Auf der Suche nach der Siegerformel / NICHT PUBLIZIEREN

Das Transferkarussell hat auf hohen Touren gedreht beim FC Basel. Für Trainer Urs Fischer ist es noch komplizierter als vor Jahresfrist, rechtzeitig ein funktionierendes Team zu formen. Eine Bestandsaufnahme beim Schweizer Meister vor dem Saisonstart.

Trainingslager im Wallis: Trainer Urs Fischer (Mitte) vor der Mannschaft 

(Bild: freshfocus/Andy Mueller)

Das Transferkarussell hat auf hohen Touren gedreht beim FC Basel. Für Trainer Urs Fischer ist es noch komplizierter als vor Jahresfrist, rechtzeitig ein funktionierendes Team zu formen. Eine Bestandsaufnahme beim Schweizer Meister vor dem Saisonstart.

Es ist die 108. Saison, die der FC Basel laut Schweizer Fussballgeschichtsschreibung nächsten Sonntag in der höchsten Liga in Angriff nimmt. Und es soll ein aus Basler Perspektive besonderes Jahr werden, nachdem der Club zuletzt schon ausgiebig Aussergewöhnliches erlebt hat. Die Rekordserie ist auf sieben Meistertitel in Serie angewachsen, und gelingt die Fortsetzung ein weiteres Mal, und wird der FCB zum 20. Mal Schweizer Meister, verdient er sich einen zweiten Stern, den es pro zehn Titel gibt. Etwas, was bisher nur die Grasshoppers als Rekordmeister mit 27 Titeln auf ihrem Vereinslogo zelebrieren.

Anzeichen dafür, dass die Monotonie im Schweizer Clubfussball durchbrochen werden könnte, gibt es eine Woche vor dem Start der 14. Super-League-Saison keine. Der FC Basel zeichnet sich in der operativen Führung nach wie vor durch grosse Kontinuität und Zielstrebigkeit aus und geht mal wieder mit einem Meistertrainer auch in die darauffolgende Saison.

Für Urs Fischer war der 19. Meistertitel des FC Basel gleichzeitig der erste Titel überhaupt seiner langen Karriere als Rekordspieler der Nationalliga und als Trainer. Und er ist auf den Geschmack gekommen. «Einmal ist keinmal», hat er der TagesWoche im Meisterfrühling gesagt. Und auch der Hunger bei der Clubleitung scheint nicht gestillt. Noch in der Nacht, als der neu geschaffene Meisterkübel den Fans auf dem Barfüsserplatz präsentiert wurde, erklärte Präsident Bernhard Heusler «die Jagd eröffnet nach dem zweiten Stern».

14.07.2016; Crans Montana; Fussball Super League - Trainingslager FC Basel; Seydou Doumbia (Basel) im Gespraech mit Trainer Urs Fischer (Basel) (Andy Mueller/freshfocus)

Dafür bezahlt der FCB aber auch einen Preis. Kaum ist der Final der grossen Sommersause in Frankreich abgepfiffen, geht es in der Schweiz schon wieder los. Da liegen andere noch in der Hängematte. Die Bundesliga etwa – welch’ ein Segen! – beginnt erst in fünf Wochen.

Deshalb ist die Sommer-Vorbereitung für den FC Basel traditionell eine Angelegenheit unter speziellen Umständen. Quasi eine Patchwork-Arbeit mit ganz jungen Spielern aus dem eigenen Nachwuchs, die die Trainingslagergruppe auffüllen und sich Meriten verdienen können. Dazu trudelten diesmal die Nationalspieler erst nach und nach wieder ein, und im Halbwochen-Rhythmus kamen neu verpflichtete Spieler hinzu.

Die (vorerst) letzten waren Eder Balanta und Geoffroy Serey Dié. Balanta fällt die anspruchsvolle Aufgabe zu, die von Walter Samuel hinterlassene Lücke in der zentralen Verteidigung zu schliessen. Der 23-jährige Kolumbianer kommt von River Plate, was verdeutlicht, dass der FCB nicht nur Spieler an grosse Clubs verliert, sondern inzwischen dort auch selbst fündig wird.

FC Basel, 2016/17: Seydou Doumbia (links), Omar Gaber und Mohamed Elyounoussi

Auch Kevin Bua wird sich erst im neuen Umfeld adaptieren müssen. Dass sich der FCB aus der sportlichen Konkursmasse eines Absteigers bedient und einen der auffälligsten jungen Spieler der Vorsaison holt, ist nichts weiteres als kluge Geschäftspolitik. Dass er es beim Erzrivalen FC Zürich tut, ist dagegen aussergewöhnlich. Kein wirklich namhafter Wechsel ist da in den zurückliegenden Jahren erinnerlich, ein solcher muss nun von der Clubleitung eingefleischten Kurvenfans vermittelt werden.

Buas grosser Vorteil ist, dass er aus dem Jahr beim FC Zürich weiss, was auf ihn in der Super League zukommt. Wie selbstverständlich scheint das der hochveranlagte Omar Gaber zu schaffen. Der Ägypter profitiert einerseits davon, dass er vom Trainingsstart weg dabei ist und andererseits ist er wie seine Landsleute Mohamed Salah und Mohamed Elneny ein schlauer Kerl, der sehr schnell begriffen hat, was von ihm in Basel verlangt wird.



08.07.2016 FCB Campus , Saison 2016/2017 Herren Fussball Testspiel FC Basel - FC Lausanne Sport vl. Gusti Nussbaumer , Präsident Bernhard Heusler , Sportchef Georg Heitz , Medienchefin Andrea Roth , Kevin Bua und Andraz Sporar (FC Basel) (c) Manuel Geisser

Die von der Endlosbaustelle: FCB-Teammanager Gusti Nussbaumer (links), Präsident Bernhard Heusler (Dritter von links), daneben Sportdirektor Georg Heitz , Mediensprecherin Andrea Roth sowie Kevin Bua und Andraz Sporar am Rande des Testspiels gegen Lausanne. (Bild: Manuel Geisser)

Der Durchlauferhitzer läuft beim FC Basel also unverändert auf hohen Touren. Daran hat man sich in den vergangenen Jahren gewöhnen müssen. Nichts ist von Dauer. Vom Erfolg abgesehen. Sportdirektor Georg Heitz ist der Polier auf einer Endlosbaustelle namens Kaderplanung, der Konkurrenzkampf wird hochgehalten und Spieler, die nicht mithalten können, drohen vom sich in rasanter Fahrt bewegenden Wagen zu fallen.

Jean-Paul Boëtius etwa muss zusehen, dass er nicht zu einem zweiten Fall Kakitani wird. Und für die jungen, auf dem Campus ausgebildeten Spieler wird es nicht einfacher, einen Kaderplatz zu ergattern. Ausnahmetalente wie Breel Embolo scheinen jedenfalls im Moment nicht durch.

15.07.2016; Crans Montana; Fussball Super League - Trainingslager FC Basel; Kevin Bua (Basel) Eder Balanta (Basel) Matias Delgado (Basel) (Andy Mueller/freshfocus)

Die erste Nagelprobe für den FCB ist jedoch schon am Sonntag das Gastspiel von Sion (16 Uhr, St.-Jakob-Park), und noch hat sich keine glasklare Startelf herauskristallisiert. Fischer hat schon einmal seine Stimme nach innen (und wahrscheinlich auch nach aussen) warnend erhoben: «Es ist ein Trugschluss, dass man gegen Sion einfach auf den Knopf drückt und dann funktioniert es auf einmal.»

Das stellte sich vor Jahresfrist noch anders dar. Dass dem FCB die bisherigen Vorbereitungsspiele ergebnismässig nicht wie gewünscht gelungen sind, muss noch nichts bedeuten, zumal er durchweg gegen Profiteams testete und kein sonst üblicher Auftritt gegen einen Niederklassigen auf dem Land dabei war.

Nach der unterhaltsamen Generalprobe und dem 3:3 gegen den VfL Wolfsburg stehen unter dem Strich vier Niederlagen und zwei Unentschieden sowie im Schnitt 2,7 Gegentore. «Wir müssen noch wachsamer sein», fordert Urs Fischer. Es würde nicht wundern, wenn gegen Sion einige der EM-Fahrer auflaufen werden, deren Saisonpremiere später geplant war.

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Die wichtigsten Termine des FC Basel vor der Saison 2016/2017

Datum

Uhrzeit

Ort

Anlass

Sa, 25. Juni 15.30 Tiengen (D) Testspiel FCB–FC St. Gallen 2:4  » Bericht
25. Juni–2. Juli   Rottach-Egern (D)

Trainingslager

Fr, 1. Juli 17.30 Geretsried (D) Testspiel FCB-1860 München 1:1  » Bericht
Fr, 8. Juli 18.30 Nachwuchs-Campus Testspiel FCB–Lausanne-Sport 2:3  » Bericht
11.–15. Juli   Crans-Montana Trainingslager
13. Juli 19.00 Savièse Testspiel FCB–Zenit St. Petersburg 1:4  » Bericht
16. Juli 15.00 Montreux Testspiel FCB–Monaco 0:1  » Bericht
Di, 19. Juli 19.30 Basel, St.-Jakob-Park Testspiel FCB–VfL Wolfsburg
So, 24. Juli 16.00 Basel

Saisonstart FCB–FC Sion

So, 14. August 15.30 Rapperswil-Jona Schweizer Cup, 1. Runde
Do, 25. August     Auslosung Champions League

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