse nun aber nullkommaplötzlich lernen, so zu sein wie dieses ihr Volk ? Vor allem dann, wenn man ausrechnet, dass die 50,3 % eigentlich nur etwa 26 - 27 % "des Volkes" sind, in dessen Namen von durchaus selbsternannten Volkserklärern hier eine Welt- und Landessicht dogmatisiert wird, die keiner einzigen sachlichen (jaja!) Überprüfung auch nur im Ansatz standhält. Satire ist dafür durchaus geeignet. Vor allem, weil sie sich real ergibt. Beck's Text tut gut.

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  • Fragen und Antworten zur Auflage der TagesWoche

    Das Ergebnis Ihrer "Aufklärung": (in der Zusammenfassung derselben durch Herrn Stucki): "wahscheinlich, scheint so, gehen wir mal davon aus, wäre es meines Erachtens ... etc." Ihr Perpetuum mobile zappelt zwar noch, aber es ist absehbar, dass es von seiner Energie abgekoppelt wird. Bald.

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  • Telebasel fragt – die TagesWoche antwortet

    Da ist mir am Ende meines letzten Kommentars einiges durcheinandergeraten. Sorry.

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