Fest steht, dass der Chor der Ökonomen global von einer durchgängig angestimmten Dissonanz geprägt ist. Für jede "Meinung" mehrere gleichzeitig in vielerlei unverständlichem Formelkram verpackte und sich bis in Details widersprechende Prophetenrechthabereien.
Ein Markt der Eitelkeiten, der Glaubensverkündung, der dogmatischen Rechthaberei.
Was etwas ausser der Betrachtung, welche Gerd Löhrer unternimmt, steht: Die undurchsichtig gehaltene strukturelle und finanzielle Vermischung der sich als Wissenschaft äussernden - auch universitären - Ökonomie mit "der" Wirtschaft.
In Deutschland beispielsweise werden zu jedem politischen Vorgang, der mit Finanzpolitik oder mit Wirtschaftspolitik zu tun hat, immer sofort jene "Stimmen" eingeholt, die angeblich wissenschaftliche Standards vertreten. Wenn etwa ein gesetzlicher Mindestlohn in die politischen Agenda gerät, erklären Dutzende Ökonomen fortlaufend, dies sei eine wachstumshemmende Idee. Oder sie behaupten, damit würden zukünftig Arbeitsplätze gefährdet. Zum gleichen Thema ertönen auch andere Meinungen . Aber diese werden meistens von einer an bewusst, gezielt orchestrierte Meinungsmache erinnernde Lautstärke von "anerkannten Ökonomen" übertönt.
Die alltäglich veröffentlichte Meinung bezüglich "Wirtschaft" ist durch eine eigenartig unkritische Haltung der Medien gegenüber Ökonomen ausgezeichnet, welchen man ohne grosse Anstrengung irrtümliche, ja faktisch gesehen falsche Evaluations- und Prognosebehauptungen zu Hauf nachweisen kann. Löhrer macht im Artikel darauf aufmerksam.
Deshalb die Frage: Was nützen all die staatlichen - also durch Steuern - bezahlten universitären Lehrstühle, Institute, Prognosestrukturen, wenn sie nachweislich in grossem Stil seit Jahrzehnten dazu beigetragen haben, dass ganze Gesellschaften (Staatsgesellschaften) in den Ruin getrieben werden ?
Genauer gefragt: Wem nützen diese Einrichtungen, wem nützt diese Professorengilde ?
Noch genauer gefragt:
Wer hat ein Interesse daran, dass ein längst aus jedem Ruder geratener Professorenchor sich (in Europa meistens) auf Staatskosten seinen dogmatisierten Unfehlbarkeitsritualen hingeben darf, wenn doch längst klar ist, dass deren Unfehlbarkeit schlicht nicht existiert ?
Eine denkbare Antwort:
Wer - meistens indirekt - zahlt, der befiehlt.
Die UBS bestellt oder bezahlt via "Fremdmittel" "Forschung" an staatlichen Universitäten. Sie würde nichts zahlen, wenn Forschungsergebnisse anders als für ihre Erwartungen nützlich ausfallen würden. Und das wissen alle Beteiligten ganz genau.
Auch dank solcher Zahlungsbeihilfe hat sich die universitäre "Ökonomie" etwa in Europa in den letzten 20, 30 Jahren unermesslich aufgeplustert. Sie beliefert fortlaufend jene neoliberale Ideologie eines angeblich nur unreguliert entfaltbaren "Marktes. Wobei man - mindestens - bezweifeln darf, ob die mathematischen Modelle, die dafür ins "Spielfeld" gezogen werden, überhaupt irgend eine reale Marktrealität abzubilden vermögen.
Jedenfalls sind sie sowohl bei der "New Economy" als auch im Bereich der durch eine nicht mehr fassbare Derivatenproduktion im Immobiliensektor, welche zur Weltfinanzkrise 2008 geführt hat, vollständig daneben gelegen, genauer: Sie sind falliert.
Was deren Verkünder nicht hindert, weiterhin mit Prophetengehabe aufzutreten und Unfehlbarkeit vorzuführen.
Es liegt auch an der demokratisch und rechtsstaatlich orientierten Politik, diesem Unwesen die Schranken zu weisen. Und es liegt sehr wohl an der medialen Nachrichtenwelt, der realen wirtschaftlichen Situation inhaltlich und sprachlich gerecht zu werden. Wäre dies heute der Fall, würde die Wirtschaft endlich wieder zu alltäglich realen Bedingungen wahrgenommen werden können.
Ein Beispiel: Täglich, ja stündlich werden überall durch Radio- und TV-Nachrichtenvermittlung Börsennachrichten verbreitet, so, als ob diese Spekulationsinstitutionen "die" Wirtschaft wären. Indem die veröffentlichte Nachrichtenwelt diesbezüglich weniger "aktuell" wäre, würde "Wirtschaft" vermutlich wieder eher als das wahrgenommen, was sie ist: Lebensgrundlage, Arbeitswelt, auch, jaja, Markt.
Ihre Bemerkung über einen Teil der Spekulation, welche "auch zu Gunsten unserer Rentenerwartungen betrieben wurde", finde ich bemerkenswert.
Tatsächlich sind riesige Geldsummen - eigentlich Sparguthaben aus Vorsorgeeinrichtungen, Pensions- und Lebensversicherungskassen usw. - inzwischen (nach der Hypothekarentzauberung, denke ich an die USA, an Spanien usw.) quasi der einzig realfinanzierte Grundbestand der Börsenspekulation. Gleichzeitig sind diese Guthaben in ihrer aktuellen als auch in ihrer längerfristigen Wertesituation der "Analyse"-Willkür der führenden Ratingagenturen ausgeliefert.
Da stellt sich die Frage:
Warum ist das so ?
Warum weiss man als durchschnittlich gebildeter Zeitgenosse nicht, was mit den (in der Schweiz immerhin zwangsweise eingezogenen) Pensionskassenbeiträgen der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im "Spielfeld" der globalen Spekulation geschieht ?
Jedenfalls sind die teilweise ungeheuerlichen Spekulationsrenditen, welche durch Pensionskassengelder mitangestiftet worden waren, vor 2008 keineswegs den Pensionskasseneinzahlern in Form von Rentenerhöhungen zu Gute gekommen. Sondern wem ?
Nach 2008 - im übrigen bereits früher immer wieder, sobald eine Spekulationsdelle aufgetreten ist - wurde dann von finanzkapitalistischer Seite die Unterkapitalisierung oder die Unterfinanzierung oder dergleichen Unter...mehr der Pensionskassen an den Pranger gestellt. Und die Politik machte und macht diese Sprachregulierung ständig brav mit.
Natürlich ist mir bekannt, dass kapitalisierte Renten auf Anlagen und daraus sich ergebenden Renditen in der Wirtschaft angewiesen sind.
Anderseits ist feststellbar, dass die VERANTWORTUNG, welche sowohl Pensionskassen als auch der Kapitalmarkt für "die" Wirtschaft und für die Bürgerinnen und Bürger haben, von global operierenden Großbanken und Finanz- sowie Versicherungsgesellschaften am laufenden Band NICHT wahrgenommen wird.
Letzteres hat mit "uns", mit Ihnen, mit mir, wenig bis nichts zu tun.
Offenkundig ist aus meiner Sicht allerdings, dass es bezüglich dieser Verantwortung an Regulierung mangelt. Regulierung, die es in der Schweiz vor 30 oder 40 Jahren sehr wohl noch gegeben hat.
Hier wirkt sich eine Ideologie aus, die mit der realen Wirtschaft sehr wenig zu tun hat.
Und: Hier muss Regulierung wieder stattfinden, denke ich.
Woran messen Sie "Scheitern", Herr Schäublin ?
Sie schreiben:
"Millionen von Arbeitslosen, Dumpinglöhne, Verelendung an der Peripherie. Eine indifferente, zahnlose Aussenpolitik, Kommissars-Mentalität und die sinnlose Verstrickung in aussereuropäische Bürgerkriege."
Mit anderen Worten: Weil die EU NICHT Nullprozent Arbeitslosigkeit ausweist, weil in der EU KEIN Einheitslohn ausbezahlt wird, weil in der EU KEINE einstimmige Aussenpolitik betrieben wird, weil handkehrum die EU-Kommissare mit ihren Exekutivfunktionen in diversen überstaatlichen Belangen NICHT beispielsweise direkt gewählt sind; und schliesslich: Weil die EU aussereuropäische Bürgerkriege NICHT verhindert, ist sie GESCHEITERT. Punkt und Basta.
Immerhin: Dass das "Primärziel" der europäischen Einigungspolitik, nämlich die Verhinderung von Kriegen in Europa, seit dem Beginn des europäsichen Einigungsprozesses, der mit der Montanunion im Frühjahr 1951 vertraglich begann, seither eingehalten worden sei, das konzidieren Sie dieser EU.
(Obwohl in der Folge von 1989 über ein Jahrzehnt lang in Balkan-Bürgerkriegen jenem eng gefassten Nationalismus gehuldigt wurde, der sprachlich in SVP-Kreisen alltäglich ist. Nun, das geschah ausserhalb der EU respektive der damaligen EWG).
Sie nehmen Maß. Woran?
Etwa an der Schweiz ?
Weil es in der Schweiz keine Dumpinglöhne gibt ?
Weil es in der Schweiz keinerlei Arbeitslosigkeit gibt ?
Weil die Schweiz eine selbstbewusste, allein von ihrer "humanitären Tradition" ausgehende Aussenpolitik betreibt ?
Weil weder Nestlé noch Glencore, weder UBS noch CS, weder (früher einmal) Bührle oder Pilatusflugzeugwerke noch Mowag und auch sonst irgend jemand aus der Schweiz hinaus in aussereuropäische Bürgerkriege verstrickt ist ?
Auf der anderen Seite ihrer Maßmedaille, auf der Seite der Realität, geht es oft drunter und drüber.
Richtig.
Auf der anderen Seite meiner hier kurz angetönten Schweiz-Medaille, also auf jener der schweizerischen Realität, geht es oft drunter und drüber.
Unrichtig ?
Festzuhalten ist:
Die Schweiz profitiert in großem Ausmaß von der realen Existenz der EU. Nicht bloss ökonomisch. Sondern beispielsweise auch bürgerrechtlich, sicherheitspolitisch, wirtschaftsrechtspolitisch, menschenrechtspolitisch, verkehrspolitisch, finanzpolitisch, bildungspolitisch, kulturpolitisch, arbeitsrechtlich und und und...
Die EU profitiert - gemessen an den tatsächlichen Größenordnungen, angefangen von den jeweiligen Einwohnerzahlen bis hin zu klimatischen Verhältnissen, bedeutend weniger existentiell als umgekehrt die Schweiz von ihr - von der Schweiz.
Was Sie als Maßstab verwenden, gehört in die Kategorie des Ungleichen im gleichen Zeitraum. Nun ist es aber so, dass das Ungleiche an sich auch eine Ungleichzeitigkeit in sich hat. Ungleichheit und Ungleichzeitigkeit erzeugen Spannungen. Spannungen, welche sich immer wieder entladen, welche im schlechten Fall zu Kriegen führen, in weniger schlechten Fällen zu politischen Krisen, welche mit Hilfe politischer Prozesse so gut es geht austariert werden müssen - damit Leib und Leben geschützt bleiben und nicht auf dem Altar nationalistischer Rechthaberei geschlachtet werden.
Genau das passiert in der EU.
Genau davon profitiert die Schweiz.
Genau hier steht die schweizerische Europa-Nachbarschaftspolitik heute vor Entscheidungen, welche über die absehbare Zukunft der nächsten Dekade bestimmen.
Wenn das Idealbild Europa nicht quasi über Nacht erreicht werden kann, ist es gut, dass man mindestens einiges, was im Idealbild vorkommt, festgehalten und immer weiter ausgebaut wird. So etwas nennt man einen politischen Prozess. Oder einen rechtspolitischen Prozess. Oder einen wirtschaftlichen Prozess. Rückschläge, Krisen, Sackgassen gehören dazu.
Und: Ein Ende ist nicht absehbar. Ein für allemal existiert als Lebensprozess nun einmal nicht, ausser man wird geboren und man stirbt eines Tages.
Insofern ist die EU nicht gescheitert.
(N.B.: Ohne EU geht das für die Schweiz zur Zeit und auf realistisch geschärften Blick in die nähere Zukunft nicht).
Erst einmal geht es in der bevorstehenden Abstimmung einzig darum, ob der Turm nun gebaut werden kann oder ob die Zonenänderung nicht bewilligt wird.
Der Rest von Spirgi's Artikelinhaltes ist, auch wenn er noch so bienenfleissig aufgearbeitet ist, unverbindlich und stellt im besten Fall (bezogen auf eine "Erhaltung") nachhaltiges Advokatenfutter dar.
Der Ausgang solcher Prozesse ist, vor allem, was die "integrale" Erhaltung der drei Häuser betrifft, nicht einfach "offen". Viel wahrscheinlicher ist, dass bezüglich des Ensembles in dannzumal anstehenden Prozessen auch die Umgebung eine Rolle spielen dürfte. Ein weites Feld für allerhand Gutachten. Denn diese Umgebung ist nun weiss Gott nicht "denkmalfördernd" aufgebaut. Man schaue sich nur einmal die dem Artikel vorangestellte Fotografie an.
Anders gesagt:
Wird der Turmbau abgelehnt, kommt also die Zonenänderung nicht zu Stande, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die drei Häuser stehen bleiben, keineswegs quasi von selber "hoch". Dies ist auch wegen des in der Schweiz geltenden Bodeneigentümerrechts von Belang. Man sollte dieses nicht unterschätzen, denke ich. Wenn ein Abrissgesuch und dann ein irgendwem ( dem "Durchschnittsgeschmack ?) gefälliges Neubauprojekt in Prozessmühlen gerät, kommt es auch darauf an, welche Seite das bald schmaler werdende Advokatenfutter besser nachfüttern kann - respektive, wer denn überhaupt prozessbefähigt sein wird..
Jetzt steht immerhin ein architektonisch interessantes Projekt zur Disposition. Ein Projekt, welches das Stadtbild für einige Zeit mitprägen kann - ob das nun allen gefällt oder nicht.
(An die Adresse von Herrn Schäublin: Natürlich war der Abriss des alten Stadttheaters seinerzeit fragwürdig und vielleicht auch sehr voreilig. Aber der Theaterplatz heute ist in vielerlei Hinsicht ein kleines urbanes Meisterwerk der Stadt-Architektur des 20. Jahrhunderts in der Schweiz).
Kurz:
Kommt dieses Projekt nicht zu Stande, kann man sich die Dutzendware, welche dann aufgebaut werden dürfte, ohne grosse Phantasieanstrengung lebhaft vorstellen.
Ich denke, darum geht es bei der Abstimmung - auch.
Leider konnte ich nicht teilnehmen - die Distanz Berlin-Basel wäre zwar mit einem Easyjet-Flug innerhalb einer Stunde zu überwinden, also, genauer, würde dank der Flughafenüberwachungsmeriten je eine etwa vierstündige An- und Rückreise erfordern. Aber eben...allein schon, wenn ich da die Hotelpreisliste in Basel konsultiere!
Wäre ich anwesend gewesen, hätte ich vermutlich auf das Votum von Herrn Nagy reagiert.
Etwa folgendermassen:
Dass sich die Realnachrichten- und die Medienwelt (ein und dasselbe geben die beiden Begriffe durchaus nicht her) in revolutionärem Wandel befindet, ist offensichtlich.
Allgemein, auch ausserhalb des Medienspezifikums, ist feststellbar:
Lokal und Global sind längst durcheinandergeratene, gleichzeitig total ineinander vermischte Größen.
Novartis beispielsweise war lokal einmal, es ist gerade mal 20 oder 25 Jahre her: CIBA, Geigy, Sandoz, europäisch ein Mischwarenkonzern mit Produkten aus allerlei chemischen Industrieprozessabläufen. Heute ist Novartis ein globaler Pharmariese und , beispielsweise, gleichzeitig ein lokaler Großarbeitgeber...
Ein "lokales" Pressemedium berichtet, indem es über Novartis in irgend einem Einzelfall Öffentlichkeit herstellt, immer gleichzeitig auch über einen Aspekt der wirtschaftlichen Globalisierung. Sei das nun, wenn über "Ausländer", etwa die herbeigewünschten "Expats", oder über andere Ausländer, etwa Flüchtlinge, welche eine Wirtschaftskrisenregion verlassen (müssen), weil dort Ressourcenraubbau durch "Globalplayer" betrieben wird, Öffentlichkeit hergestellt wird.
Ich hätte Herrn Nagy auf die Krisensituation bei der NZZ hingewiesen, welche sowohl im Print- als auch im Onlinebereich diesen Zusammenhang oft aus bloss einer Perspektive herzustellen versucht - und damit offensichtlich auch immer wieder scheitert. Ich hätte ihn gefragt, ob es nicht denkbar sei, dass Erkenntnisgewinn oft aus einer Gegnerschaft zu Praktiken globalisierter Staats- und Handels- respektive Börsengeschäftsspraktiken entstehen würde - siehe NSA.
Anders gesagt:
Ich finde die Entwicklung der TagesWoche im Verlauf der beiden letzten Jahre bemerkenswert. Und zwar gerade wegen ihrer Mischung aus Lokalem und Globalem. Denn diese Mischung, an der niemand vorbeikommt, die oder der sich für Öffentliches interessiert, ist in dem Sinn revolutionär, als deren Möglichkeiten für einen Einzelnen längst nicht mehr Schritt für Schritt lernbar, also evolutionär erfahrbar und erfassbar sind.
Eigenständigkeit entsteht entgegen der "Meinung" von PR-Bibeln und angewandter, sozialpsychologisch angereicherter Verkaufsstrategie nicht dadurch, dass man Nachrichten oder Meinungen möglichst glatt, ausgeebnet, widerspruchsfrei in schöne Geschichten verpackt, sondern dadurch, dass man enstandene Fragen zu beantworten sucht. Antworten sind dabei nicht gegeben (Was bei vielen herkömmlich arbeitenden Print- und Radio-oder TV-Medien nach anders gehandhabt wird, weil man bloss auf die gewünschten Antworten hin "recherchiert" oder kommentiert, etwa - lokal - bei der BaZ oder bei der NZZ, sobald es sich dort um Ökonomisches handelt). Wenn man sich in einen Dialog mit Nutzern begibt, weiss man nicht zum Vorneherein, was dabei herauskommt. Genau das ist die Stärke der TagesWoche und macht ihre Attraktivität aus.
Und noch etwas:
Die meisten lokalen Themata - bis hin zur Favela-Hüttengeschichte, zu Zwischennutzungsfragen, zu Stadtteilplanungen mitsamt Turmbauten oder Infrastrukturproblematiken usw. - der TagesWoche erlebe ich in verwandter Form auch als Berliner Geschichten.
Die Leistung der TagesWochenredaktion finde ich ziemlich am laufenden Band höchst professionell. Ich möchte sie auf jeden Fall nicht missen.
Sie können sich ja, vielleicht zusammen mit dem formidablen Parkplatzfreiheitskämpfer Spiess, ein anderes Stadion aussuchen, wo sie dann wild herumparkieren dürfen.
Zum Beispiel in Zürich.
Oder in Bern.
Oder doch nicht, weil es dort auch Parkierungsregulierungen gibt.
Dann sicher in Freiburg im Breisgau.
Aber nein, das geht auch nicht, dort kann man gar nicht parkieren.
Doch sicher in Gelterkinden oder vielleicht auch in Laufen.
Nur:
Dort spielt dann nicht der FCB, dort spielt nicht Chelsa oder gar Bayern München. Nun: Die fünfte oder siebte Liga hat ja auch ihre Reize, nicht wahr. Vor allem: Sie können mit ihrem Wagen direkt vor die Fussballwiese fahren. Kein Problem.
Einfach erst mal kurz überlegen und beispielsweise eine Rechnung aufmachen, bevor man die "Freiheit" des wilden Parkierens gegen die "Verbote" der bösen "Linken" samt ihren Gemeindepolizisten und Gemeindestraßenanwohnern per Kommentarschreiberei "verteidigt":
Wenn 30'000 Matchbesucher alle mit Privatwagen anreisen würden, sagen wir, großszügig gerechnet, jeweils zu viert in einem Auto, dann müssten etwa 7500 Parkplätze rund um den St.Jakobspark bereitstehen. Wenn, was eher der Fall ist, allerhöchstens 2 Passagiere pro Auto anfahren würden.... und so weiter.
Ich kenne keine Stadionvorlandschaft in grossen europäischen Fußballzentren, wo man so mir nichts dir nichts mit dem Privatwagen vor das Stadion fahren und gratis wild in irgendwelchen Wohnstraßen in der Umgebung parkieren kann respektive darf.
Hingegen kenne ich sehr viele lokale ÖV-Anstrengungen, um jeweils innert kürzester Zeit Zehntausende von Fans zum und vom Stadion wieder weg zu transportieren - was ja auch in Basel der Fall ist.
Kurz:
Der Inhalt Ihres Kommentars ist von ziemlichem Verhältnisblödsinn aufgefüllt.
In der schweizerischen Politik herrscht seit Jahrzehnten eine Art Quotenregelung: die so genannte Konkordanz ist im Grunde genommen ein strukturelles Quotenprogramm. Regierungszusammensetzungen, auch solche, welche durch Majorsverfahren gewählt werden, sind von Quotierungsansprüchen begleitet. "Als stärkste bürgerliche Partei haben wir Anspruch auf 2..." Man kennt diese Formulierungen. Sie gelten als "normal".
Offenkundig ist, dass Entscheidungsebenen in den meisten Ländern Europas nach wie vor von Männern bewohnt sind. Nicht, weil die jeweils fachlich erforderte Qualifikation bei der Gesamtheit der Männer besser wäre als jene der Gesamtheit der Frauen. Sondern aus Gewohnheit, die zuvorderst auf Karrierestufen-Strukturen beruht.
Allein was die "Gesamtwirtschaft" der letzten Jahrzehnte betrifft, sollte man bezüglich "Qualifikation" etwas vorsichtig sein: Wer hat uns denn vor und dann ab 2008 Lehman-Brothers und die Folgen eingebrockt ? Mir ist namentlich keine einzige Frau bekannt, die dafür an hervorragender Führungsstelle Verantwortung getragen hätte.
Daraus schliesse ich: Zwar spielt das Geschlecht, was wirtschaftliche oder politische Handlungen betrifft, kaum eine entscheidende Rolle bei denen, welche diese Handlungen begehen. Hingegen wird es eben dann doch geschlechterspezifisch, wenn ich sehe, WER da handelte und handelt. Es herrscht sehr wohl ein Quotenregime, allerdings eines, welches auf Ausschluss aufgebaut ist: Frauen sind erst mal ausgeschlossen.
Und diese Quotenregulierung zugunsten des männlichen Geschlechts kann nur durch eine Quote, welche den Einschluss des weiblichen Qualitätssegments erzwingt, korrigiert werden. Anders hat es bisher - wie man ohne grosse Anstrengung sehen kann - nicht geklappt.
Man stelle sich vor, Frau Merkel oder Herr Gauch oder der Bundesverteidigungsminister de Maizière würden in Deutschland, nachdem die NSA-Skandale sich reihenweise ins schlichte Totalunrecht Deutschlands hinein multiplizieren, erklären, sie lassen sich von "den Medien oder von 'empörten Parlamentariern' ihre "Traktandenliste" nicht vorschreiben:
Innert kürzester Zeit würden Rücktritte nicht bloss diskutiert, sondern - zu Recht - vollzogen werden.
Das Parlament hat auch in der Schweiz sowohl legislative als auch die Exekutive (also den Bundesrat) kontrollierende Aufgaben. Das Parlament ist das erstrangige Kontrollgremium der Regierung. Die deutschschweizerischen Medien, denen man gerne "die vierte Gewalt" attestiert, etwa wenn Blocher im "Interesse der Meinungsvielfalt" die BaZ zum Kampfblatt gegen eben diese Regierung oder Köppel die "Weltwoche" zum Skandalhersteller umfunktioniert gegen alles, was nicht in sein Weltbild passt, ebenfalls im -selbstdeklarierten- Interesse der Meinungsvielfalt, sind heute bezüglich dieses wirklich skandalösen Satzes von Maurer, soweit ich das online erfahren kann, von zahmer "Unaufgeregtheit" ähnlich jener von Maurer, befallen. Warum ?
Von aussen betrachtet ist auch im Bereich "Sicherheit" eine gewisse Weltfremdheit schweizerischer Weltsichten nicht zu übersehen: Sicherheitsinteressen der Exekutive (Bundesrat...) wie der Bürgerinnen und Bürger werden gleichgeschaltet und als rein territoriale Angelegenheit verstanden. Um sie wahrzunehmen, hat "man" die Armee und die "direkte Demokratie". Die Armee handelt eh "geheim", und ansonsten ist es "die Mehrheit", welche als "Souverän" bestimmt, wer was zu tun oder zu lassen hat. Den Rechtsstaat braucht man allenfalls für die Patente der schweizerischen "Weltwirtschaftsteilnahme (Nahrung, Pharma, Banken, Holdingspitzen). Alles andere ist lästig, weil "bürokratisch". Die einzige Bürokratie, die in diesem Zusammenhang nützlich ist: Überwachung all jener "Kreise", namentlich der "Linken" - zu denen man flugs alle zählt, welche überhaupt irgend etwas verlauten lassen, was nicht 100% den oben genannten "Interessen" dient, sichert den "Erfolg", manchmal "wirtschaftlich" genannt, manchmal "Unabhängigkeit", im Hintergrund immer mit "Sonderfall" ausgedacht. Insofern fühlt sich in Maurers Departement offensichtlich man den großgewordenen Brüdern in den USA und anderswo durchaus ebenbürtig und kann - siehe Maurer - die ganze Medienhype über die NSA und deren innerstaatlichen und völkerrechtlichen Rechtsbrüche nicht verstehen.
Oder:
Welchen Wert hat denn schon ein "empörter Parlamentarier" im Vergleich zu einem zufriedenen Steuerhinterzieher, der sich an den Gestaden eines lieblichen Schweizer Sees niedergelassen hat und sich hier vor dem Weltterrorismus sicher fühlt ! Dafür ist die Schweiz mit ihrer "humanitären Tradition" doch da!
Ich sehe es exakt so wie Sie.
Deshalb habe ich dieses Beispiel gewählt.
Der Lohn des abteilungsleitenden Professors ist mit Bestimmtheit nicht 12mal höher als jener beispielsweise des Ergotherapeuten.
Immer, wenn "die Wirtschaft" sich medial verbreitet, sind es vor allem Verbandsbosse und deren "Pressereferenten" oder "-sprecher", welche sich äussern - nicht nur in der Schweiz.
Worüber sie sich inhaltlich äussern ?
Bei genauerem Hinsehen und Hinhören entdeckt man praktisch jedes Mal dasselbe Nichts, welches zur Verkleidung der Ideologie benutzt wird, welche im Grunde genommen sehr einfach gestrickt erklärt, was "man" will: Das alleinige Sagen.
Nun geht es bei der 1:12 Initiative durchaus nicht um "die" Wirtschaft, sondern um die Löhne, welche sich gewisse Managementkreise aus "der" Unternehmerwirtschaft herausholen. Es geht um eine Auseinandersetzung darüber, was Arbeit wert ist. Anstelle des Begriffs „Arbeit“ könnte man natürlich auch einen Begriff wie „Leistung“ benutzen.
Ein Beispiel:
Vor einem Jahr lag ich wegen einer schweren Erkrankung drei Wochen lang in einem Berliner Krankenhaus. Ich wurde operiert und lag danach zuerst einige Tage auf der Intensivstation, danach rund zwei Wochen in der chirurgischen Abteilung. Vor der Operation wurde ich durch Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger betreut, Tag und Nacht. Die Operation wurde sehr präzise durchgeführt, durch eine Oberärztin, assistiert von Oberärzten und dem verantwortlichen Arzt für Anästhesie. Danach wurde ich wieder von Krankenpflegerinnen und Krankenpflegern betreut, rund um die Uhr, Tag und Nacht. Der Chef der chirurgischen Abteilung des Krankenhauses, ein Professor, besuchte mich einmal während einer Art Generalvisite. Begleitet wurde er von den Oberärzten, einigen Assistenzärzten und einigen Studierenden sowie zwei Pflegerinnen. Die beiden Pflegerinnen sowie die genannte operierende Oberärztin haben dem Professor meinen Operations- Und Heilungsverlauf dargestellt.
Den Heilungsprozess nach den ärztlichen Vorgaben verantwortlich zu gestalten oblag dem jeweils diensthabenden Stationsarzt und den Pflegekräften, in meinem Fall inklusive Diätköchin und einem Ergotherapeuten. Nach drei Wochen wurde ich einigermassen wiederhergestellt entlassen. Die nachfolgend während eines halben Jahres alle zwei Wochen ambulant durchgeführte und schliesslich erfolgreiche Chemotherapie fand in einer Spezialpraxis statt. Der Spezialarzt untersuchte mich während des gesamten Verfahrens zweimal, besuchte mich jeweils für einen Händedruck während der Therapiesitzungen und verfolgte selbstredend die Laboruntersuchungen, welche jedes Mal vor Beginn der Sitzung durchgeführt wurde – von Pflegerinnen und Laborantinnen, welche jeweils gleichzeitig etwa 10 Patientinnen und Patienten betreuten.
Kurz: Ich habe eine gut funktionierende Behandlung eines massiven gesundheitlichen Problems erlebt.
Interessant ist nun die Frage: Wie wird im Lohngefüge der beteiligten professionell handelnden Personen deren jeweilige Leistung bewertet ?
Besteht zwischen den einzelnen Personen, welche im Interesse von mir als dem Patienten zusammenarbeiten müssen – wobei jede Aufgabe innerhalb des Heilungsprozesses einen eigenen, sehr wohl unverzichtbaren Stellenwert aufweist – ein Verhältnis, welches angefangen vom jeweils individuellen Zeitaufwand über die notwendige Spezialisierung, aber auch der notwendigen Übersicht über das kurrative Verfahren, also eine Gesamtschau darüber, eine nachvollziehbare Lohn-Beziehung ?
Ich denke, bei der 1:12 Initiative geht es um diese Lohn – respektive Arbeitsbewertungsbeziehung.
Mit „der“ Wirtschaft hat das erst einmal nichts zu tun.
Mit der Selbsteinschätzung gewisser Managerkasten aber sehr viel.
Managerleistung in global handelnden Unternehmen (also etwa Novartis, Roche, Nestlé, Glencore, um einige Schweizer Beispiele zu nennen) wird seit Jahren nur an einem gemessen: An der vierteljährlichen Bilanzierung und der daraus abgeleiteten Bilanzanalysen. Diese Analysen beinhalten zuvorderst Renditeberechnungen – sowohl über das letzte Vierteljahr als auch in der Prognose für das nächste Vierteljahr. Viel mehr steckt trotz dem ganzen Brimborium, welches darüber veranstaltet wird, nicht dahinter. Die „Investoren“, heisst es, erwarten Rendite. Wer den „Börsenwert“ eines Unternehmens hochtreibt, ist ein „guter“ Manager, wird mit Boni belohnt und „gehalten“.
(Die Frage, wer denn da „investiert“, ist dabei natürlich weder gestellt noch gar beantwortet. Immerhin weiss man, dass es sich häufig um Fonds handelt, gespiesen oft genug durch Pensionskassen, Lebens- und anderen Versicherungen usw.).
Die Leistung zählt!
Ein „liberales“ Hauptkampfwort – auch in der Schweiz.
Frage: Welche Leistung ?
Oder, wiederum etwas anders formuliert : Wirtschaft betreiben wir alle, ohne Ausnahme. „Die“ Wirtschaft der Verbände, der Börsen, der Finanzkapitalspekulation ist auch Wirtschaft. Aber eben nur ein Teilaspekt – häufig genug ohne die kleinste Spur von Verantwortungsbewusstsein betrieben.
Das Verhältnis 1 (niedrigster in einem Unternehmen oder bei einem öffentlichen Arbeitgeber bezahlter Lohn) zu 12 (dem gleichenorts höchsten Lohn) ist keineswegs „absurd“, wie mein oben angeführtes Beispiel im Gesundheitswesen darstellt. Die Verantwortung über meine Gesundheit nämlich trug jede einzelne der an meiner Behandlung beteiligten Person durchaus existentiell, was meine Heilung betraf.